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Rezension: Rogue One: A Star Wars Story

Es steht schlecht um die Galaxis: Seit Imperator Palpatine und sein Imperium regieren und die Jedi gänzlich von der Bildfläche verschwunden scheinen, gibt es nur noch wenige, die es wagen, für die Freiheit der Völker aufzustehen und den Kampf gegen einen übermächtigen Gegner zu wagen. Nur ein sehr wild zusammengewürfelter Haufen Rebellen, welche sich auf dem Planeten Yavin 4 verbergen, suchen immer wieder nach Möglichkeiten, den kalten Griff Palpatines und seiner Vollstrecker um die Galaxis zu lockern. Als die Rebellen von Gerüchten hören, die von einer gewaltigen neuen Kampfstation sprechen, die im Auftrag des Imperators gebaut werden soll, suchen sie nach einer Möglichkeit, neue Unterstützer zu gewinnen.

Rebellen-Captain Cassian Andor wird gemeinsam mit dem umprogrammierten ehemaligen imperialen Kampfdroiden K-2SO ausgeschickt, um die junge Jyn Erso zu finden, von der sie sich einen sicheren Kontakt zum extremistischen Widerständler Saw Gerrera und seiner Zelle auf Jedha erhoffen. Gerrera soll dank eines imperialen Überläufers mehr über die gefürchtete Kampfstation wissen und scheint dadurch für den Erfolg der Rebellenallianz unabdingbar. Doch Jyn Erso schleppt eine düstere Vergangenheit mit sich herum: als Tochter des wichtigsten Ingenieurs der künftigen Superwaffe hat sie noch eine ganz eigene Rechnung mit dem Imperium offen, da es ihr schon in frühester Kindheit die Eltern genommen hat…


Mit »Rogue One – A Star Wars Story« beweisen Lucasfilms und Disney gleichermaßen Mut, vom bisherigen wohlbekannten Trilogie-Format abzuweichen und sich mit der Vorgeschichte zu Episode 4 zu beschäftigen. Natürlich weiß man als Fan bereits, dass es den eigenwilligen Helden am Ende gelingen wird, die Todessternpläne der Allianz zu übergeben, aber das ‚wie‘ ist spannend und abwechslungsreich in Szene gesetzt, sodass ich bis zum Ende des immerhin über zweistündigen Filmes mitgefiebert habe.
Der Film konzentriert sich im Blickwinkel auf die einfacheren Leute, welche weder durch Geburt, noch durch Machtfähigkeiten noch durch irgendeine extreme Sonderbegabung auf dem ‚großen‘ politischen Parkett mitspielen, sondern innerhalb einer immer feindlich werdenden Galaxis einen Weg für ihr eigenes Überleben und den Rückgewinn ihrer Freiheit suchen. 


Bunt gemischt tritt die Truppe der Widerständler auf: Jyn Erso (Felicity Jones) vollzieht überzeugend die Wandlung von der eigenbrötlerischen, verbitterten Kriminellen, welche nur für ihre eigenen Interessen lebt zu einer glühenden Kämpferin gegen das Imperium, als ihr Grund für den Widerstand sehr persönlich wird. Mit ihrem Kampfgeist und dem Wunsch danach, das Richtige auf die richtige Weise zu tun, kann sie letztlich auch Cassian Andor und andere Mitglieder der Rebellen inspirieren und mitreißen. Ihr Hauptkonflikt ist der in früher Kindheit erlebte Verlust ihrer Eltern, doch erwächst ihr daraus auch in entscheidenden Momenten jene Stärke, welche sie für ihr so schwieriges Vorhaben dringend braucht.

