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Dust and Ashes

Dust and Ashes: Zwölf weniger


 
Zeitstempel: Ein paar Stunden nach der Ankunft auf der 'Infininty', nach dem Angriff auf Xasel, Operation 'Run&Gun'
Ort: Bett, Medbay der 'Infinity'

Zu viele Leute auf einem Haufen. Thrace schnarcht übrigens auch, wenngleich leiser. Zumindest glaube ich, dass er das ist - oder doch Meister Balnam? Schnarchen Jedi überhaupt? Vielleicht wird ihnen das dann beim Jedi-Ritter-werden abtrainiert, wer weiss. Aber wir sind immerhin alle wieder da. Ein bisschen angetitscht hier und da, aber das Kernteam lebt noch. Das kann man über die Marines nicht sagen, die eigentlich nur unsere ursprüngliche Landezone hatten sichern sollen - da gab es zwölf Verluste. Und einige sind verletzt. Hoffentlich werden es nicht noch mehr Tote. Noch mehr verdammte kleine beschissene Briefe, bei denen der Schreibende nicht weiss, was er schreiben soll.
Wie beschreibt man ein verlorenes Leben? 
Wie beschreibt man, dass ein Weg plötzlich geendet hat und derjenige, der ihn beschritten hat, niemals wiederkehren wird? Ich konnte die verdammten Briefe damals auch nicht schreiben, als die 'Corellias Fist' mit einem Mal aufgehört hatte zu existieren. Hätte ich es nicht getan, hätte es irgendein namenloser Bürokrat getan, und das wollte ich nicht. Hat dennoch nichts daran geändert, dass Worte für sowas nie genug sind. Minimal zwölf Briefe. Ich will nicht in der Haut desjenigen stecken, der sie schreiben wird. Egal, wer es ist. Seltsamerweise denke ich gerade vor allem an die Marines. Nicht an die Imps, die ich getötet habe. 
Bei denen empfinde ich kein Bedauern, aber auch keine Befriedigung. Ich habe sie nicht einmal zählen können, Granaten sind bei so etwas sehr ungenau. Die einzigen von denen, die ich wirklich erwischen wollte, waren die Offiziere, die in der Anlage die Forscher erschossen haben. Und natürlich den Sith. Die Soldaten ... ich wünschte, ich könnte überhaupt etwas fühlen, was imperiale Soldaten angeht. Es ist wie ein blinder Fleck seit diesen verdammten elf Tagen. Egal, ein andermal.

Der Einsatz war schwierig. In vielem sogar. Wir landeten am vorherbestimmten Ort im Komplex, rückten vor und erreichten nach einigen schweren Kämpfen die Forschungsanlage. Veris hatte eine Flashbang abbekommen und sein Com war im Eimer, aber mehr echte Schwierigkeiten gab es nicht. Die Jedi hatten sich um Kampfdroiden gekümmert und wir haben den Weg hinein ordentlich freigeräumt. Ist schon beeindruckend zu sehen, was ein paar Jedi zusammen hinbekommen - sie haben zu dritt das massive Panzerschott gesprengt, das den Eingang zur Anlage verriegelte, auch wenn ich nach wie vor der Meinung bin, ein paar meiner panzerbrechenden Granaten hätten denselben Dienst getan. 
Es wollte sie nur keiner haben. Innen wurde es dann richtig hektisch. Schon am freigesprengten Eingang trafen wir auf Imps, die Forscher töteten, waren aber nicht schnell genug, um das zu verhindern. Dann meldeten die Jedi, dass sich ein Sith im Gebäude aufhalten solle, und der Captain und ich rückten mit Ritter Jatara in einen Hangar vor, während der Rest sich daran machte, die restlichen Räumlichkeiten zu erkunden und Daten zu sammeln. Das wichtigste war, die Forschungsdaten zu finden, und diese ominöse Substanz, von der keiner wusste, was sie nun genau ist.

