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Civilization

Vier mal 4X - meine Strategielieblinge

Wann immer ich mal abschalten will, zieht es mich in die Richtung der Strategiespiele - dort kann ich mich hemmungslos im kleinteiligen Verwalten aufhängen, mich herrlich über die KI aufregen, die mich fieserweise schon wieder überfällt oder mal ganz gemein einen Nachbarn mit Blut und Feuer überziehen, der mir schon lange auf die Nerven geht. 
Meine 4X-Lieblinge (explore, expand, exploit, exterminate) will ich euch deswegen heute vorstellen und euch gleichzeitig sagen, was mir daran gut gefällt - und was nicht: denn nur mit einem brauchbaren Bild könnt ihr selbst entscheiden, ob ihr euch das Game auch zulegen wollt oder ob es überhaupt was für euch ist.

Civilization 6

Bei der Civilization-Reihe bin ich Spielerin erster Stunde und habe mir die übliche 'nur noch eine Runde' Spielweise über Jahre hinweg angeeignet: kaum hat eine Partie begonnen, finde ich nur schwer ein Ende. Es ist aber auch zu verlockend, sich im Aufbau und der Verwaltung von Städten und dem Kriegsführen ein bisschen zu verlieren.

So spielt sich das Game:
Man wählt zu Spielbeginn eines der verfügbaren menschlichen Völker aus und steuert das Oberhaupt dieses Volkes. Jedes Volk hat einen bestimmten Vorteil, der sich in verschiedenen Phasen des Spiels auswirkt und die Spielweise damit anders gestalten kann. Mit einer Siedlereinheit sucht man sich einen geeigneten Platz zur Gründung der ersten Stadt der neuen Zivilisation und muss danach diese Stadt ausbauen, verteidigen und versuchen, sich in der Umgebung auszubreiten. In jeder Spielrunde hat man basierend auf aktiven Einheiten und Fortschritten eine bestimmte Menge an durchführbaren Aktionen. Beendet man die Spielrunde, sind die von der KI gesteuerten Gegner-Zivilisationen an der Reihe.
In meiner Stadt gibt es bereits zwei Weltwunder: die Pyramiden und die Felsenstadt Petra
Im neuesten Civ-Ableger Civilization 6 muss man gleichzeitig die Entwicklung der eigenen Zivilisation in den Bereichen Kultur, Forschung, Glauben und Militär im Auge behalten, die Welt erkunden und mit benachbarten Völkern diplomatisch interagieren. Durch den Bau von Wundern und der Erlangung verschiedener kleiner Ziele (beispielsweise: Baue eine Stadt an der Küste / töte drei Barbareneinheiten mit einer Bogenschützeneinheit etc.) schreitet man in der Forschung, aber auch in der Entwicklung der eigenen Zivilisation schneller voran.
Erst durch den Ausbau der eigenen Städte mittels spezialisierter Stadtviertel kann man in den entsprechenden Ausrichtungen viel erreichen - wer gerne forscht, muss sich also bald um ein Wissenschaftsviertel bemühen, eine Entwicklung einer eigenen Glaubensrichtung wird ohne Tempelbezirk nichts und ein Industrieviertel beschleunigt enorm die Bauzeiten.
Die überall auf der Karte angesiedelten Stadtstaaten bieten sich als Handelspartner an und geben verschiedene Boni, wenn man mit ihnen längerfristig diplomatisch interagiert, sodass der eigene Spielstil unterstützt wird. Barbarenlager, welche regelmäßig Truppen entsenden, müssen zerstört werden, um die Ausbreitung der eigenen Zivilisation abzusichern, denn ihre Späher verraten den Standort der eigenen Städte an ihre Krieger.

Konflikte mit den Gegner-Zivilisationen entstehen, wenn man die jeweilige Agenda des Oberhauptes durchkreuzt (Friedrich Barbarossa mag es zB nicht, wenn man viel mit Stadtstaaten interagiert, Gandhi verurteilt Kriegstreiber,  Peter der Große verachtet Zivilisationen, die wenig Kultur besitzen, usw.) oder sich zu langsam oder zu stark entwickelt, sodass einen andere als Opfer oder herausfordernden Gegner betrachten - hier kann es durchaus passieren, dass sich mehrere Computergegner zusammenrotten, um die vermeintliche Gefahr zu bekämpfen.