Cassian Andor (Diego Luna) erscheint als harter Kontrast zu Jyn Erso – unbedingt von der Richtigkeit seines Tuns überzeugt, beginnt er erst bei einem brutalen Befehl an seinem bisherigen Tun zu zweifeln und verändert sich im Laufe der Storyentwicklung zu einer besseren Variante seines Selbst. Seine ruhige Verlässlichkeit gleicht dabei auch Jyns Emotionalität aus. 
Für die Lacher des eigenwilligen Grund-Trios sorgen die Gespräche mit K-2SO, dessen Umprogrammierung einen recht trockenen Humor mit sich brachte und der einige wunderbar auf den Punkt gebrachte Sprüche klopfen darf. Schön fand ich zudem, dass der Droide nicht nur die Nebenrolle eines willfährtigen, nützlichen Handlangers ausfüllt, sondern auch die Gelegenheit zu echtem, heroischem Handeln erhält und somit deutlich gemacht wird, dass die Star-Wars-Roboter mehr sind als nur mechanische Konstrukte.


Vervollständigt wird die Truppe durch den imperialen Piloten Bodhi Rook (Riz Ahmed), der ihnen durch sein Wissen erst den Weg zu den Plänen eröffnet und sein früheres Leben als Loyalist hinter sich lassen will, den blinden Kampfmeister Chirrut Îmwe (Donnie Yen), dessen tiefes Vertrauen in das Wirken der Macht einen Schuss ‚Jedi‘ mit ins Spiel bringt und dessen Kampfgefährten Baze Malbus (Jiang Wen) die nötige massive Feuerkraft beisteuert. 
Leider bleiben diese drei so unterschiedlichen Figuren relativ blass, man erfährt weder etwas über ihre Herkunft, noch sonderlich viel über ihre Motivation, selbst ihre Namen konnte ich während des Films kaum behalten und musste sie für diese Rezension nachschlagen. Sicherlich fügen sie einiges an Farbe dem Team hinzu, aber ich hätte gerne mehr über diese Figuren erfahren, da sie sympathisch präsentiert waren und man selbst den Überläufer Rhook zu schätzen lernt.

Nicht wirklich zufrieden war ich mit dem Auftritt von Galen Erso (Mads Mikkelsen) und Saw Gerrera (Forest Whitaker). Man könnte meinen, dass diese beiden prestigeträchtigen Namen zwar eingekauft wurden, um dem Film auch die nötige Strahlkraft für Nichtfans zu vermitteln, aber beider Rollen blieben sehr inhaltsleer und erhielten viel zu wenig Screentime, um das Können beider Schauspieler wirklich abzurufen. Der durch Rachegelüste am Imperium und die unendliche Liebe zu seiner Tochter bestimmte Gutmensch Galen Erso bringt durch den nachvollziehbaren Grund für die extreme Schwachstelle des Todessterns zwar Sinn in den Plot und Episode 4, aber mehr bleibt von ihm leider nicht in der Erinnerung hängen.

Saw Gerrera fristet ein noch traurigeres Dasein, da er zwar die junge Jyn Erso retten und die Botschaft des Piloten entgegen nehmen darf, ab da dann aber nur noch als austauschbare Randfigur sein Dasein fristet, was angesichts seiner Einführung als extremistischer Widerständler einen sehr schalen Nachgeschmack hinterlässt. Da durfte Todesstern-Direktor Orson Krennic (Ben Mendelsohn) mit seinem machtgierigen, grausamen Auftreten weitaus mehr cholerisches Format beweisen und gibt einen glaubhaften Bösewicht, den man von Herzen verabscheuen darf.


Ich hätte mir beim Blick auf die Rebellenallianz zwar noch mehr unterschiedliche, bekannte Rassen wie die Twi‘lek, Zabrak, Mirialaner, Cathar oder ähnliche bei den führenden Köpfen gewünscht, aber hier war man sicherlich auch an die bei Episode 4 einstmals getroffene Auswahl an Anführern gebunden. Mon Mothma (Genevieve O‘Reilly), General Dodonna (Ian McElhinney) und Senator Bail Organa (Jimmy Smits) bieten hier eine überzeugende Leistung und beleben die altbekannten Figuren neu.
Gerade durch das harte Auftreten General Dodonnas und die kompromisslose Arbeitsweise von Cassian Andor wird das Gefühl einer überwältigenden Gefahrenlage, in der auch die ‚Guten‘ Blut an den Händen tragen, sehr gut transportiert und wirkt in jedem Moment nachvollziehbar. Andere Gastauftritte mit Fanservice-Grundgedanken hätte ich nicht zwingend gebraucht, um das klassische Star-Wars-Feeling zu bekommen (beispielsweise C-3PO und R2-D2 in der Basis auf Yavin 4), aber sie sind auch nicht störend aufgefallen.