Im Hangar mussten der Captain und ich zwei gepanzerte Geschütztürme ausschalten, die uns die Sache nicht leicht gemacht haben - das eine Ding hat dermaßen heftig auf mich geballert, dass es nicht nur meinen Schild komplett entladen, sondern auch meine Rüstung perforiert hat. Aber wir haben's geschafft, und Ritter Jatara hat die Imps neben dem im Hangar befindlichen Shuttle ausgeschaltet, die dort drei Gefangene hatten. 
Republikanische Soldaten, wie Veris herausfand, als er sie befragt hat - und irgendwie übel auf Drogen oder sonstwas, denn da kamen kaum klare Antworten. Draußen wurde die Lage immer heikler, die Marines von der Landezone mussten von dort abgezogen werden und die BT-7, die uns runtergebracht hatte, wurde massiv beschossen. Sah für einen Evac nicht gut aus, aber da war immernoch das Imp-Shuttle. Wir fanden zudem zwei Lagerkisten mit diesem Substanz-36-Alpha-Zeugs, das Warhound und ich dann zum Shuttle schleppten.

Der Rest der Truppe machte sich nach oben auf, um dort den Sith zu stellen - und wie es sich über Funk anhörte, haben sie es auch geschafft. Blöderweise hingen Rentreen, Veris und ich im Hangar fest, ich hätte zu gerne beim Angriff auf den Sith geholfen. Ein paar Granaten reingeballert, oder was auch immer. Und dann kam die Sache mit dem Verladen der Gefangenen. Rentreen hatte nichtmal nachgefragt, was aus den Gefangenen werden soll, und so wie er sich gab, hatte er ernstlich überlegt, sie dazulassen. Weil im Shuttle zu wenig Platz für alle war - für uns, die Marines, die Gefangenen, die Ladung. Ja verdammt, dann wären von uns welche dageblieben. Ich hätt's gemacht. Aber er hat nichtmal gefragt, hat Veris total ignoriert, der ihm sagte, dass das Trooper sind. Und als ich meinte, dass Komanndos niemanden zurücklassen, ging er auf mich los.
Meinte, ich würde mich für einen Kommando unwürdig verhalten - verdammt, dass er die Sache mit der Beschwerde über seinen abgefuckten Bericht so schwer nimmt, hätte ich wirklich nicht gedacht. Natürlich konnte ich nicht aufhören und er auch nicht. Am Ende haben wir uns über Helmmikrofon angebrüllt und es war so unendlich schwer, mich irgendwie zurückzuhalten. Irgendwas hat der Mann an sich, das mich bis aufs Blut reizt. 

Er sagt genau die falschen Sachen, genau das, was richtig schmerzt, wogegen ich nur noch zurückschlagen möchte, damit er aufhört. Wogegen ich dann selbst sofort in Angriffshaltung gehe, um ihm entgegen zu treten. Jetzt, im Nachhinein, mit Ruhe betrachtet, ist das alles mehr als lächerlich. 
Meine Seite brannte wie die Hölle von dem Treffer, und ich dachte wirklich, er will diese Leute zurücklassen. So eiskalt, wie er sich sonst gibt, schien mir das nicht unwahrscheinlich. Das wird sicher noch Ärger geben, und nicht zu knapp. Dass Veris dann nach oben gerufen wurde, hat uns wohl beide abgekühlt. Und dann endlich hat er den Captain angefunkt wegen der geretteten Gefangenen.