Positives an Civilization 6: Die große Auswahl an Völkern mit sehr unterschiedlichen Fähigkeiten lädt zum Ausprobieren ein und ermöglicht es, einen eigenen Spielstil zu entwickeln, der durch die volkseigenen Boni unterstützt wird.
Mit der etwas verspielteren, comichafteren Grafik wirkt das Spiel sehr rund und harmonisch gestaltet, die Mimik und Gestik der Oberhäupter karikiert diese auf humoristische Art und Weise. Durch die Wahl unterschiedlicher Spielschwerpunkte verändert sich auch die Spielweise und stellt den Spieler damit vor neue Herausforderungen.
Während sich die Zivilisation entwickelt, müssen immer mehr Dinge beachtet werden, sodass der Einstieg relativ simpel vonstatten geht, ein Sieg jedoch Können und Planung erfordert, da das Spiel sehr schnell recht komplex wird. Die Mechanik der Stadtviertel setzt einen neuen Schwerpunkt auf den Standort aller errichteten Städte und unterstützt es, diese in verschiedene Richtungen zu spezialisieren. Durch die geschickte Nutzung von Handel und Religion kann eine Zivilisation einen Vorsprung vor ihren Gegnern erlangen und damit einen Sieg erleichtern.

Negatives an Civilization 6: Das Benutzerinterface ist ziemlich komplex geraten und erfordert eine Menge Einarbeitung, bis man wirklich alles findet, was man finden möchte. Die ingame vorhandene Hilfefunktion in Form der "Civiliopädie" mit Nachschlagewerk ist undurchsichtig gestaltet und bietet bei weitem nicht alle nötigen Informationen. 
Durch die Wichtigkeit eines guten Standortes für Städte gerät man leicht in Nachteil gegenüber den KI-Gegnern, falls der erste Startpunkt für die eigene Zivilisation wenig Ressourcen bietet. Die KI-Gegner verhalten sich teilweise recht willkürlich und fallen dem Spieler gern mal in den Rücken, stellen sich beim Kriegführen jedoch nicht sonderlich geschickt an. Das diplomatische Mittel der Denunziation scheint wenig Gewicht zu haben, wird aber von KI-Gegnern überproportional benutzt. Barbaren erweisen sich bei Civ6 als echte Plage, die man, wenn sie im Spiel aktiviert sind, am besten so schnell wie möglich ausrottet, da sie irgendwann auch fortschrittliche Einheiten produzieren und damit zu einer echten Herausforderung werden. Im Midgame, wenn man mit vielen KI-Gegnern spielt, musste ich zudem feststellen, dass die Berechnung neuer Runden irgendwann immer länger dauert, das stört den Spielfluss gewaltig.

Crusader Kings II 

In "Crusader Kings II" bewegt man sich je nach gewähltem Startpunkt im Früh- Hoch- oder Spätmittelalter und bekommt so nicht nur einen Einblick in die komplexen Länder- und Herrschaftsstrukturen der damaligen Zeit, sondern kann auch selbst versuchen, es besser zu machen als so mancher Anführer, der am Erobern seiner Nachbarländer scheiterte.

