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Rezension: Suicide Squad

Nach Supermans Tod bleibt auf der Erde die bange Frage zurück, was dort künftig noch erwartet werden darf. Wenn das nächste mächtige, außerirdische Wesen nicht über Supermans Moral und Integrität verfügt, wer wäre imstande, dieses zu stoppen, um die Menscheit zu beschützen? Agent Amanda Waller bietet dem US-Generalstab eine ausgesprochen ungewöhnliche Antwort: eine Gruppe Schurken mit Superkräften soll fähig sein, als Team solche Bedrohungen künftig zu bekämpfen.
Nach einer beeindruckenden Demonstration der Kräfte eines künftigen Teammitglieds erhält Waller für die Zusammenstellung der Gruppe grünes Licht. Künftig will sie jeden Schurken durch etwas unter Kontrolle halten, was für die jeweilige Person ein Druckmittel darstellt, beispielsweise bei Assassine Deadshot seine Liebe zu seiner Tochter.

Doch bei der jungen Archäologin Dr. June Moone versagt Wallers Kontrolle, da sie sich als zu schwach erweist, um die in ihrem Körper lebende mächtige Hexengöttin Enchantress zu bewahren. Als Enchantress die Kontrolle über Moones Körper übernimmt und damit beginnt, aus Rachegefühlen gegen die Menschheit in Midway City zu marodieren und eine Armee aus magischen Zombies zu erschaffen, bleibt als Ausweg nur, die neu gegründete »Suicide Squad« gegen Enchantress zu entsenden.
Unter dem Kommando von Dr. Moones Lebensgefährten Colonel Rick Flag werden Deadshot, Jokers Dauerfreundin Harley Quinn, der pyroknetische El Diablo, der Dieb Captain Boomerang, der kannbalistische Killer Croc und der Seilspezialist Slipknot mit ihre Loyalität sichernden Minibomben im Körper ausgeschickt, die angeblich terroristische Bedrohung auszuschalten – und dann ist da noch der Joker, der seine Geliebte gerne aus ihrer Situation befreien möchte …

Als dritter Film aus der Reihe des DC Extended Universe widmet sich »Suicide Squad« einer Welt, in der alles irgendwie weitergehen muss, obwohl einer der größten Beschützer der Menschheit ums Leben gekommen ist. Der Clou, ein Team aus höchst gefährlichen, metamenschlichen Verbrechern als das Feuer zu nutzen, mit dem man Feuer bekämpfen will, lässt schon zu Beginn des Films den Gedanken klar hervortreten, dass das nicht gut gehen kann. Nicht zuletzt, weil es schon psychologisch unwahrscheinlich ist, dass eine Gruppe antisozialer Egoisten effizient zusammenwirkt, um klar definierte Ziele zu erreichen, die einem größeren Wohl dienen als ihrem eigenen.

Amanda Waller wirbt um Unterstützung für ihre Idee der 'Suicide Squad'
Mit dieser Idee wird während ‚Suicide Squad‘ auch immer mal wieder in den Sprüchen gespielt, welche die Antihelden untereinander austauschen, doch bleibt dieses Konfliktpotential weitgehend ungenutzt, da nur ab und an mal an der Oberfläche gekratzt wird. Wenn Harley Quinn lockerflockig ein »Wir sind doch die Bösen!« ablässt, wirkt das viel mehr hilflos als cool. 
Wenn man überlegt, dass ein Kannibale wie Killer Croc gemütlich mit den anderen in einer Bar herumlungert und ein Bierchen zischt oder plötzlich seine lockere, kollegiale Seite entdeckt, läuft es einem Kenner dieser Schurkencharaktere eiskalt den Rücken herunter. Die Interpretation dieser gefährlichen, skrupellosen und ichbezogenen Persönlichkeiten fällt schon fast weichgespült aus.

Auch die Ausbeuterbeziehung zwischen dem Joker und Harley Quinn, welche in den bisherigen Medien als stark missbräuchlich dargestellt wird, hat in »Suicide Squad« fast den Charme einer schwierigen, aber irgendwie ausgeglichenen Partnerschaft, da der Joker sehr viel risikert, um Harley Quinn immer wieder zu befreien und zu retten. Dass sie durch die Chemikalien, in welche sie der Joker einst stürzte, um sie nach seinem Willen zu transformieren, vollständig verrückt wurde, klingt im Film auch nur am Rande an.

