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Buch

Rezension: Samsons sterbliche Geliebte

Samson Woodford, seines Zeichens erfolgreicher Geschäftsführer des Personenschutz-Unternehmen Scanguards, reich, ein begehrter Junggeselle und mehrere Jahrhunderte alter Vampir, hat seit einer großen Enttäuschung in der Liebe ein Problem: Er leidet unter Erektionsstörungen – was für ihn eine sehr große Belastung darstellt, da ausgiebige Erotikspiele einen sehr wichtigen Teil seines Untotendaseins darstellen. Auch sein auf Untote spezialisierter Psychater weiss sich keinen rechten Rat, bis der Zufall dem verzweifelten Vampir nachhilft. 

Am Abend seines Geburtstags wollen ihm seine Freunde mittels einer Vampir-Stripperin wieder zur ersehnten Liebestüchtigkeit verhelfen, doch stolpert ihm eine Sterbliche unversehens in die Arme – Buchprüferin Deliah Sheridan, die von einem Unbekannten überfallen wurde und sich mit viel Glück an Samsons Türschwelle retten kann. Dieser hält sie natürlich prompt für die Stripperin und muss feststellen, dass sie das Blut in seinen Adern zum Wallen bringt und sein Körper endlich wieder tut, was er tun soll – erst nach einigen Missverständnissen klärt sich die Situation auf und Samson lässt Deliah nach Hause bringen.

Auf den Rat seines Psychaters hin lädt er sie zu einem Date ein, um endgültig alle Männlichkeitsprobleme hinter sich lassen zu können, soll er mit ihr schlafen und sie dann vergessen, doch dies erweist sich als schwieriger als gedacht. Die beiden verfangen sich in einer starken gegenseitigen sexuellen Anziehung, die sie immer wieder zusammenführt, und schließlich muss Samson realisieren, dass sie für ihn weit mehr ist als nur eine Bettgeschichte – doch zeigt sich, dass sie ihn größerer Gefahr schwebt als bisher gedacht. 
Wieder versucht der Unbekannte, Deliahs habhaft zu werden, und während Samson noch versucht, sie zu beschützen, muss er, seine wahre Natur und die seines Umfelds vor ihr verbergen. Immer tiefer verstricken sich die beiden in die hinter allem lauernde Gefahr und plötzlich ist es nicht nur Deliahs Leben, das auf dem Spiel steht, sondern auch Samson wird in die Angelegenheit tiefer hineingezogen, als er es vermutet hätte …


Mit dem denkwürdigen Satz „Lass mich Deinen Schwanz lutschen“ beginnt dieser Roman und täuscht gelungen darüber hinweg, dass es sich im Grunde um einen umfangreich mit Erotik angereicherten Frauenroman handelt, welcher dem allgemeinen Vampir-Trend folgt. Dabei sind alle notwendigen Ingredienzien vorhanden, die man auch bei anderen Genrevertretern wie zB von Susan Elisabeth Philips, Meg Cabot oder Sophie Kinsella vorfinden kann: Ein überdurchschnittlich gut aussehender, überdurchschnittlich vermögender und überdurchschnittlich bindungswilliger Junggeselle trifft auf eine durchaus selbständige, hübsche, intelligente und damit als Identifikationsfigur für die überwiegend weibliche Leserschaft hervorragend geeignete junge Frau, die sich aus eigener Kraft langsam 'nach oben' arbeitet und, wie der männliche Hauptdarsteller auch, bisher eher weniger Glück in der Liebe hatte.
Dazu noch die Beigabe eines wohlmeinenden Freundeskreises einer der beiden Hauptfiguren (hier in Form der Vampire Aumary, dem besten Freund Samsons, Carl, dem immer loyalen Chauffeur-Butler, Thomas, dem schwulen IT-Spezialisten und anderen), eines Gift und Galle spuckenden, vollkommen selbstsüchtigen Gegenspielers (hier Samsons vampirischer Ex-Freundin Ilona) und eines Rätsels, das sich als roter Faden durch den Plot zieht und von Kapitel zu Kapitel genug Abwechslung verschafft, damit die Handlung nicht nur und ausschließlich aus Erotik besteht.

Überhaupt, die Erotik: Wer nach dem ersten Satz des Romans noch nicht ahnte, auf welchem sprachlichen Niveau sich fortan alle auch nur ansatzweise sexuellen Kontakte innerhalb des Romans bewegen würden, wird in den folgenden Kapiteln ausgiebig darüber belehrt. Ob dies nun an einer mangelhaften Übersetzung oder aber dem sprachlichen Niveau des englischen Originals liegt, dem sich die Übersetzerin nur angepasst hat, lässt sich nicht feststellen – Fakt ist, dass ein Leser, der die sehr direkte sprachliche Umsetzung des Liebesspiels nicht zu schätzen weiß, mit diesem Roman nicht allzu viel Freude haben wird. 
Dazu noch die schiere Menge der geschilderten erotischen Begegnungen, und man ertappt sich irgendwann dabei, etwas schneller zu blättern, wenn Samson und Deliah sich wieder in die Arme sinken, weil der Grad der Übersättigung mit Sex-Details schlichtweg erreicht wurde.

Dabei sind die Storyelemente an sich gar nicht so schlecht – Deliah arbeitet als freie Buchprüferin für Scanguards, ohne zu wissen, dass sie in den Armen des Geschäftsführers liegt, die allgegenwärtige Notwendigkeit Samsons, seine vampirische Natur vor Deliah zu verbergen, die langsame Wandlung in beider Verhältnis zueinander, die Hintergrundgeschichte um Ilona und die Grundkonstruktion der vampirischen Welt – sind unterhaltsam zu lesen, auch der Humor kommt als Stilmittel nicht zu kurz, die Nebenfiguren sind prägnant und interessant umschrieben, ihre Hintergrundgeschichten genug angedeutet, um neugierig zu machen.
Der Hauptfehler dieses Romans besteht letztendlich darin, die Balance zwischen Erotik und Reststory nicht wahren zu können, sodass sich die sexuelle Haupthandlung dominant vor alle anderen Storyelemente schiebt und die Chance vergibt, aus 'Samsons sterbliche Geliebte' mehr zu machen als nur einer schnell durchgelesenen Eintagsfliege.

Fazit: Durchaus kurzweiliger Frauenroman mit übermäßig hoher Sexdichte – allenfalls eine literarische Zwischenmahlzeit für nicht allzu Anspruchsvolle. Vier von zehn möglichen Punkten.

Buchdetails:
Reihe: Scanguards Vampire, Band 1
Titel: Samsons sterbliche Geliebte
Autor: Tina Folsom
Übersetzer: Angela Thiem
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 268 Seiten
Verlag: Kindle Edition, 2,99€

Über Gloria H. Manderfeld

2 Eure Meinung zu den Nerd-Gedanken:

  1. Eine interessante Rezension.
    Ich find die Konstellation 'Erotischer Frauenroman', rezensiert von einer Frau reizvoll.
    Und das Fazit.
    Im Endeffekt daraufhin nichts, was ich kaufen und/oder lesen würde.

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    1. Naja total schlecht war es nicht :D aber wenn ein Buch es echt mal schafft, dass ich anfange, die Sex-Szenen zu überblättern, weil es mir zuviel wird ... muss man das auch mal aussprechen :D

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