So spielt sich das Game: Man wählt den Startzeitpunkt aus, zu welchem man das Spiel beginnen möchte und sucht sich dann je nach Gusto einen Herrscher aus: Könige und Kaiser beherrschen zwar viel Land, erfordern aber sehr viel diplomatisches Handeln und das Zufriedenstellen der untertanen Adeligen, sodass man vieles gleichzeitig im Auge behalten muss. Grafen oder Barone beherrschen weniger Land und haben weniger Einfluss, müssen aber gleichzeitig auch an weniger 'Baustellen' aktiv tätig sein - je nach der Menge der Untergebenen, Ausbaustand der eigenen Ländereien und damit Steuerzahler bemisst sich das Einkommen, mit dem man wirtschaften kann und die Menge der aushebbaren Soldaten im Kriegsfall. Will man neue Ländereien für sich requirieren, muss man dies meist diplomatisch vorbereiten und dann erfolgreich militärisch durchsetzen. Das Spiel läuft in 'Echtzeit' ab, das heisst, man kann die Geschwindigkeit vergrößern oder verringern oder pausieren - aber alle KI-Gegner handeln gleichzeitig zum Spieler.
Ein Krieg in Norwegen steht an - der Prinz zieht seine Truppen zusammen
Als Spieler verkörpert man das jeweilige Oberhaupt der gewählten Ländereien, sorgt für eine Verheiratung, Nachwuchs und dafür, dass der Nachwuchs ausgebildet und beschützt wird, um irgendwann die Nachfolge des Spielercharakters anzutreten - denn bei CKII dreht sich alles um die jeweilige Dynastie. Alle beteiligten Charaktere, egal ob Spielerchar oder NPCs, mit denen man interagiert, besitzen Charaktermerkmale und Fähigkeiten, welche man beim Spielercharakter zudem trainieren kann, um seine Werte zu verbessern (hohe Werte in Kriegsführung erleichtern das Schlachtführen, gute Verwalter erwirtschaften mehr Steuereinnahmen, etc.)

Wer ein erfolgreicher Herrscher sein möchte, muss sich sowohl mit den Personen über wie auch jenen unter sich  auf der sozialen Rangordnung gutstellen: ein dem eigenen Charakter geneigter Fürst wird Vorschlägen und Handlungen gegenüber positiver gestimmt sein, ein gutes Verhältnis zum religiösen Anführer der eigenen Religion lässt vielleicht ein Darlehen herausspringen, zufriedene Ratsherren arbeiten effektiver bei der Regierung des eigenen Landes und erzielen nützliche Erfolge, die den Fortschritt beim Truppenausheben, der Forschung neuer Zivilisationstechniken und den Frieden in der jeweiligen Provinz verbessern. 

Aber damit ist es längst nicht getan: durch die vielen, sehr unterschiedlichen Addons zu CKII können dem Grundspiel neue Aspekte wie Seuchen und Möglichkeiten zu deren Bekämpfung, wilde Mongolenhorden, religiöse Orden und Kulte und vieles mehr eingeführt werden - wer schon immer mal ein Wikingerreich in Europa gründen wollte oder den Zarathustra-Glauben über drei Kontinente verbreiten wollte, bekommt hier die Möglichkeit dazu. Durch die verschiedenen Ingame-Events, welche je nach Spielweise ausgelöst werden, spielt sich jede Dynastie anders und lässt teilweise sehr seltsame Geschichten entstehen (Rockpapershotgun hat zum neuesten Addon "Monks and Mythics" einen sehr denkwürdigen Artikel veröffentlicht, den ich euch nur ans Herz legen kann!)

Positives bei Crusader Kings II: Historisch korrekte Namen, Wappen, Stämme und Ereignisse vermitteln ein vielfältiges, interessantes Bild des Mittelalters, bei dem durch die Wahl des jeweiligen Herrschers sehr unterschiedliche Problemstellungen für den Spieler auftauchen. Hoher Wiederspielwert durch die sehr unterschiedlichen Spielmöglichkeiten der einzelnen Völker. Je nach Fähigkeiten und Interessen des jeweiligen Herrschers verändert sich die Spielweise von Herrscher zu Erbe teilweise deutlich, ebenso ist es möglich, durch dynastisches Heiraten und Intrigen die eigene Herrschaft abzusichern - oder von einem geschickt agierenden Gegner richtig unter Druck gesetzt zu werden.
Die Addons sind ein Must-Have für ein noch vielseitigeres Spiel und bringen für vergleichsweise wenig Geld viel Abwechslung mit sich, um das Mittelalter-Setting in weiteren Details auszukosten. Der Rollenspiel-Aspekt der geleiteten Dynastie lässt eine gute Identifikation zu, sorgt zudem auch für viele Lacher über wirklich skurrile Begebenheiten und Absonderlichkeiten, bei denen der Herrscher durchaus auch mal zum Werwolf mutieren kann, dessen Nachkomme und Erbe ein Sohn des Teufels ist. Schlachten werden prinzipiell nur als ablaufendes Ereignis simuliert und erfordern einzig Rücksichtnahme auf Truppenmenge, Können der Heeresführer, Terrain und Jahreszeit, sodass man sich ewig lange Taktik-Bewegungen sparen kann. Gut geplante Intrigen können dem Fortkommen des eigenen Reiches sehr helfen, da man mit ihnen unliebsame Konkurrenten oder Familienmitglieder ausschalten kann.

