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Rezension: James Bond 007 - Spectre

Am farbenfrohen  »Dios de las Muertas«, dem »Tag der Toten« geht James Bond in Mexico City auf die Jagd nach einem mutmaßlichen Assassinen, den er schließlich im Gespräch mit anderen Terroristen antrifft. Beim Versuch, diese zu töten, um sie von einem Sprengstoffanschlag auf ein Stadion abzubringen, explodiert das Gebäude, in dem sich die Männer befinden und kollabiert wenig später.
Das Hauptziel, der Killer Marco Scierra, hat allerdings überlebt und entkommt aus dem zerstörten Haus, während Bond ihm dicht auf den Fersen bleibt. Scierra nutzt die vielen Feiernden auf den Straßen als Deckung, ohne Bond abschütteln zu können. Als Sciorro mit einem Helikopter entkommen möchte, der ihn auf einem der großen Festplätze abholt, nutzt Bond seine Chance und schafft es schließlich nach einem brandgefährlichen Kampf im fliegenden Hubschrauber, Sciorro zu töten.

Das bleibt jedoch auch von der Weltpresse nicht unbemerkt – zurück in London muss sich Bond vor seinem wenig erfreuten Chef M rechtfertigen, der zudem mit den Plänen der Regierung, MI5 und MI6 zusammen zu legen, irgendwie klar kommen muss. Der neue Leiter der »Joint Intelligence Service«, Max Denbigh, setzt M zudem in Kenntnis, dass mit der Einführung des »Nine Eyes«-Systems, das eine Informations- und Überwachungskooperation von neun Ländern, das Doppelnull-Programm eingestellt werden soll. M suspendiert Bond wegen dessen Handlungen in Mexico City vom Dienst, doch dieser denkt nicht daran, sich aus der Sache heraus zu halten.

Erst kurz vor Bonds Aufbruch wird klar, warum er sich in die Angelegenheit so verbissen hat – ein diesem posthum zugestelltes Video seiner früheren, auf Skyfall gestorbenen Chefin M weist den Agenten an, Sciorro zu töten und dann an dessen Beerdigung teilzunehmen, um einen Blick auf die Gäste werfen zu können. Doch als Bond nach Rom reist, um dieser Aufforderung nachzukommen, wird schnell klar, dass der wahre Gegner sich noch immer im Schatten verbirgt und der Agent bislang immer nur vage Hinweise erhalten hat, um wen es sich handelt...

Mit dem 24. Film aus der James-Bond-Reihe kehrt wieder Daniel Craig in der Titelrolle auf die Leinwand zurück und zeigt dem Zuschauer einen in so Manchem desillusionierten, aber dennoch nicht gebrochenen Helden. Erfreulicherweise ist immer wieder zu bemerken, dass die Ereignisse in Bonds Vergangenheit diesen beeinflussen, aber seine innere Haltung nicht dauerhaft ändern konnten – nämlich seinen Idealen und der Pflichterfüllung an England treu zu bleiben, was immer auch geschieht. So nähert sich Craigs Bond-Darstellung einmal mehr dem in den Büchern beschriebenen James Bond an, dem glücklicherweise einige sehr trockene Kommentare und amüsante Aktionen gegönnt wurden, sodass er nicht zu verbissen agiert.

Bond beim 'Spaziergang' durch Mexico City
Mit Monica Bellucci und Léa Seydoux erhält Craig zwei sehr unterschiedliche, aber auf ihre spezielle Art reizvolle Frauen als Bond-Girls an die Seite gestellt, die auch für die verkörperten Rollen passend gecastet wurden. Die leidenschaftliche Witwe (Belucci) und die tiefgründige Psychologin (Seydoux) zeigen beide Male moderne, emanzipierte Frauen, die sich mit Bond einlassen, weil sie es wollen – und nicht, weil es eben sein muss, damit irgendeine schicke Lady an Bonds Seite zu sehen ist.

 »Spectre« greift einige Handlungsfäden aus »A Quantum of Solace« und »Skyfall« wieder auf, doch sind diese Anleihen gering genug und werden zudem während der Story erklärt, sodass man auch als Nichtkenner der Vorgängerfilme ohne Schwierigkeiten dem Verlauf folgen kann. Schon im bondtypischen, sehr gelungenen Vorspann mit reichlich unbekleideten Damen erscheinen einige Bilder aus Bonds Vergangenheit, wenn man genau hinschaut, unterlegt vom Titelsong »Writings on the Wall« von Sam Smith.
Gegenüber den recht opulenten Melodien der Vorgängerfilme wirkt Smiths romantische Interpretation mit reichlichen Falsett-Passagen recht gewöhnungsbedürftig, ohne dass der Song deswegen schlecht wäre. Bedenkt man, dass in »Spectre« die überaus weltumspannende Verbrecherorganisation mitsamt ihrem Kopf Blofeld das Hauptthema darstellt, wirkt der Titelsong ein bisschen deplaziert, da er eher eine Stimmung erzeugt, die sich auf Bonds emotionale Verstrickungen konzentriert.

Spectre-Vollversammlung in Rom
Mit einem fließenden Wechsel an Locations und Farbpaletten nähert sich »Spectre« an die farbenfrohe Opulenz früherer Bond-Filme wieder an und sorgt für genug Abwechslung, sodass man sich auch an Szenen in der Wüste nicht zu schnell satt sieht. Gerade der Kontrast zwischen hellem Tageslicht und dunklen Innenräumen wird einige Male sehr geschickt eingesetzt, sodass man instinktiv blinzelt, wenn man als Zuschauer Bond aus einem Gebäude hinaus folgt. 
Auch die vorherrschende Stimmung bei den Protagonisten wird durch die Farbigkeit der Szenerie unterstrichen: während im Regierungsumfeld sehr nüchterne Töne vorherrschen und am Althaussee mit kargem Blau, Weiß und Grau gearbeitet wird, um Mr. Whites aussichtslose Lage zu illustrieren, erhalten Szenen zwischen Bond und Dr. Madeleine Swann sehr häufig warme Gelb- und Brauntöne, um deren Zuneigung zu unterstreichen. 

