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Rezension: Sissi die Vampirjägerin

In der Mitte des 19. Jahrhunderts steht Kaiser Franz-Joseph I. von Österreich vor so einigen Problemen. Politisch wird er von seiner Mutter, der Erzherzogin Sophie, bevormundet, bei seinem eigenen Volk ist er nicht besonders beliebt, ein glückloser Schneidergeselle versucht ihn umzubringen und zudem ist er ein Vampir.
Für die fürstlichen Vampire – so gut wie jeder einigermaßen ranghohe Adelige des Wiener Hofes ist ein Blutsauger - wird die Stimmung im revolutionär angeheizten Europa langsam brenzlig, nachdem die Geheimgesellschaft der Kinder Echnatons es bereits in Frankreich geschafft hat, in einem Volksaufstand sich der regierenden Elite zu entledigen.
So bleibt der findigen Sophie nur ein Ausweg – Franz-Jospehs Beliebtheit bei seinem Volk soll mit der passenden sterblichen Braut aufgebessert werden, die Auserkorene ist Prinzessin Néné, eine Tochter des Herzogs Max in Bayern.

Doch ahnt Sophie nicht, dass ihr entfernter Verwandter Max ein Mitglied der Kinder Echnatons ist und seine beiden Töchter Sissi und Néné als Vampirjägerinnen ausgebildet hat – der gebildeten, kultivierten Néné soll die schwere Aufgabe zuteil werden, nach ihrer Hochzeit mit Franz-Joseph das Vampirklüngel in Wien zu vernichten.
Noch bevor Franz-Joseph seine künftige Frau bei einem Ball kennenlernen kann, trifft er in der freien Natur auf die dort herumstreifende Sissi und verliebt sich in diese – und damit werden beide in einen Strudel der Ereignisse hineingerissen, den sie kaum kontrollieren können. Ein alter Feind erscheint auf der Bildfläche und verfolgt ganz eigene, perfide Pläne mit den Menschen in Europa …



Den Blickfang der Druckausgabe stellt das Cover mit einem um entscheidende Details ergänzten Portraitbild der Kaiserin von Franz Xaver Winterhalter dar – es macht neugierig, lässt allerdings auch auf mehr hoffen, als am Ende erfüllt wird. Wer jemals den Film 'Sissi – Schicksalsjahre einer Kaiserin' gesehen hat, wird die Handlung in vampir-abgewandelter Form sicherlich wiedererkennen. Eine wirkliche Auseinandersetzung mit den historischen Figuren Elisabeth und Franz-Joseph darf man bei diesem Buch nicht erwarten. Grundsätzlich ist dies nichts Schlechtes, für einen Roman, der auf einer Themenwelle wie den derzeit allgegenwärtigen Vampiren reitet, gelingt dies ganz gut.

Mal aus der Perspektive von Sissi, mal aus der Perspektive Franz-Josephs erzählt, werden beide Seiten des Konflikts beleuchtet und erfährt durch Zitate aus dem Buch von Herzog Max über den Kampf der Kinder Echnatons gegen die Vampire die Sichtweise der Geheimgesellschaft.
Die Vampire in diesem Roman sind geborene Blutsauger und werden nicht, wie es bei vielen anderen Welten der Fall ist, durch das Aussaugen erschaffen, sie können sich sogar fortpflanzen. Stellen Menschen zuviele neugierige Fragen, werden sie einfach 'betört' und verlieren nach dem Willen des Vampirs die Erinnerungen an eine bestimmte Szenerie oder Person, besonders mächtige Vampire können Menschen gar eine gänzlich andere Lebenssituation vorgaukeln.

Dagegen stehen die Menschen nur mit einem gut geschärften Arsenal verschiedenster Waffen, ihrem Willen zum Widerstand gegen die Vampire und ihrer schieren, überwältigenden Anzahl. Eine Grundkonstruktion, die für das Umfeld der Protagonisten Sinn macht und keiner weiteren Nachfragen bedarf, alles in allem eine sehr solide ausgearbeitete Idee der Autorin.
Hierbei endet die Menge der Innovationen leider auch schon, denn die Liebesgeschichte der beiden sehr ungleichen Adeligen Sissi und Franz-Joseph, Sissis Schwierigkeiten, sich an der Hofburg einzuleben, die allgemeine Stimmung unter den Adeligen, selbst das ständige 'Na bravo!' von Erzherzog Ferdinand sind nicht mehr als ein Aufguss der filmischen Vorlage.

Wirklich nervenzerfetzende Spannung kam bei der abenteuerlichen Reise des Kaiserpaares nach Versailles nicht auf, dafür beschäftigte sich die Autorin zu sehr mit dem Grundkonflikt der beiden gegensätzlichen Interessengemeinschaften, auch die Restriktionen, die sich Sissi durch ihr Handeln von den Kindern Echnatons letztendlich einfängt, scheinen verglichen mit dem martialischen Hintergrund-Informationstext sehr lau.
Generell wirkt Sissi als energische Soldatin im Dienste der Menschheit nicht ganz überzeugend, sie wirkt vielmehr wie eine übersteigert selbstsichere Person, sobald sie in einer Konfliktsituation steht – dagegen erscheint das Ringen Franz-Josephs mit seiner Stellung und seinem langen Nachgeben den Wünschen gegenüber Sophie weitaus glaubwürdiger.

Schade, dass gerade an den Stellen, die wirkliche Charakterentwicklung möglich gemacht hätten, nicht viel mehr geschieht als eine seichte Nacherzählung mit Vampirtouch, aus dieser ziemlich ausgefallenen Grundidee hätte man sehr viel mehr machen können.

Fazit: Unterhaltsam, verlässt aber leider die Grenzen einer Nacherzählung mit hinzugefügter Vampirkomponente nicht. Fünf von zehn möglichen Sternen.

Buchdetails:
Titel: Sissi die Vampirjägerin - Scheusalsjahre einer Kaiserin
Autor: Claudia Kern
Buch/Verlagsdaten: Panini Books; Auflage: 1 (15. Februar 2011), 316 Seiten, ISBN-13: 978-3833222542, 12,95 €

Diese Rezension ist auch bei fictionfantasy.de erschienen.

Über Gloria H. Manderfeld

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