Negatives bei Crusader Kings II: Das Spiel ist sehr komplex, sodass die Lernkurve von Beginn an steil ansteigt - es gibt kein wirkliches Tutorial, das einem die Grundfunktionen und Möglichkeiten erklären würde, sondern man muss sich in alles selbst 'einfuchsen'.
Der Spieler agiert einzig über das recht umfangreiche Benutzerinterface und muss gleichzeitig vieles im Blick behalten. Einzige Spielfläche ist dabei eine Karte von Europa (und je nach Addon auch der Nahe und Ferne Osten), auf der Truppen und Spielfiguren bewegt werden können, damit gibt es wenig Abwechslung. Wer 'klein' anfängt und mit nur einer oder zwei Ländereien startet, hat einen sehr langen Aufstieg zu mehr Macht und damit auch mehr Einnahmen vor sich, die für den Ausbau der Ländereien zwingend notwendig sind.
Übergeordnete Herrscher wie auch Untergebene sind teilweise sehr schwer vom Spielercharakter zu überzeugen und erweisen sich als langzeitiger diplomatischer oder regierungstechnischer Hemmschuh. Der Multiplayermodus ist ausgesprochen sperrig designet und erfordert, sollte auch nur ein Spieler aus dem Spiel fliegen, einen Spielneustart bei allen Beteiligten. Erst durch die Addons wird das Spielgefühl wirklich sehr vielseitig und ermöglicht es, unterschiedliche Kulturen zu verkörpern. Leider werden bei Erscheinen (und Installation) eines neuen Addons meist alte Savegames korrumpiert und erfordern einen Neubeginn der Partie (siehe: Never change a running System - der Tag nach Conclave).

Endless Legend 

Auf dem sterbenden (Fantasy-) Planeten Auriga kämpfen viele sehr verschiedene Völker um die Vorherrschaft, um ihre Art und Weise des Umgangs mit der Natur und dem Leben auf Auriga durchzusetzen und gleichzeitig ihr Volk zu neuer Größe zu führen. Dabei hat jedes Volk eine eigene Hintergrundgeschichte, die während des Spiels über Quests erzählt wird und kann durch einzigartige Volksfähigkeiten ein völlig unterschiedliches Spielgefühl erhalten.

