Slogan Nerd-Gedanken
Daniel Malheur

Zeitreise in die 1920er Jahre mit Daniel Malheur und seinem MonokelPop

(c) Anthony Rathbun Photography
Der Sound der 1920er Jahre ist auch heute noch einzigartig - fast jeder kennt heutzutage die Gassenhauer der Comedian Harmonists oder hat schon einmal einen Song von Max Raabe und seinem Palastorchester im Radio gehört. Doch wer sich einen echten Salontenor mit den unvergesslichen Klängen der damaligen Zeit ins heimische Wohnzimmer importieren möchte, kann das derzeit umso leichter tun:
Der berliner Monokel-Popper Daniel Malheur hat für seine neue CD "Die Susi bläst das Saxophon" eine inzwischen voll finanzierte Crowdfunding-Aktion bei Startnext initiiert, bei der er zu den Klängen von Originalaufnahmen berühmter Tanzorchester aus der Weimarer Zeit frivole Foxtrotts und verführerische Tangos interpretiert.

Warum mich das als Steampunk-Fan und Rollenspielerin interessiert? Ganz klar - dieser berauschende Salon-Sound kann unglaublich leicht ein Gefühl für eine verflossene Epoche aufleben lassen, um das eigene Rollenspiel zu bereichern und die Mitspieler in die passende Stimmung zu versetzen! Ich habe mich also kurz entschlossen an den werten Herrn Malheur gewandt und ihm einige neugierige Fragen zu seinem Projekt und seiner Musik gestellt - wann hat man schon sonst die Gelegenheit, einen waschechten Salontenor und Conférencier zu löchern?
Wer ihn und seine Musik gerne live hören will, kann ihn 2014 zum Beispiel auf dem AETHERCIRCUS in Stade, dem Wave Gothic Treffen in Leipzig oder der FaRK in Schiffweiler auf der Bühne antreffen (mehr Termine auf seiner Website).

Nerd-Gedanken: Erzähle meinen Lesern doch etwas über Dich - wie dürfen wir uns den Alltag eines Salontenors vorstellen?

Daniel Malheur: Einen Alltag in DEM Sinne gibt es eigentlich nicht. Ich arbeite an meinen verschiedenen Projekten als MonokelPopper, als Conférencier (Bohème Sauvage), Theater (LOST CABARET) und mache auch inszenierte Lesungen. Zumeist haben einzelne Projekte Vorrang, z.B. Scripts schreiben für das LOST CABARET, Conférencen vorbereiten oder aber neue Stücke einstudieren.
Die meiste Arbeit besteht aber aus dem Management, Werbung und Organisation. Das wird dann sozusagen Woche für Woche neu geplant und umgesetzt, wobei das Leben an sich nicht zu kurz kommt.

Nerd-Gedanken: Was hat Dich dazu gebracht, als Salontenor aufzutreten und was reizt Dich besonders an den 1920er Jahren und ihrer Musik?

Daniel Malheur: Ich habe als Sänger einer Garagenpunkrockband begonnen. Über meine Gesangslehrerin bin ich zu den leiseren Tönen des Chanson gekommen und habe dann den deutschen Schlager der 20er Jahre entdeckt, als es noch nicht wirklich viele Leute interessiert hat. Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass es viele Schätze zu bergen gibt, die längst in Vergessenheit geraten sind.
Aus Liebe zu diesem Wortwitz und den fantastischen Musikstücken einerseits und der Möglichkeit, etwas zu präsentieren, was nicht jeder macht andererseits, bin ich dann bei den 20er-, 30er Jahre-Schlagern geblieben und habe versucht, dem Ganzen meine eigene "malheureuse" Farbe zu geben. Rausgekommen ist der MonokelPop!



Nerd-Gedanken: Wie kamst Du auf die Idee, Deine neue CD "Die Susi bläst das Saxophon" per Crowdfunding zu finanzieren?

Daniel Malheur: Ich kannte das Crowdfunding schon von einem Theaterprojekt. Da ich keine monetären Möglichkeiten habe, ein CD vorzuproduzieren, bietet sich dieser Weg geradezu an. Meine Fans können die CD "vorbestellen" und ich kann mit diesem Geld vorfinanzieren. Außerdem ist Crowdfunding eine hervorragende Möglichkeit der Kulturförderung, vorbei an irgendwelchen "Kulturbeamten" - im direkten Kontakt zum Publikum.

"Amalie geht mit 'nem Gummikavalier" - Daniel Malheur live

Nerd-Gedanken: Als Goodie beim "Susi bläst das Saxophon"-Crowdfunding bietest Du auch Wohnzimmerkonzerte an. Wie darf man sich das vorstellen? Verrätst Du meinen Lesern ein interessantes oder kurioses Erlebnis bei einer solchen Veranstaltung?