Der Rest ging so verdammt schnell. Die Imps rückten auf die Forschungsanlage vor und die Marines hatten Mühe, die Stellung zu halten. Die Jedi haben den Sith zu Boden gebracht, Thrace wurde am Bein verletzt, die Entscheidung fiel, mit beiden Fluggeräten zu evakuieren. Fox war fleissig dabei, Daten zu bergen - wenigstens eine mit Erfolg auf ganzer Linie - und wir verteidigten uns so lange, bis wir endlich aus der verdammten Anlage raus konnten. Ein paar Granaten in Richtung der Imps hat sie ziemlich abgekühlt, dafür hat sich das Mitnehmen der Pecemaker wirklich gelohnt. Und bei all dem Chaos hätte ich ohnehin als Scharfschütze absolut nichts gebracht, dann lieber ordentliches Badabumm. Das war an einigen Stellen auch definitiv nötig, sonst hätten die uns von hinten aufgerollt. 
Und ich merke, dass ich den Sergeant in mir einfach nicht loswerde. Als es immer mehr Dinge wurden, um die sich der Captain kümmern musste, hätte ich am liebsten einfach nur gemacht. Mir ein, zwei Leute geschnappt und gehandelt. Entschieden. Etwas verändert. Stehenzubleiben und abwarten zu müssen war das Schlimmste an alledem. Vorschläge zu machen, auf die man nicht gehört hat, oder die im Chaos einfach untergingen, obwohl ich mir sicher war, sie hätten helfen können. Wenn die Degradierung nicht schon Strafe genug war, dann ist es das jetzt auf jeden Fall. Jede Faser in mir brüllt, handeln zu dürfen, und ich muss diesen Instinkt permanent unterdrücken. Darauf warten, von der Leine gelassen zu werden wie ein Kath-Hund. Verdammt, dieser eine Faustschlag hat mich so unendlich viel gekostet ...

Der Rückflug zur Infinity war wackelig, die BT-7 hat ziemlich einstecken müssen.
Ein Wunder, dass da nicht noch mehr Löcher drin waren. Bei der Ankunft auf dem Schiff mussten wir erstmal in eine Dekontaminierungsdusche, dann in Quarantäne - wegen diesem Substanz-36-Alpha-Zeug, von dem immernoch keiner so genau weiss, was es ist. Wenigstens waren die Kisten, in denen es war, nicht mit Gefahrenwarnstoffsymbolen gekennzeichnet, aber bei Imps weiss man nie so wirklich. Tja, und nun hängen wir in der Medbay herum. 
Meister Balnam und der Captain sind wegen der Marines ziemlich aneinander geraten, und Rentreen schaut mich mit dem Arsch nicht mehr an. Weiss nicht, ob das gut oder schlecht ist, aber ich vermute, eher schlecht. Thrace schläft den Schlaf der Gerechten, und ich darf das Bett hüten und kann nicht schlafen. Das Gespräch mit Meister Balnam über den Tod hat irgendwie geholfen. Ich kann mich nicht freuen, wenn so viele gestorben sind, selbst wenn sie das Risiko kannten.

Und seltsamerweise, trotz allem, was uns von einander unterscheidet, der Gedanke an den Tod hat uns für ein paar Minuten gleich gemacht. Der Gedanke an Trauer, und wie man damit umgehen kann. Wie Jedi und wie Soldaten einander Dinge zurücklassen, um sich zu erinnern. Lichtschwerter und Hundemarken. Seltsame Parallelen. Es war kein echter Trost, aber es hat geholfen. Ein bisschen zumindest. 
Danach noch ein paar Worte mit Fox, die sowohl den Crash zwischen Meister Balnam und dem Captain wie auch meinen Streit mit Rentreen nicht mitbekommen hatte. Naja, und die Sache mit der Beschwerde hatte sie auch nicht mitbekommen - das heisst, Rentreen hat mit ihr darüber nicht gesprochen. Redet er überhaupt mit irgendwem? Hätte gedacht, dass er zumindest mit einer regelmäßigen Trainingspartnerin spricht.

Fox war erstaunt, dass ich gleich den Dienstweg gegangen war, vermutlich hatte sie erwartet, dass ich mich erst mit Rentreen direkt auseinandersetze. Sehe dafür aber immernoch keinen Grund - er hat mir bisher sehr deutlich gemacht, dass er von mir nichts hält, da hätte auch ein persönliches Gespräch nicht viel gebracht. Sie klang bedauernd, als sie meinte, sie hätte gerne im Einsatz mehr getan als Daten geborgen, aber was sie tat, war vielleicht das Wichtigste von allem. Prügeln kann sich jeder, sensible Daten bergen nicht. 
Man kann nicht überall sein, selbst wenn man gerne würde ... naja, ich hoffe, ich kann ihr das irgendwann begreiflich machen. Und jetzt winkt mir dieser nervige Pfleger. Werde ja doch nicht schlafen können, aber die sind hier rigoros. Am Ende werde ich noch zwangssediert. Soll mich ja schonen ...

Über Gloria H. Manderfeld

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