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Age of Conan

Ich backe mir ein MMORPG (Teil 2: Charaktergestaltung)

Spaghetti Bolognese gehört laut einer Umfrage eines bekannten Vorabend-TV-Magazins zu den beliebtesten Gerichten der Deutschen. Aber Hand aufs Herz: Jeden Tag Spaghetti Bolognese essen zu müssen lässt einem nach kürzester Zeit alleine beim Gedanken daran den Mageninhalt hochkommen. Abwechslung ist etwas, mit dem man zumindest mich immer sehr gut ködern kann, vor allem, wenn ich als aktive MMORPG-Spielerin über längere Zeit einen einzigen Charakter hochlevle, hege und pflege. Irgendwann möchte man doch zumindest etwas an der Optik verändern, ohne exorbitante Summen Ingame-Währung bezahlen zu müssen. 
Da solche Features aber längst nicht bei allen MMORPGs auf dem Markt zum Standard geworden sind, es sich aber viele Spieler wünschen, gebe ich heute einen Einblick in MMORPGs, deren Elemente mir hierbei am Besten gefallen haben.

Age of Conan
Der oft verspottete Erwachsenen-Titel geizt nicht mit nackter Haut, vor allem bei den weiblichen Charakteren. Wer einmal 'Conan the Barbarian' Filme gesehen hat, weiss, dass Rüstwerk weiblicher Charaktere dort allenfalls dekorativen Wert hat, und genau an diese Vorgabe haben sich auch die AoC-Entwickler Funcom gehalten. Doch AoC bietet gerade im Hinblick auf die Charaktererstellung mehr als nur schaukelnde, kaum bedeckte Brüste: Die Möglichkeiten, die Körperform zu beeinflussen, habe ich bislang bei keinem Konkurrenztitel gesehen. 


Neben den üblichen Optionen wie Augen- und Haarfarbe bietet AoC auch eine reichhaltige Auswahl an Körper- und Gesichts-Tattos und Gesichtsgrundformen. Danach beeinflusst man den Körperbau durch die Plazierung eines Markers zwischen den einander gegenüberliegenden Begriffen "dünn", "muskulös" und "stämmig" (auf dem Screenshot die das Dreieck links oben).
Aber auch die Körpergröße und der Klang der Charakterstimme kann ausgewählt werden - was selbst SW:ToR nicht anbietet, die Stimme des Charakters richtet sich dort nach Klasse und Geschlecht.


Wer es gerne noch feingranularer haben möchte, kann sich nun auch der Körperform zuwenden. Mit Reglern bestimmt man die Dicke der Schenkel, Arme, des Torso und natürlich bei weiblichen Charakteren der Brüste. Das Gesicht des Charakters erhält nun den letzten Schliff: Kinnlänge, Augenwinkel, die Höhe der Augen im Verhältnis zum Gesicht, Wangenknochenhöhe und vieles andere lässt sich hier einstellen und so aus dem Gesichts-Grundmodell ein individuelles Aussehen erschaffen.
AoC mag vielleicht schon einige Jahre auf dem Buckel haben und an vielen anderen Stellen seine Schwierigkeiten haben, doch der Charaktereditor gehört eindeutig nicht dazu!

The Secret World
Wann immer ich meinen Freund bei gemeinsam gezockten MMO's stöhnen höre, liegt es nicht etwa daran, dass ihm der Gearscore, ein Dungeon oder der letzte Raid nicht gefallen, nein, er jammert über das übervolle Bankfach, das durch die unterschiedlichen Outfits seiner Charaktere total vollgestopft ist. Ein Mann, den man im wirklichen Leben mit sanfter Gewalt zum Kleidungskauf überreden muss, ist im virtuellen Raum ein totales Fashion Victim, das sich seinen Bankfachplatzvorrat sehr genau einteilen muss, damit die schicke neue Klamotte auch noch hinein passt.
Genau an diesem Punkt setzt der Funcom-Titel "The Secret World" an, dessen Gegenwarts-/ Phantastiksetting viele Möglichkeiten für ausgefallene Bekleidung bietet. TSW koppelt die unselige Bindung von Kleidungsstücken an Stats nämlich vollkommen ab - die Optik des Charakters hat also nichts mehr mit dessen Ausrüstungswerten zu tun.


Gegenstände mit Ausrüstungs-Stats, welche die Stärke, Kampfkraft und Magiewerte des Charakters bestimmen, existieren im Spiel mit einer einfachen Grafik, die dem Spieler anzeigt, auf welchen der Ausrüstungsslots der Gegenstand gelegt werden muss (beispielsweise der 'Kopftalisman'). Diese Gegenstände kann man sich als Kleinkram vorstellen, den der Charakter eben so bei sich trägt, während er fiese Alptraumviecher vermöbelt - im Spiel selbst sieht man nur die Waffen am Charakter. Diese Gegenstände verbrauchen Inventarplätze wie gewohnt.
Wer seinem Charakter eine andere Bekleidung verpassen will, öffnet den Reiter "Garderobe" im Charakterscreen:


Geordnet nach den einzelnen Unterkategorien wie "Mäntel", "Hosen", etc. kann man dort sehen, was der Charakter aktuell trägt (hier: "Langer Ledermantel, weiß") und welche Gegenstände dieser Charakter noch besitzt. Ich möchte meinen Charakter umziehen und wähle die Kategorie "Uniformen", clicke die einzige an, die sie besitzt, und erhalte folgendes Ergebnis:


Damit zeige ich die Zugehörigkeit meines Charakters zur Fraktion der Illuminaten, deren Junioragentenuniform sie angelegt hat. An den Ausrüstungsgegenständen hat sich absolut nichts geändert. Der Clou: Die Garderobe verbraucht keine Inventarplätze, sondern wird gesondert aufbewahrt.
Neue Garderobenstücke kann man sich entweder für die Pay-Währung des Spiels in einem der Shops kaufen oder erhält sie beim Erreichen bestimmter Ziele, wie etwa dem erfolgreichen Absolvieren eines Raids, dem internen Rangaufstieg in der gewählten Fraktion oder dem vollständigen Ausskillen einer Fähigkeit - für lau! 

