Slogan Nerd-Gedanken
Aloncor Torn

The Good, The Bad and The Jedi: Weißer Wampa im Angriffsmodus


"Guck mal, was macht der denn da?" tuschelte eine abgehärmt wirkende Mittdreissigerin zu ihrer ebenfalls abgespannt wirkenden Freundin. Beide trugen große Beutel, in denen sie ihre Deckwäsche zur öffentlichen Reinigungs-Wasserstelle geschleppt hatten. Beide hielten ihre quengelnden Kinder an den Händen, die überhaupt nicht bei ihren Müttern bleiben wollten und sich alle Mühe gaben, in verschiedene Richtungen davon zu kommen. "Ich glaube, der wäscht seine Sachen."
Beide beäugten den hochgewachsenen, braun gebrannten Mann mit der zerzausten Kurzhaarfrisur eingehend. An seinem Körper waren die Spuren eines nicht ungefährlichen Lebens an diversen kleineren und größeren Narben gut zu entdecken. Und er war trainiert, wie man es wohl von einem seiner Sorte erwarten konnte. Eine der Frauen gab einen überraschten Laut von sich, als sie die von Narben übersähte linke Brust des Mannes erblickte, die wirkte, als habe ein Wildtier versucht, ihn zu zerfleischen. Weitere Narben zogen sich bis hinauf zu seiner Schulter.
"Meinetwegen kann er da gerne noch eine Weile stehenbleiben," seufzte eine dritte Frau, die ebenso einen Wäschesack heran geschleppt hatte, hingebungsvoll und gönnte sich den Anblick des mit einer einfachen Hose, Stiefeln und einem Gürtel bekleideten Mannes. Die beiden deaktivierten Lichtschwerter, welche an diesem Gürtel eingehakt waren, schienen die unruhigen Kinder viel mehr zu interessieren. Einer der Jungen riss sich schließlich von seiner Mutter los und rannte auf den Jedi zu, der an der Wasserstelle saß und mit einer Bürste seine nasse Tunika von den letzten Resten des Löschschaums sauberschrubbte.

"Du-huuu?" Der Mann blickte zu dem vorwitzigen Steppke und hob fragend seine Brauen an. Seine Augen wirkten müde, aber für den Jungen hatte er ein freundliches Lächeln übrig. "Was gibt es denn?" fragte der Jedi und schrubbte eifrig weiter. Die Bewegungen wirkten auf die Frauen, als sei er durchaus geübt darin, seine eigene Tunika zu reinigen.
"Bist Du ein Jeehdi?" Der Junge deutete neugierig auf die Lichtschwerter, was den Mann dazu brachte, sich etwas aufzurichten und beim Schrubben innezuhalten. "Das bin ich - ich bin ein Jedi-Ritter und hierher gekommen, um zu sehen, wie man den Menschen auf Xasel 7 helfen kann." Politik war dem Kleinen aber wohl herzlich egal, das Lichtschwert war da schon viel wichtiger.
"Darf ich das mal anfassen?" Aloncor Torn hakte sein Shoto vom Gürtel los und hielt dem Jungen den deaktivierten Griff hin, welchen dieser mit ungläubigem Staunen berührte. Im Nu hatten sich auch die anderen Kinder um die beiden geschart und wollten ebenfalls anfassen. Aufgeregte Kinderstimmen mischten sich mit den ruhigen Erklärungen des Ritters, der sich schließlich erhob und seinem Publikum zeigte, wie ein aktiviertes Lichtschwert aussah. Dass die Mütter einen neugierigen, aber auch hingerissenen Chor etwas entfernt bildeten und weitaus mehr auf die geschmeidigen Bewegungen des trainierten Mannes achteten, war eine Randnotiz, wenngleich Aloncor die emotionalen Schwingungen der Frauen durchaus zur Kenntnis nahm.

"Warum wäscht Du denn Deine Sachen selbst?" piepste ein Mädchen, das sich zwischen den Jungs hindurchgeschoben hatte. Sie wirkte pfiffiger als die anderen Kinder, blickte zwischen der nassen Tunika und dem Jedigesicht mit dem leichten Dreitagebart hin und her. Aloncor schmunzelte.
"Seine eigene Kleidung sauber zu halten lernen schon die Jünglinge im Orden - die sind übrigens so alt wie ihr. Es gehört zum Alltag eines Jedi, die wenigen Dinge, die er bei sich führt, sorgfältig zu pflegen und darauf zu achten ... und ..." Er nickte freundlich in die Richtung der Mütter mit den Wäschesäcken. ".. wir haben keine Mütter, die mit uns reisen würden, um unsere Wäsche zu machen. Deswegen sollte man das selbst beherrschen. So schwer ist es nicht." Die Kinder blickten überrascht, aber auch ein bisschen unwillig von den nassen Sachen des Jedi zu ihren Müttern, die noch immer ihre Köpfe zusammen steckten.
"Vielleicht könnt ihr ihnen ein bisschen helfen - das freut sie sicher. Und ihr zeigt, dass ihr etwas könnt, was auch Erwachsene tun." Einer der Jungs schüttelte kategorisch den Kopf und meinte: "Das ist doch nur was für Weiber!" Er kassierte prompt einen kräftigen Tritt des Mädchens, dann trollten sich einige der Kinder zu ihren Müttern. Aloncor konnte nicht hören, was sie miteinander sprachen, aber als sich kurz darauf auch die Mütter näherten, gingen einige der Kinder ihren Müttern bei der Wäsche zur Hand. Aloncor verabschiedete sich freundlich, als er seine Kleidung gereinigt hatte, und ging, die feuchten Wäschestücke über den Arm gelegt, die Straße entlang zum Hauptquartier der Partei "Xasel 7s Weg in die Freiheit" zurück.

