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Film

Rezension: Minions

Das schon seit vielen Jahrhunderten existierende Volk der pillenförmigen, gelben Minions hat ein Problem: Ohne einen Meister, dem es dienen kann, sind die Minions einfach nicht glücklich. Allerdings haben sie auch kein besonders großes Talent dabei, sich den Meister zu behalten, wenn sie denn einmal einen gefunden haben. Aus lauter Gutherzigkeit oder Trotteligkeit verursachten Unfälle, führten dazu, dass die Minions eine recht lange Zeit ohne bösen Meister am Rande des ewigen Eises dahinvegetieren mussten.
Doch einer unter ihnen fasst den Entschluss, einen passenden neuen Meister zu finden – der smarte Kevin, welcher darin das einzige Heil seines an Langeweile darbenden Volks sah. Begleitet vom rebellischen Stuart und dem enthusiastischen Bob (und seinem Teddybär), macht sich Kevin in die Welt der Menschen auf, um sein waghalsiges Unternehmen in die Tat umzusetzen. 

Mehr durch Zufall erfahren die drei Minions, welche 1968 in New York ankommen, von der in Orlando (Florida) imVerborgenen stattfindenden Villain Con. Auf dieser Messe treffen sich die Bösewichter der ganzen Welt einmal im Jahr, um sich auszutauschen und neue Impulse zu finden. Und dort soll auch die außergewöhnliche Scarlet Overkill anzutreffen sein, die erste weibliche Superschurkin, welche es geschafft hat, sich durch ihr außergewöhnliches Können aus der Masse ihrer männlichen Konkurrenten zu erheben. 
Praktisch, dass Scarlet Overkill bei dieser Villain Con neue Diener und Helfer sucht. Es gilt nur, einen Rubin direkt aus ihrer Hand zu stehlen, was sich für so manchen Möchtegern-Anhänger als reichlich schwierig erweist. 
Als Bob dies wider aller Erwartungen gelingt, nimmt die Superschurkin die Minions in ihre Dienste und betraut sie mit einer heiklen Aufgabe: sie sollen die Krone von Königin Elisabeth II. stehlen ...

Lange hatte ich auf diesen Film gewartet und sehr darauf gehofft, ein Werk von der unterhaltsamen Güte der beiden »Ich, einfach unverbesserlich«-Filme zu bekommen. Zu einem guten Teil hat sich das erfüllt, aber leider nicht ganz. Aber von Anfang an …
Der Film beginnt mit einer unterhaltsamen und kurzweiligen Schilderung der Geschichte des Minionvolks, welches sich schon von Anbeginn der Zeiten an damit beschäftigt hat, einem bösen Meister zu dienen – was auch einige Episoden der Menschheitsgeschichte amüsant beleuchtet. 

Die Minions finden zum ersten Mal ihr Lieblingsessen: BANANA!
Leider war für mich dieser Teil durch die Trailer schon sehr weitschweifig beleuchtet, sodass der Hauptwitz (die Minions finden zwar immer einen Meister, bringen diesen aber durch eigene Trotteligkeit und nicht weit genug ausgeführte Gedanken wieder um) sich nicht so gut entfalten konnte. Generell wurden durch die Trailer und sonstige Vorschau-Clips viele Teile der ersten zwanzig Minuten des Filmes weitreichend gespoilert, deswegen war bis zu Scarlet Overkills großem Auftritt auf der Villain Con die Spannung auch ziemlich raus.

Ab da jedoch blieb der Film für mich unterhaltsam und abwechslungsreich – es gab viele Wendungen beim Schicksal der drei sympathischen Minion-Helden, deren unterschiedliche Persönlichkeit sich in vielen Situationen passend gezeigt hat. Gerade Bobs freundliche Art, mit der er auch eine Ratte in Londons Kloake als Haustier gewinnen konnte oder er am Ende eine sehr nette Geste einem erbitterten Feind gegenüber ausführte, hat mich sehr für diesen Minion eingenommen. Aber auch Stuarts Heavy-Metal-Einlage wird sicherlich unvergessen bleiben, ebenso Kevins heldenhaftes Handeln, als seine Gefährten in Lebensgefahr geraten sind. 

Drei Minions auf der Suche nach passender Bekleidung...
Doch auch durch Scarlet Overkills reichlich zerrüttete Persönlichkeit und ihren Gentleman-Ehemann Herb, den groovy Erfinder ganz im Stil der bunten 60er Jahre, gelangt reichlich Farbe ins Geschehen und man möchte eigentlich noch mehr über dieses sehr unterschiedliche Paar erfahren, als einem der Film als Einblick gewährt.

