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Buch

Rezension: Casino Royale

Im Frankreich der Nachkriegszeit treffen sich die Reichen und Schönen in den mondänen Seebädern der Republik, um die dortigen Casinos zu frequentieren. Aber auch die Unterwelt gibt sich dort ein Stelldichein – der geheimnisvolle Le Chiffre, insgeheim ein russischer Agent, der eine große Menge Geld veruntreut hat, versucht dort der Rache seiner Auftraggeber zu entgehen und das verlorene Geld beim Baccara wiederzugewinnen.
Der britische Geheimagent James Bond, ausgestattet mit der Lizenz zum Töten, wird nach Royale-les-Eaux geschickt, um Le Chiffe beim Glücksspiel zu ruinieren und ihn in den Augen der sowjetischen Führungsriege zu kompromittieren.

Bond zur Seite stehen der französische, mit allen Wassern gewaschene Deuxiéme-Bureau-Agent René Mathis, der amerikanische CIA-Mann Felix Leiter und die schöne Vesper Lynd vom MI6, die Bond ganz und gar nicht kalt lässt, obwohl er Frauen bislang eher als Zerstreuung betrachtete denn als ernstzunehmender Lebensinhalt.
Als es Bond nach einem Tiefschlag gelungen ist, Le Chiffe am Spieltisch bankrott zu machen, erreicht ihn eine Hiobsbotschaft – Vesper hat sich durch eine gefälschte Nachricht aus dem Casino locken lassen und wurde entführt. Bei dem Versuch, sie aus der Gewalt Le Chiffres zu retten, wird Bond selbst gefangen genommen und sieht sich mit einem wütenden Gegner konfrontiert, der auf Bonds Gewinnscheck aus ist und vor keinem Mittel zurückschreckt, um ihn zu erhalten …


 
Mit diesem ersten Band legte Ian Fleming vor mehr als fünfzig Jahren den Grundstein für den Weltruhm seiner Romanfigur 'James Bond', des eiskalten britischen Geheimagenten, dessen Schwächen Frauen, gute Cocktails, Morland-Zigaretten und das Glücksspiel ihn immer wieder in Schwierigkeiten bringen. Dabei findet der Autor bereits in seinem ersten Werk eine gute Balance zwischen Situations- und Hintergrundbeschreibung, seinen klaren Formulierungen und Beobachtungen merkt man die zugrundeliegende Lebenserfahrung deutlich an.
Mit wenigen Worten versteht es Fleming, die Stimmung einer Situation bildhaft zu beschreiben, auch die handelnden Personen werden mit ihrer Gestik und ihren Kleidungsvorlieben stimmungsvoll charakterisiert. Gerade bei Actionszenen spielt Fleming seine Erzählroutine gelungen aus, Bond beweist gerade durch seine Nehmerqualitäten und die Fähigkeit, auch verletzt noch seinen Auftrag erfüllen zu wollen, seine Eignung zum Geheimagenten.

Doch wären die Bond-Romane keineswegs, was sie sind, gäbe es nicht auch Momente, in denen Fleming das Geschehen zwischen Mann und Frau auf fast poetische Weise in Worte fasst, man erlebt die Irritationen zwischen Liebenden genauso glaubhaft mit wie deren Prozess des sich-ineinander-verliebens. Harte Action wird gekonnt mit sehr menschlichen Ereignissen abgewechselt, sodass weder das eine noch das andere langweilig erscheint. Gerade die sehr unvorhersehbar handelnde Vesper bildet zum eher geradlinigen Bond einen reizvollen Kontrast, auch sein Verzweifeln über ihr Verhalten lässt den Leser ein gewisses Verständnis empfinden.
In 'Casino Royale' lernt der Leser alle wichtigen Elemente von Bonds Geheimdienstwelt kennen – sowohl seinen Chef M wie auch dessen Sekretärin Moneypenny, das interne Vorgehen des MI6 wird mittels Memos beschrieben, auch Bonds langjähriger Freund Felix Leiter spielt bereits eine (noch kleine) Rolle und lässt diesen in Verhalten und Gewohnheiten Bond durchaus als ebenbürtig erscheinen. Einer der Hauptgegner in den kommenden Romanen, die russische Spionageabwehr SMERSCH erhält durch die Verbindung zu Le Chiffe ebenfalls eine Einleitung und Erklärung.

Da die vorliegende Ausgabe eine neue Übersetzung und auch neue Aufmachung erhalten hat, will ich auf diese zudem noch eingehen: Das Cover im 60er Jahre Stil passt hervorragend zur Welt des James Bond und der Zeit, in der die Reihe spielt, besonders positiv ist die Tatsache, dass die Dame auf dem Cover der Beschreibung der weiblichen Hauptfigur ähnelt und damit einen Bezug zum Inhalt herstellt. 
Die Übersetzung selbst kommt dem gewohnten Sprachgefühl sehr nahe und verzichtet glücklicherweise darauf, zeitgerechte Bezeichnungen in den modernen Sprachgebrauch umzuformen. Viele fremdsprachige, immer wieder eingestreute Bezeichnungen für Berufe oder Orte lassen zudem das Gefühl aufkommen, tatsächlich in ein fremdes Land und dessen Gebräuche einzutauchen.

Fazit: Sehr gelungene Neuauflage eines weltbekannten Klassikers. Wer nur die Filme kennt, sollte unbedingt auch dem ursprünglichen Bond eine Chance geben! Neun von zehn möglichen Sternen.

Buchdetails:
Reihe: James Bond 007, Band 1
Titel: Casino Royale
Originaltitel: James Bond – Casino Royale
Autor: Ian Fleming
Übersetzer: Anika Klüver, Stephanie Pannen
Buch/Verlagsdaten: Cross Cult, September 2012, Broschiert, 240 Seiten, ISBN-13: 978-3864250705, 11,80€

Über Gloria H. Manderfeld

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