Daniel Malheur: Ich spiele ein abendfüllendes Konzert bei den Leuten im "Salon à la maison" sozusagen in ganz intimer Atmosphäre. Das ist immer ganz charmant, weil ich ganz nah am Publikum bin und die Gäste natürlich auch ganz nah an mir. Daraus ergibt sich eine ganz persönliche Stimmung, die sehr speziell und wunderbar einzigartig sein kann.
Die interessanten und kuriosen Erlebnisse ergeben sich dann unter Umständen von selbst. Das kommt natürlich ganz auf das Publikum an ... aber das bleibt dann auch in den vier Wänden des Wohnzimmers.

(c) Melwittchen Märchenfee
Nerd-Gedanken: Wo findest Du Deine Kostüme und die notwendigen Accessoires - oder beschäftigst Du gar einen Schneider, der Dir epochengerechte Kostüme auf Maß fabriziert?

Daniel Malheur: Meine Garderobe habe ich über die Jahre zusammengesammelt, auf dem Flohmarkt gefunden, von meinem Großvater geerbt oder von Freunden geschenkt bekommen. Ich habe z.B. einen original 1920er Jahre Straßenanzug. Der hat dem Großvater eines Freundes gehört, welcher ihn mir vermacht hat.
Der Freund meinte "Da würde sich mein Großvater freuen, wenn er wüßte, dass sein Anzug immer noch getragen wird!" Sehr selten lasse ich mir Garderobe anfertigen. Das ist a) sehr kostspielig und b) finde ich es auch bei der Garderobe schöner, wenn sie sozusagen "weiterlebt".

Nerd-Gedanken: Welche Ziele möchtest Du als Sänger und in Deiner künstlerischen Entwicklung noch erreichen?

Daniel Malheur: "Das Ziel ist im Weg!" ...und der Rest wird sich zeigen.

Nerd-Gedanken:
Du hast mir bereits verraten, dass Steampunk für Dich ein interessantes Thema ist. Verrätst Du uns, wo man Dich antreffen könnte?

Daniel Malheur: Ich trete sehr gern auf Steampunk-Festivals auf. Mit meinem Grammophon oder meinem MonokelPhon passe ich da ja auch ganz gut rein und die "Steampunk-Gemeinde" mag meine Performanz und meinen Humor. Das paßt anscheinend ganz formidabel und ich fühle mich wohl. Dieses Jahr bin ich auch zum ersten Mal auf der FaRK zu Gast und bin schon sehr gespannt und freu mich drauf!
Ebenso wie auf`s WGT, wo ich inzwischen schon zum 4. Mal bin. Die Leute haben gar nicht zwinglich etwas mit 20er Jahre zu tun, sind aber so offen, dass sie sich auf den Spaß einlassen und ihn als "Farbtupfer" genießen können. Genauso war es auch auf dem Techno-Festival "Plötzlich am Bodden". Das war ein Riesen-Spaß!

(c) Lou Ziffer
Nerd-Gedanken: Wenn Du die Wahl hättest, entweder in den 1920er Jahren oder in der Gegenwart zu leben, für welche Zeit würdest Du Dich entscheiden und warum?

Daniel Malheur: Ich bin ein ausgesprochener Freund des Hier und Heute! Jede Zeit hat ihre Vor- und Nachteile. Ich glaube die 1920er Jahre werden auch oft glorifiziert und es war gewiß kein Spaß, in der Weimarer Republik ums Überleben zu kämpfen. Das Gros der Leute war bettelarm und es ging den meisten wirklich schlecht!
Ganz davon abgesehen, war die Zeit vorher im 1. Weltkrieg und danach im 3. Reich mit Sicherheit zum Kotzen!!! Ich bin froh, dass ich heute lebe und so leben kann und darf, wie ich es mir wünsche. Ich kann ja auch eh nichts daran ändern, kann aber das Beste draus machen.

Vielen Dank an Daniel Malheur für die Beantwortung der Fragen - wer nach diesem Interview noch nicht genug vom MonokelPopper hat, sollte sich im Web an diesen Stellen umsehen: 

Über Gloria H. Manderfeld

4 Eure Meinung zu den Nerd-Gedanken:

  1. Kennst Du Diablo Swing Orchestra?
    http://www.youtube.com/watch?v=osTu38yuuHo

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    1. Das ist ja mal geil ... :D Metal und Swing ... klasse! Die landen gleich mal auf meiner Musikliste ...

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    2. Das war die Revanche für das Infizieren mit Ripper Street. :D

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    3. Boah das ist ja .. gemein ... :D nee, garnicht. ^^

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