Gerade wenn ich bedenke, wieviele Kleidungsstücke meine Charaktere für's Rollenspiel bei SW:ToR oder Guild Wars 2 in ihrem Bankfach bunkern, wäre ich über eine solche Möglichkeit sehr, sehr froh. Kleines Manko: Die Gegenstände lassen sich farblich nicht anpassen - wer eine blaue Jacke kauft, hat diese nur in der Farbe blau im 'Schrank' und kann eine rote Jacke nur dann anziehen, wenn er sie kauft.
Weiteres Manko:Wer schauen will, wie die verschiedenen Kleidungsstücke am Charakter aussehen, muss sich durchclicken. Aber das ist angesichts des gesparten Platzes nun wirklich nicht so schlimm.

Guild Wars 2
Neben einem sehr vielseitigen Charakter-Erstellungseditor, der dem Spieler neben mehreren Körper-Grundformen und Grund-Köpfen auch feinere Einstellungsmöglichkeiten für das Aussehen des Gesichts bietet, zeigt sich die wahre Stärke des Spiels ingame. Mit ein bisschen Glück kann man bereits beim Nutzen der Sammelfertigkeit für Pflanzen oder im Loot besiegter Gegner Farbfläschchen finden, die man für den gewünschten Charakter in die Farbliste einpflegen kann.


Hier erscheinen die Farben mit einem kleinen Farbkästchen in der Liste, geordnet nach Seltenheit - doch auch eine kleine Palette an von Anfang an nutzbaren Farben wird dem Helden in die Hand gegeben. Möchte man an der Farbgestaltung der Heldenausrüstung etwas verändern, clickt man das gewünschte Ausrüstungsteil und die zu ändernde Farbfläche mit der gewünschten Farbe an - fertig. So kann man innerhalb kürzester Zeit und die entsprechenden Farben vorausgesetzt aus einem düster gekleideten Schattenschleicher optisch Paladin Sonne-scheint-Dir-aus-dem-Hintern machen. 
Farbfläschchen, die man doppelt hat, kann man entweder an eigene andere Charaktere weiterreichen oder sie im gameinternen Auktionshaus verkaufen - je nach Seltenheitsgrad kann man dabei auch richtig deftigen Gewinn einfahren.
Doch damit nicht genug: Fähige Köche können Pflanzen aus der gesamten Welt dazu nutzen, Farbfläschchen herzustellen:


Zwar braucht man für seltenere Farben auch entsprechende Mengen seltener Ressourcen, kann aber beim erhaltenen Endprodukt auch das Glück eines besonders seltenen Farbfläschchens haben - es ist ein bisschen wie eine Farb-Wundertüte, wenn man ein solches 'nicht identifiziertes Farbfläschchen' im Inventar hat ...

Eine weitere Neuerung bietet Guild Wars 2 vor allem Rollenspielern: Begibt sich ein Held nach dem Monsterschlacht-Tagewerk in eine gemütliche Taverne, um sein Überleben und den Gewinn zu feiern, wird er vielleicht nicht unbedingt waffenstarrend und hochgerüstet unter einfachem Volk sitzen wollen. Hierfür hat ArenaNet die Idee der "Stadtkleidung" eingeführt, die jeder Charakter von Spielbeginn an kostenfrei besitzt. Schaltet man im Charakterbildschirm von der Kampfausrüstung mittels Symbol auf Stadtkleidung um, trägt der Held bequeme Ausgehkleidung, die je nach Volk variiert. Schneller geht umziehen nun wirklich nicht! Hier ein Beispiel anhand eines meiner Norn-Charaktere:

Beim Tragen von Stadtkleidung ist der Charakter grundsätzlich ungerüstet und kann auch keine Waffe anlegen - das wird technisch unmöglich gemacht. 
Neue Stadtkleidung kann man durch das Ausgeben von Pay-Währung im entsprechenden ingame-Shop zukaufen, muss diese aber leider im Inventar oder den Inventarplätzen des Bankfachs aufbewahren.

Wenigstens ist es möglich, das beim Questen oder durch Handel verdiente Gold in die Pay-Währung des Spiels umzutauschen, sodass man auch ohne den Einsatz von realen Euros an schöne Kleidung gelangt.

Mein Fazit bislang:
Es gibt mehr Möglichkeiten als den klassischen WoW-Weg, Ausrüstung zwangsweise mit Stats zu koppeln. Es gibt mehr Möglichkeiten als nur ein einziges Farbschema für ein Ausrüstungsset zu nutzen, und vor allem: Spieler haben in der Regel Freude daran, ihre Charaktere optisch immer wieder anzupassen. Bei allen Spielen, die ich bisher online kennengelernt habe, wurden solche Möglichkeiten oft und gerne von Mitspielern benutzt.
Bitte, liebe Entwickler, mehr davon!

Über Gloria H. Manderfeld

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