So spielt sich das Game: Zu Beginn der Partie wählt man sich eines der Völker von Auriga aus und bestimmt die Menge (und Völker) der Gegner sowie Map-Details. Ein Einführungsvideo zum Volk später muss man seine erste Stadt gründen und damit beginnen, die nähere und weitere Umgebung zu erkunden. Tempel, vergessene Ruinen und umherstreifende Gegnergruppen bieten eine gute Möglichkeit, Ressourcen und Erfahrungspunkte zu sammeln oder Quests zu entdecken. Jedes Volk kann dabei in den rundenbasierenden Partien eine eigene Hintergrundquest zur Volksgeschichte sowie unlimitierte kleinere Quests verfolgen.
Die Map besteht aus in etwa gleich großen Abschnitten, die man sich dadurch erobert, dass man eine Stadt dort gründet oder einem Gegner abnimmt. Kleinere NPC-Dörfer von Völkern, die man entweder unterwerfen, ausrotten oder sich mit ihnen verbünden kann, siedeln ebenfalls auf jedem kleineren Kartenabschnitt und stellen entweder einen Gegner dar oder eine Möglichkeit auf weitere Quests und Diplomatie.
Diese Stadt der Allayi muss noch wachsen - aber die Umgebung bietet einige Möglichkeiten.
Doch auch die Jahreszeiten bieten bei Endless Legend eine Herausforderung: Zu Beginn einer Partie spielt man im Sommer, mit sattem Grün, einer fröhlichen Kulisse und reichen Erträgen, sodass man seine Städte gut aufbauen kann. Im weiteren Verlauf des Spieles jedoch gibt es immer wieder und häufiger auftretende Winterzeiten, in der Schnee das ganze Land bedeckt und die Bewegungsrate minimal ist, die Erträge von bewirtschafteten Feldern enorm sinken. Blöd, wenn man da gerade auf Kriegszug ist, eine zeitlimitierte Quest erledigen will oder ohnehin Versorgungsschwierigkeiten hat...
Kämpfe kann man entweder automatisch durchwürfeln lassen oder aber selbst führen, indem man auf einem kleinen Schlachtfeld die eigenen Truppen auf Hexfeldern bewegt (Höhen und Gelände sind entscheidend!) und deren Fähigkeiten nutzt.

Während einer Partie gilt es gleichzeitig, die Städte auf- und auszubauen, die Umgebung mittels einem Avatar und dessen beigefügter Armee zu erkunden, KI-Nachbarn im Auge und im Zweifel auch per Diplomatie oder Krieg in Schach zu halten, die reichhaltigen Forschungstrees zu verfolgen, Quests zu suchen, zu finden und auch zu lösen, die vorhandenen Helden-Avatare mit Truppen auszustatten und besser auszurüsten, um ihnen mehr Schlagkraft gegen Gegner zu geben und natürlich gleichzeitig noch zu versuchen, die eigene Position zu halten und zu verbessern - ganz schön viel auf einmal?
Auf jeden Fall - aber jedes Volk hat verschiedene Fähigkeiten, welche sich auf bestimmte Aspekte des Spiels konzentrieren und damit automatisch einen gewissen Schwerpunkt legen, um es dem Spieler leichter zu machen.

Wem die im Grundspiel enthaltenen, sehr unterschiedlichen und liebevoll gestalteten Völker nicht ausreichen, kann durch die verschiedenen Addons jeweils ein neues Volk und eine neue Spielmechanik dem Grundspiel hinzufügen. Mag man ein bestimmtes Volk gar nicht, kann man dieses bei Beginn der Partie grundsätzlich ausschließen, die jeweilige Mechanik, welche mit dem Volk ins Spiel kam, jedoch nur dann, wenn man das Addon insgesamt deaktiviert (beispielsweise Seekämpfe, Spionage, etc). Endless Legend ist unglaublich vielfältig und dadurch auch reichlich komplex, sodass das Spiel gerade Einsteiger vor eine Menge Fragen stellt, der Tutorialmodus erklärt aber erfreulicherweise grundlegend die wichtigsten Aspekte. Den Rest erlernt man durchs Spielen selbst.

Positives bei Endless Legend: Wer genug hat vom Fantasy-Einerlei mit Elfen, Orcs und Zwergen, findet hier auf Auriga eine Vielzahl einzigartiger, liebevoll gestalteter Völker, die jeweils einzigartige Geschichten mitbringen. Je nach Volkswahl ändern sich auch die Spielschwerpunkte und -mechaniken bei Ressourcenauswahl und Spielart grundlegend, sodass ein hoher Wiederspielwert gegeben ist, wenn man gerne verschiedene Völker ausprobiert. Durch die vielen kleineren und größeren Quests wird die Geschichte der Welt und der in ihr lebenden Völker interessant erzählt, Spieler mit Liebe zum Entdecken finden hier vieles, das sich anzusehen lohnt, seien es Tempel, verlassene Stätten, Dörfer und mehr.
Die Avatare und deren Fähigkeiten sind sehr unterschiedlich gestaltet, sodass es sich lohnt, mehrere verschiedene zu führen und aufzuleveln. Das Gesamtpaket aus Welt, Völkern und Quests lässt schnell eine hohe Immersion und Identifikation mit den Zielen des gewählten Volkes aufkommen und wirkt auch nach Stunden noch mitreißend, da es immer etwas zu tun gibt, das vom simplen Ausbau von Städten abweicht. Sound und Grafik ergeben ebenso ein sehr rundes Gesamtbild, das nie an Frische und Schönheit verliert. Neue Mechaniken und Völker durch die Addons lassen ebenso keine Langeweile aufkommen.