Weitaus wichtiger sind hier jedoch die Auftritte des glänzend und gänsehautintensiv inszenierten Darth Vader (Stimme: James Earl Jones) und Gouverneur Willhuff Tarkin, der durch den Tod des ursprünglichen Schauspielers Peter Cushing nur noch als CGI-animierte Figur im Film erscheint. Es gab einige Einstellungen, in denen auch für einen Laien wie mich die Animation durch den nicht vollkommen realistischen Faltenwurf der Haut im Gesicht sichtbar wurde, aber im Großen und Ganzen war diese Figur gut umgesetzt und verbreitete den üblichen trockenen, pragmatischen Charme eines effizienten, lösungsorientierten Offiziers.


Gewohnt opulent präsentierte sich die orchestrale Klangkulisse, deren Qualität jedoch nicht an die einzigartigen Stücke von John Williams heranreichen kann. Dennoch passt alles zum Star-Wars-Gefühl, das einem auch durch die visuelle Präsentation der Raumschiffe, Schauplätze und der Ausstattung der Rollen und Settings gegenwärtig wird.
Die sehr unterschiedlichen Planeten wie Jedha mit seinen Wüsten und Felsformationen, das tropische Scarif und der verregnete, düstere Eadu bieten einen guten Einblick in die sehr vielfältige Star-Wars-Galaxis mit bunten wie abwechslungsreichen Schauplätzen, zwischen denen man zu Beginn der Story auch durch den Rückblick auf Jyns Vergangenheit ziemlich hin- und herspringt. Glücklicherweise gibt sich dieser schnelle Settingwechsel mit der Zeit und konzentriert sich auf die einzelnen Handlungsstränge der Widerständler-Gruppe um Jyn und Cassian, sodass nicht zu viel gleichzeitig behalten werden muss.

Eines meiner Highlights war die Raumschlacht um Scarif mitsamt dem Hammerhead-Manöver gegen die imperialen Sternenzerstörer. Auch wenn mein Herz immer mal wieder blutet, wenn Imperiale als unfähige Idioten in den Filmen dargestellt werden, dieses Manöver hat einfach hervorragend gepasst und entlarvte die imperialen Kommandanten nicht als Idioten, weil sie schlicht überrascht wurden. Auch der Bodenkampf auf Scarif verdient lobende Erwähnung für die packenden Einzelmomente, die dem Kampf ein realistisches Gesamtgefühl verleiht. Und: Endlich haben die Elitesoldaten des Imperiums, die Sturmtruppen, mit ihren Waffen etwas getroffen! Darauf warte ich seit zig Filmen...

In »Rogue One« wurde definitiv wieder mehr Krieg in den Krieg der Sterne hineingepackt, was der Dichte der Erzählung und dem Actionanteil definitiv zugute kommt, da man zwar auch ruhigere Momente erlebt, durch den durchgehend aufrecht erhaltenen Spannungsbogen aber nie Langeweile aufkommt.

Gerade dass die Handlung ein konsequentes Ende erhält, fühle ich mich als Zuschauer angesprochen und im nach Episode 7 vorhandenen Wunsch nach einer erwachseneren (wenngleich nicht anspruchsvollen) Story abgeholt. Seien wir ehrlich, ‚Widerständler suchen und finden die Todessternpläne und bringen sie der Allianz‘ ist kein besonders herausfordernder Plot, aber es wurde etwas unterhaltsames daraus gemacht, das man auch ein weiteres Mal anschauen kann. Ob dieser Film angesichts des Endes für Zwölfjährige wirklich geeignet ist, wage ich zu bezweifeln, hier entfernt sich Disney definitiv von leicht bekömmlicher Kuschelhandlung.