Natürlich fehlen die klassischen Elemente einer temporeichen Komödie nicht – irrwitzige Gadgets, eine sehr abwechslungsreiche Flucht, ein bisschen Tragik und noch sehr viel mehr skurrile Ideen, die durch ein paar witzige Einblicke in die Menschheitsgeschichte und das Zeitgeschehen der 60er Jahre abgerundet werden (neben einem indirekten Auftritt der Beatles gibt es beispielsweise einen Ausschnitt aus dem Antikriegs-Hippie-Musical »Hair«, einen hintergründigen Witz auf Nixons Kosten). Der Film ist angereichert mit vielen liebevollen Details, die es einem nie langweilig machen, neue Szenen zu betrachten – aber dennoch fehlt dem Film ein bisschen der absolute Irrwitz, bei dem man aus dem Lachen nicht heraus kommt. 

Im bunten 1968 versucht Bob, bei einer Demonstration mitzumischen
»Minions« ist witzig, aber zu selten wirklich schreiend amüsant. In diesem Punkt bin ich im Rückblick auf den Film ein bisschen enttäuscht, da die Einleitung der Erzählung durch die vielen »Unfallideen« bei allen möglichen Bösewichtern der Geschichte sehr viel mehr Potential vermuten ließ. Auch der Endkampf geriet durch mangelnde Abwechslung ein bisschen fade, da hätte vielleicht ein paar mehr Gadgets oder in den Kampf eintretende dritte Personen noch mehr an Spannung, aber auch Amüsement erzielt werden können.

Versteht mich nicht falsch – ich habe mich die 90 Minuten Laufzeit gut amüsiert und bereue auch nicht, den Film im Kino und in 3D gesehen zu haben, aber er reicht leider nicht an die sehr runde Qualität und die Lachermenge der beiden »Ich, einfach unverbesserlich«-Filme heran.
Vielleicht liegt es auch daran, dass bei den beiden Hauptfilmen wesentlich mehr Charakterdynamik durch die verschiedenen Schurken, Zielsetzungen und ineinander verwobenen Storylines entsteht und hier die grundlegende Story (Minions suchen nach neuem Meister) relativ geradlinig und ohne viele Abweichungen durchgezogen wird.

Superschurkin Scarlet Overkill enthüllt ihre Pläne vor ihren neuen Helfern
Für ein Sequel ist der Film dennoch gelungen und kurzweilig, wer die Minions lieben gelernt hat, kann hier bedenkenlos Zeit und ein paar Euro investieren – und gerade Kinder dürften die knuffigen Helden und ihre Erlebnisse sicherlich lieben. Die mitreißende Filmmusik bietet echte 60er-Klassiker wie "Happy Together" der "The Turtles", "You really got me" der "The Kinks", "My Generation" von "The Who" oder "Mellow Yellow" von "Donovan", gibt zudem noch ein echtes Schmankerl auf die Ohren. Wer noch ein bisschen Einblick in die Geschichte der Minions mit ihrem späteren Meister Gru haben möchte, sollte übrigens zum Abspann nicht gleich aus dem Kino stürmen.

Fazit: Sieben von zehn möglichen Punkten. Eine witzige Story mit sympathischen Helden, die allerdings nicht an die »Ich, einfach unverbesserlich«-Hauptfilme heranreicht.

Filmdetails:
Titel: Minions
Originaltitel: Minions
Originalsprache: Englisch
Erscheinungsjahr: 2015
Länge: 91 Minuten
Altersfreigabe: FSK 0
Regie: Pierre Coffin, Kyle Balda
Sprecher: Pierre Coffin, Karolin Kebekus, Sascha Rotermund, Friedel Morgenstern, Ulrike Möckel, Oliver Rohrbeck

Über Gloria H. Manderfeld

2 Eure Meinung zu den Nerd-Gedanken:

  1. Mehr als das, was du beschrieben hast, habe ich irgendwie leider auch nicht erwartet - witzig ja, süß ja, der absolute Kracher - nein.
    Als Nebenfiguren in den Hauptfilmen waren sie ja genial, aber dann so ein eigener Film? Davon war ich nie so wirklich überzeugt. Vielleicht mache ich mir ja ein eigenes Bild, obwohl ich sowieso schon in so viele Filme möchte.

    LG,
    Alexandra zu growing-in-self-confidence.blogspot.de

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    1. Ach, ich bereue den Kinobesuch nicht - der Film hat Spaß gemacht, und es war ein netter Abend. :) In sofern taugt er durchaus, aber es ist halt nicht DER Kracher des Jahres. Da habe ich beispielsweise bei "Spy - Susan Cooper Undercover" deutlich mehr gelacht.

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