Negatives bei Endless Legend: Trotz des Tutorials gibt es im Spielgeschehen vieles, das man erst nach und nach herausfindet, sodass die ersten paar Partien relativ frustrierend verlaufen können, bis man sich einen Grundstock an Wissen über die Völker und deren Spielweise zugelegt hat. Die KI stellt sich geschickt an und geht recht optimiert vor, sodass gerade Anfänger schnell mit starken Gegnern zu tun und dadurch auch Probleme haben, eine erfolgreiche Partie zu beenden. 
Durch manche der neuen Völker entsteht ein Ungleichgewicht, da diese über starke (flugfähige) Einheiten verfügen, welche den Malus von Völkern mit vielen Bodeneinheiten verstärken, da sich diese im Kampf entlang der Höhenstufen innerhalb der Felder bewegen müssen.  Die Diplomatie ist an manchen Stellen relativ hakelig und macht es schwer, mit den Nachbarn im Frieden zu leben, sollte das ein Spielziel sein, da Nachbarn auch stark bewerten, wie mächtig die Einheiten des Spielers sind und wie er sich im Spiel verhält. Endless Legend ist durch die vielen Baustellen, die man gleichzeitig im Auge behalten muss, extrem komplex und erfordert ein gutes Management, sodass Leute, die 'nur entspannen' wollen, hier sicherlich nicht glücklich werden.

Stellaris

Wer von den unendlichen Weiten des Weltraums träumt, sollte sich bei Stellaris umsehen: Mittels selbst erstelltem Volk bricht man zur Erkundung der Galaxis auf, versucht sein eigenes kleines Sternenreich zu vergrößern und muss dabei so manche Gefahren überleben, die im All warten: Piraten versuchen, die eigene Zivilisation anzugreifen, missgünstige Nachbarn machen einem das Leben schwer und dann sind da noch die Gefallenen Reiche, alte Zivilisationen, welche man im Lauf der Erkundung entdecken kann und die eine ganz eigene Agenda verfolgen. Mit der Erweiterung 'Leviathans' kommen noch riesige Weltraumkreaturen ins Spiel, die den jungen Zivilisationen nicht unbedingt positiv gesinnt sind und auch schonmal ganze Sternensysteme zerstören können, wenn ihnen danach ist ...

So spielt sich das Game: Zu Spielbeginn darf man sich seine eigene Wunschspezies zusammenbauen - egal ob humanoid, fungoid, vogelartig oder echsenähnlich, man legt zusätzlich zur Optik auch noch die Art der Fortbewegung im All fest und wählt eine Agenda für sein Volk. Diese bestimmt, wie später Nachbarn auf das eigene Volk reagieren und bei welchen Aktionen die auf den zum eigenen Sternenreich lebenden Bürger zustimmen oder vielleicht sogar revoltieren. 
Vom wissenschaftsgeprägten, fortschrittsliebhabenden Volk bis hin zu fanatischen Pazifisten oder militaristischen Kollektivisten ist alles möglich - den eigenen Wünschen sind also fast keine Grenzen gesetzt. Mittels wählbarer Volkseigenschaften wie beispielsweise Langlebigkeit oder hoher Reproduktionsrate kann das Volk noch weiter individualisiert werden. Bei Spielstart in Echtzeit beginnt man mit einem kleinen Sternenreich, das je nach Startglück einen oder mehrere bewohnbare Planeten beinhaltet, einer winzigen Kampfflotte, einem Startplaneten mit rudimentärer Besiedelung und einem Erkundungsschiff.
Hier geht es richtig zur Sache: Eine kleine Flotte greift einen Alien-NPC-Gegner an
Nachdem das eigene Startsystem mittels Erkundungsschiff angeschaut wurde, geht's hinaus in die Umgebung, immer auf der Suche nach Systemen mit bewohnbaren Planeten, welche zum Volk passen (nicht jedes Volk kann auf allen Planetentypen siedeln) und genügend Möglichkeiten bieten, Ressourcen mittels kleiner Raumstationen abzubauen, während man nebenher den Startplaneten mit Gebäuden ausbaut und Landschaften urbar machen muss. Sternensysteme mit vielen Ressourcen bieten hierbei die besten Möglichkeiten zur Expansion. Trifft man auf der Reise neue Nachbarvölker, muss man diese erst einmal erforschen, um mit ihnen kommunizieren zu können, sollte es sich um benachbarte Sternenreiche handeln.