Wer Bond-Filme wegen der Action mag, wird auch bei »Spectre« nicht enttäuscht – gerade die Opening-Szene in Mexico City, bei der ein fulminanter Kampf im fliegenden Hubschrauber gezeigt wird, bei dem auch die Fliehkräfte eine große Rolle spielen, packt so richtig. Vor allem, wenn man die Menschen auf dem dicht bevölkerten Platz unter dem trudelnden Hubschrauber sieht, die angsterfüllt flüchten.

Max Denbigh, der redikale Neuerer
Auch im weiteren Verlauf des Filmes bekommen Actionfans einiges geboten – von der handfesten Auseinandersetzung mit dem Spectre-Unterschergen über wilde Autojagden bis hin zu einer ganz neu interpretierten Verfolgungsjagd mit dem Flugzeug, bei denen man sich zu Recht an den Ideenreichtum diverser älterer Bond-Filme erinnert fühlen darf.

Der Plot an sich ist simpel gestrickt – während in der Welt der Geheimdienste alle Zeichen auf unangenehmen Umbruch stehen, versucht Bond mit sehr wenig Unterstützung, da er vom Dienst suspendiert wurde, auf die Spur der Organisation »Spectre« zu setzen. Dabei erscheint die eigentliche Hauptfigur auf der Seite der Gegner, der von Christoph Waltz dargestellte Franz Oberhauser, erst sehr spät in die Erzählung eingeführt und behält seine Geheimnisse bis zur direkten Konfrontation im Angesicht zu Angesicht mit Bond.
Gegenüber früheren Bond-Filmen, in denen die Bösewichter sehr oft schon durch Einblicke für die Zuschauer im Zusammenspiel mit ihren Untergebenen eingeführt und durch die Inkompetenz dieser oft auch entmystifiziert wurden, bleibt Oberhauser bis zuletzt eine Figur, die sich nur schwer einschätzen lässt.

Rasante Verfolgungsjagd mit Hindernissen
Waltz verleiht seinem Charakter einen koboldhaften Charme, der Bond mit einem Lächeln auf den Lippen scheussliche Dinge antut, wirkt jedoch dadurch an einigen Stellen zu leichtgewichtig, zu wenig erfolgsorientiert und damit auch nicht so präsent wie beispielsweise Telly Savalas bei seiner Blofeld-Darstellung in »Im Geheimdienst Ihrer Majestät«. Waltz Blofeld-Interpretation wirkt nur durch indirekte Einflüsse auf Bond und legt nie selbst Hand an, wofür er in beste Oberschurken-Tradition zurückkehrt. Der Showdown in Blofelds Unterschlupf wirkt jedoch seltsam blass und kann in seiner Beiläufigkeit nicht wirklich punkten, sodass diese Szene nicht die gebührende, tiefgreifende Wirkung entwickeln kann.
Die Schlußszene lässt hoffen, dass Blofeld ein neuer Auftritt in einem kommenden Film beschert wird, da sie genug Möglichkeiten offen lässt, ihn zurückzuholen und Waltz dann auch durch mehr Screentime die Gelegenheit erhält, die Rolle mit mehr Eigenleben auszufüllen.

Wer das eher schleppende Erzähltempo von »Quantum Solace« negativ in Erinnerung hat, wird von »Spectre« sicher angenehm überrascht, ebenfalls von der sinnigen und gelungenen Einordnung in die fortlaufende Hintergrunderzählung, die bereits bei »Casino Royale« mit dem Wechsel zu einem neuen Bond-Darsteller angelegt wurde.

Bonds Helfer in der Not: Quartiermeister Q
Die Neuinterpretation und damit erfolgende Modernisierung von Nebenfiguren wie Geheimdienstchef M (Ralph Fiennes), Tüftler Q und dessen Assistentin Moneypenny wird ebenso geschickt weitergeführt, sodass man genügend Altbekanntes entdecken kann, um als Fan zufrieden zu sein, aber auch genügend Unterschiede zur früheren Rollendarstellung existieren, dass man immer wieder neu überrascht werden kann. Gerade M im Kampfmodus und beim Showdown mit »seinem« Gegner war herrlich zu beobachten, wenngleich ich den beiden Kontrahenten gerne in mehr knackigen Dialoge erlebt hätte – beide Schauspieler hätten dafür sicherlich das Können mitgebracht.

Fazit: Gelungener, rasanter Bond-Film, den man auch als Nicht-Fan bedenkenlos ansehen kann – dennoch mit ein paar Schwächen. Acht von zehn möglichen Punkten.

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Filmdetails:
Titel: James Bond 007 - Spectre
Originaltitel: Spectre
Originalsprache: Englisch
Erscheinungsjahr: 2015
Länge: 148 Minuten
Altersfreigabe: FSK 12
Regie: Sam Mendez
Darsteller: Daniel Craig, Léa Seydoux, Christoph Waltz, Ralph Fiennes, Ben Whishaw,  Naomie Harris, Monica Bellucci, Andrew Scott


Über Gloria H. Manderfeld

2 Eure Meinung zu den Nerd-Gedanken:

  1. Obwohl er allgemein gar nicht so gut abschneidet, mir gefiel er auch richtig gut!

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    1. Mein Fan-Herz wurde damit voll bedient ^^ aber hey, man darf ja auch mal eine Sondermeinung kultivieren ...

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