Fazit: Ein Muss für Fans und spannende Actionunterhaltung für alle anderen. Wer mehr ‚Krieg‘ im Krieg der Sterne mag, sollte diesen Film anschauen. Acht von zehn möglichen Punkten.

Filmdetails:
Titel: Rogue One: A Star Wars Story
Originaltitel: Rogue One: A Star Wars Story
Originalsprache: Englisch
Erscheinungsjahr: 2016
Länge: 132 Minuten
Altersfreigabe: FSK13
Regie: Gareth Edwards
Drehbuch: Chris Weitz, Tony Gilroy, John Knoll, Gary Whitta
Darsteller:  Felicity Jones, Diego Luna, Ben Mendelsohn, Donnie Yen, Mads Mikkelsen, Alan Tudyk, Jiang Wen, Forest Whitaker, Riz Ahmet, Genevieve O'Reilly, Ian McElhinney

Über Gloria H. Manderfeld

4 Eure Meinung zu den Nerd-Gedanken:

  1. Die Sturmtruppen sollen Eliteeinheiten darstellen? Dachte immer das sei nur Fußvolk.
    Ansonsten stimme ich deiner Review mit Ausnahme eines Punktes zu: Ich fand die musikalische Untermalung sehr, sehr störend. Es gibt mehrere Stellen in denen die Musik als klassisches "John Williams-Theme" beginnt und dann abrupt in etwas "Fremdes" umschwänkt. Das hat mich mehrere Male im Film irritiert und hat mich für diese Szenen komplett aus dem Star Wars Feeling rausgeworfen.

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    1. Eigentlich sind die Sturmtruppen die Elite - zumindest waren sie das laut den alten D20-Regelbüchern. Es gibt ja auch noch genug andere Militärs im Imperium, aber wann immer es darum ging, harte Ziele einzunehmen, wurden die Jungs in Weiß geschickt. Da weicht natürlich die Darstellung in den Filmen extrem ab (oder das RP-Regelwerk von den Filmen, je nachdem, wie man es sehen möchte^^).
      Störend empfand ich die Musik wirklich nicht - eben ein brauchbarer Klangteppich, der nicht zu sehr herausragte. Ich sehe schon, beim nochmaligen Gucken werde ich darauf ein bisschen mehr aufpassen müssen..

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  2. Ich fand den Film sehr gut.

    Vor allem die Hammerhead. Das Disney das Ding wirklich eingebaut hat, hat mich als Fan der alten Republik doch sehr gefreut.

    Und was das nicht treffen der Sturmtruppen angeht: das kann auch gewollt sein. Den Feind durch gezieltes Feuer in eine bestimmte Richtung lenken, ohne ihn zu eliminieren. Das mag jetzt vielleicht nicht auf alle Szenen zutreffen, aber solche Taktiken sollte man mal im Hinterkopf behalten.

    Die Musik fand ich teilweise gut, teilweise so naja. Aber wirklich störend fand ich sie jetzt nicht.

    Das einzige was ich überflüssig finde, ist die 3D Version des Filmes. Hat sich, meiner Meinung nach, absolut nicht gelohnt.

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    1. Bei der 'alten' Trilogie waren die Imperialen Sturmtruppen doch vor allem eins: Sobald einer der Rebellenhelden mit ins Spiel kam, waren sie Fallobst. Und auch davor stellten sie sich immer reichlich dämlich bei dem Versuch an, die Rebellen zu überwinden. Das würde ich jetzt nicht unbedingt als 'Taktik' verorten.
      Und ja, 3D hat sich jetzt nicht wirklich gelohnt - da wurde es bei Episode 7 besser eingesetzt (besonders bei dem wilden Flug des Millennium Falcon zu Anfang).

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