Sind die Unbekannten allerdings im Weltraum lebende NPC-Spezies, müssen deren Eigenschaften erforscht werden, um mehr über diese zu erfahren. So manches Sternensystem, das man gerne erkunden möchte, wird nämlich von einer Vielzahl dieser NPC-Spezies besetzt, sodass einem nichts anderes übrig bleibt, als diese früher oder später mit eigenen Kampfschiffen aus dem All zu blasen, will man an die Planeten gelangen.
Je nach Agenda der Nachbar-Reiche können sich diese als mögliche Verbündete oder aber erbitterte Feinde erweisen: je weiter die jeweiligen Ausrichtungen des Spielervolkes und des Nachbarvolkes voneinander entfernt sind, desto schwieriger wird ein friedlicher diplomatischer Kontakt (Militaristen können beispielsweise mit Pazifisten absolut nichts anfangen, usw.). 

Kommt es zum Krieg, müssen zu Konfliktbeginn Kriegsziele wie beispielsweise der Erwerb bestimmter Planeten festgelegt werden, deren Ertrag man, sollte es einem gelingen, den Nachbarn durch militärische Kraft in die Knie zu zwingen, beim Erfolgsfall erhält. Es ist aber auch möglich, einen Nachbarn als Vasallen zu unterwerfen, der dem eigenen Volk dann eine gewisse Menge an Waren liefert und dem eigenen Reich angeschlossen wird. Storyereignisse erhält man, indem man aufgefundene Anomalien erforscht, neue Spezies im Weltall trifft, Gefallene Reiche entdeckt und sich generell mit seiner Umgebung beschäftigt - wer bei Stellaris nicht erkundet, verpasst viele Möglichkeiten, das eigene Volk auf einfache Weise voran zu bringen. 

Neben der Erkundung her müssen neue Technologien in den Bereichen Soziales, Ingenieurwissenschaft und Physik erforscht werden, um bessere Ressourcenertragsgebäude, zivilisatorische und diplomatische Fortschrittstechniken und bessere Komponenten für Raumschiffe zu erhalten. Im Baukastensystem für Raumschiffe und Raumstationen kann man seine eigenen Raumschiffstypen basteln und vorhandene durch bessere Komponenten wie erforschte Antriebe und Waffensysteme aus- und aufrüsten. Leider gibt es kein explizites Tutorial für das Spiel, die wichtigsten Grundlagen werden jedoch bei jedem Spielstart erklärt. Aber hier hilft euch vielleicht auch mein Einsteigerguide für Stellaris weiter, bei dem ich die verschiedenen Aspekte grundlegend beleuchte.