Captain Boomerang, Harley Quinn, Deadshot, Katana, Colonel Flag und Killer Croc bilden die 'Suicide Squad'
Im ansonsten rein aus Männern bestehenden Team übernimmt Harley ansonsten die Rolle der sprücheklopfenden Motivatorin. Neben ihr und dem deutlicher beleuchteten, eigentlich überraschend bodenständigen Deadshot bleiben die restlichen Teammitglieder relativ blass, nur das Vorleben von El Diablo erfährt noch etwas Würdigung, um seine späteren Handlungen zu erklären. Ansonsten aber sind die ach so gefährlichen, mörderischen Schurken eher eine bunt angemalte Teeniegang, die mal ordentlich Rabatz machen will und nebenher die Welt rettet. Auch über den Grund, warum die auf Rache für ihren Mann ausgezogene Katana plötzlich als Rückendeckung für Flag agiert, schweigt sich der Film vollkommen aus.

Hier wäre definitiv mehr möglich gewesen: mehr Konflikt untereinander, mehr antisoziale Handlungen, mehr Einblick in die verkorkste Psyche der jeweiligen Schurken. Dass auch Colonel Rick Flag einige Leichen im Keller hat, wird zwar angedeutet, aber ebenfalls nicht weiter ausgeführt, sodass gerade im Kontrast zwischen ihm und Deadshot, die beide für einen geliebten Menschen kämpfen, viel mehr Tiefe möglich gewesen wäre.

Die Frau mit dem dicken Hammer: Harley Quinn
Angesichts der sehr actionlastigen Handlung jedoch wurde offensichtlich mehr Wert auf viel Geknalle und schöne Effekte gelegt, die den Film sehr unterhaltsam gestaltet haben. Man wird von Beginn an in die Handlung hineingesogen, die durch skurrile Fähigkeiten, gut platzierte Sprüche und sehr geschickt eingesetzte Effekte zu einem bunten Bilderfeuerwerk wird, das einen Kinoabend mit wenigen Erwartungen zu einem Erfolg werden lässt. 

Herausragendste Figur des Films sind jedoch weder der dickliche Batman (Ben Afflek) noch die rotzfreche Harley Quinn, bei der Margot Robbie einen wirklich guten Job abgeliefert hat, noch Jared Leto als Joker, der in Heath Ledgers große Fußstapfen treten musste und der leider in jeder Szene zeigt, dass sich diese als viel zu groß für ihn erwiesen haben, da seine Leinwandpräsenz trotz grün-roter Schminke viel zu blass bleibt.
Überhaupt ist erstaunlich, welche unbedeutende Nebenrolle der Joker einnimmt, der im Vorfeld bei den Trailern so prominent genutzt wurde – eine gewisse Ernüchterung bleibt definitiv zurück, da der Joker nicht nur wegen seiner Optik eine der schillerndsten Schurkenfiguren ist und das Gefühl von Etikettenschwindel sich nicht unterdrücken lässt.

Echt sauer auf die Menschheit: Hexengöttin Enchantress
Für mich war die knallharte, unnachgiebige Amanda Waller die positivste, herausragendste Darstellung des Filmes, da man ihr in jeder Sekunde die Frau abnimmt, die unter schwierigsten Bedingungen Erfolge erzielen muss und das auch dank guter Planung und intelligenten Schachzügen auch erreicht.
Viola Davis hat Waller eine eindringliche Präsenz verliehen, die den angeblich so bösen Schurken vollkommen abgeht und die mich hoffen lässt, dass es nicht der letzte Film ist, in der sie diese Rolle verkörpern darf. Schon schade, wenn eine simple Staatsdienerin mit einem starken Willen die ganze chaotisch-psychotische Antiheldenmischpoke einfach mal an die Wand spielt ...

Fazit: Actionreiche Ballerei mit schick inszenierten Superkräften, die leider trotz spannender Thematik nur an der Oberfläche kratzt. Fünf von zehn möglichen Punkten.

Filmdetails:
Titel: Suicide Squad
Originaltitel: Suicide Squad
Originalsprache: Englisch
Erscheinungsjahr: 2016
Länge: 123 Minuten
Altersfreigabe: FSK 16
Regie: David Ayer
Drehbuch: David Ayer
Darsteller: Margot Robbie, Cara Delevigne, Will Smith, Scott Eastwood, Jared Leto, Ben Affleck, Jai Courtney, Joel Kinnaman, Adewale Akonnuoye-Agbaje, Viola Davis, Karen Fukuhara, Jay Hernandez

Über Gloria H. Manderfeld

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