Positives an Stellaris: Wer gerne erkundet und sein Volk individuell gestalten will, bekommt mit Stellaris genau das Passende an die Hand. Erkundung ist eines der Kern-Elemente des Spiels, ohne das man nicht weiterkommt. Die ansprechende Optik und der unaufdringliche Sound lassen schnell das Gefühl von Weltraumabenteuern aufkommen, auch das x-te neu entdeckte Sternensystem sieht bei einem Zoom in dieses noch schick und frisch aus. Mittels verschiedener politischer Agenden und durch Forschung entdeckbarer diplomatischer Möglichkeiten gewinnt man im Midgame viel Handlungsfreiheit, um auch andere Wege zu gehen als ausschließlich kriegerische Expansion. Der Schiffsbaukasten ermöglicht die Zusammenstellung individuell auf bestimmte Formen von Gegnern angepasster Kampfflotten, sofern man genügend Komponenten erforscht hat. 
Die regelmäßig durch Ereignisse auftauchenden kleinen Storyabschnitte, die sich entweder mit der eigenen Volksgeschichte oder den Orten, an denen man Anomalien erkundet hat, beschäftigen, lockern das Spielgeschehen auf und bieten durch manchmal vorhandene Wahlmöglichkeiten durchaus die Option darauf, dass sich das eigene Volk grundlegend verändert und man sich auf ein ganz neues Spielgeschehen einstellen muss.

Negatives an Stellaris: Da Startpunkte zufällig vergeben werden, kann man mit seinem Anfangssystem auch Pech haben und wenig abbaubare Rohstoffe vorfinden, was die Entwicklung des Spielervolkes enorm zu Spielstart verlangsamt. Wer nur von Nachbarn umgeben ist, deren Agenda zur eigenen absolut konträr verläuft, muss sich auf frühere Konflikte einstellen als Reiche mit neutralen oder freundlichen Nachbarn, was das Early Game enorm verkomplizieren kann. Da es kaum möglich ist, ab einem bestimmten Zeitpunkt ohne kriegerische Aktivitäten zu expandieren, muss man auch mit einem pazifistischen Volk enorm in die Rüstung investieren und Kriege führen, was durch die Zufriedenheits-Mali bei der entsprechenden Gesinnung ziemlich unschön verläuft.
Gerade im Early Game ist die Auswahl an Ereignissen noch nicht besonders groß, sodass hier vieles gleichförmig verläuft, erst bei weiter fortschreitender Entwicklung kommen mehr Unterschiede hinzu. Eine besonders große Identifikation mit den jeweiligen Volksanführern, wie man sie bei CKII hat, wird leider nicht möglich, maximal die Völker selbst haben einen halbwegs ähnlichen Effet. Durch die oft recht ähnlich klingenden Gegnervolksnamen in großen Partien entsteht gerne mal Verwirrung, mit wem man es gerade zu tun hat. Das Endgame verläuft leider relativ gleichförmig durch die Notwendigkeit, für neue, seltene Ressourcen oder eine Reichsvergrößerung irgendwann kriegerisch expandieren zu müssen.


Na, etwas für euch dabei? Wenn ihr Fragen zu bestimmten Aspekten der vorgestellten Spiele habt, stellt sie mir ruhig in den Kommentaren - ich versuche, diese so gut wie möglich zu beantworten. Oder aber ihr schaut mal beim Netzsieger vorbei, die in ihrer Games-Sparte auch Strategiespiele vergleichen. Dort findet ihr auch noch eine ganze Menge anderer Games vorgestellt, die ich mangels eigener Erfahrung natürlich nicht berücksichtigen kann - irgendwo sind natürlich auch meine Tage endlich und ich empfehle nur Games weiter, die ich selbst ausgiebig gespielt und für spaßig befunden habe. 
Keiner dieser 4X-Titel ist perfekt - aber das erwarte ich auch nicht. Jedes Spiel hat eigene Aspekte, die es einzigartig machen und die den Spaß daran bringen können, wenn man gerne strategisch zockt. Gerade Endless Legend scheint mir dabei ein Geheimtipp zu sein, den leider viel zu wenig Leute kennen - damit hat man eine echte Perle vor sich, an der man viele Stunden Spaß finden kann. Gibt es irgendein Spiel aus der 4X-Ecke, das ihr besonders empfehlen könnt? Dann schreibt es bitte in die Kommentare, ich bin immer offen für Neues :)

Dieser Artikel wurde mit der Unterstützung von Netzsieger.de erstellt - vielen lieben Dank!

Über Gloria H. Manderfeld

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