Auch hier folgten ihm neugierige Blicke, aber die meisten in der Umgebung am Wiederaufbau der zerstörten Gebäude arbeitenden Menschen hatten sich zumindest zum gewissen Teil an den Anblick des Jedi gewöhnt. Er wohnte nun seit gut einer Woche in der Parteizentrale und hatte sich mit vielen unterhalten. Über die Vergangenheit, den Krieg, die Sorgen und Nöte, die den schweren Alltag der Menschen bestimmten. Auf Xasel 7 fehlte es an allem - nur nicht an Verzweiflung und Angst. Die übermächtigen Emotionen so vieler waren das Belastendste an der Mission für ihn. Ein beständiges Kratzen und Heulen an den geistigen Festungsmauern, die ein Empath um sein Inneres errichten musste, um sich nicht zu sehr irritieren zu lassen und weiter handlungsfähig zu bleiben. Dazu die Hinterlassenschaften der Sith, deren Machtkorrumpierung nach wie vor spürbar war. Glücklicherweise hatten sie den Nexus in Werk 4 schließen können, wo einst mit viel Sith-Alchemie die scheusslichen Golems hergestellt worden waren. Weit weniger glücklich war die schwere Verletzung, die Ritter Jarok nun auf die Krankenstation befördert hatte. Aber es war generell ein Vorstoß gewesen, bei dem vieles anders als gedacht gelaufen war.

Schon beim Anflug auf das Fabrikgelände wurde das Shuttle mit einer modernen AntiLuft-Rakete beschossen und sie hatten es nur Ritter Jaroks Können zu verdanken, dass sie nicht abgestürzt waren und es nur auf eine holprige Landung hinausgelaufen war. In Werk 4 selbst waren sie bis zur Kommunikationszentrale vorgerückt, immer dem Gefühl folgend, dass sich eine Konzentration von Schmerz und Furcht im Gebäude befand. Als sie den Nexus ausgemacht hatten, vereinbarten die Ritter, dass Andenus und Jarok Aloncor bei dem Versuch, diesen zu schließen, verteidigen würden, während die Agentin des SID, Miss Fox, sich um die Datensicherung kümmern sollte.
Dass das Löschsystem durchdrehen, sowohl Fox als auch Aloncor in dem Raum einschließen und mit reichlich Wasser und zähem Löschschaum umzubringen versuchen würde, hatte niemand vorhergesehen - und vor verschlossenem Sicherheitsschott brannte innerhalb kürzester Zeit die Luft, als zwei feindliche SGD-Agenten die verbliebenen Jedi mit Drohnen- und Raketenbeschuss unter Feuer nahmen.

Während die beiden Eingeschlossenen versucht hatten, das Löschsystem zu deaktivieren und der Schaum samt Wasser in extremer Geschwindigkeit zu steigen begann, wehrten sich Andenus und Efroy Jarok nach Kräften. Erst, als Aloncor das durch das Wasser beschäftigte Arbeitsterminal durch sein Lichtschwert und damit auch die permanente Elektroschockgefahr ausgeschaltet hatte, konnten die beiden Eingeschlossenen flüchten - Lichtschwerter waren auch für's Türenöffnen brauchbar. Inzwischen hatte der Diplomat die Form und Farbe eines weißen Wampa angenommen, da der zähe Löschschaum mannshoch im Raum angestiegen war, die wesentlich kleinere Fox hatte sich nur dank eines Stuhls über der Schaumoberfläche halten können. Als Andenus ihn anwies, den Schützen mit dem Raketenwerfer auszuschalten, der sich auf der Galerie über dem Hauptraum der Werkshalle versteckt hatte, musste es ein Bild wie aus einem Holofilm gewesen sein - ein fliegender Wampa mit Lichtschwert, der dem feindlichen Agenten den Garaus machte.

Und doch war er zu spät gekommen - in diesem Moment lag Ritter Jarok bereits am Boden, vom verwendeten Napalm der Raketen verbrannt. Glücklicherweise hatten Andenus und Agentin Fox ihn stabilisieren können, bis der MedEvac erschienen war, und er wurde schnell zu einem der verbliebenen Hospitäler verbracht. Fox hatte Daten gewinnen können, und die beiden Ritter hatten gemeinsam den Nexus geschlossen, um die Spuren der Sith zumindest ein wenig zu tilgen und weitere Gefahr abzuwenden. Dass sie neben dem Gebäude noch ein Massengrab entdeckt hatten, war das letzte Detail dieses schmerzhaften und in vielem auch schweren Abends gewesen - als er sich endlich irgendwann mitten in der Nacht zur Ruhe hatte legen können, war der Schlaf nur sehr schwer herangenaht. Andenus' müder Gesichtsausdruck, von Gedanken beschwert, vermutlich auch durch ein Gefühl von Schuld. Ritter Jaroks stille Gestalt, in der das Leben nur noch mit viel Mühe gehalten wurde. Agentin Fox' Blick, als sie vor dem Grab gestanden hatten und überlegten, was getan werden sollte. Nam Thaos verzweifelte Bitte um Hilfe und Finanzierung.
Die vielen Bilder und Gesichter wirbelten in seinem Kopf und ließen ein Chaos zurück, welches Aloncor nur mühevoll ordnen konnte, fühlend, wie viel Kraft es ihn gekostet hatte, und wie viel Kraft noch vonnöten sein würde, um Xasel 7 zu helfen.

Sie konnten so wenig tun, und überall gab es etwas, wo viel mehr zu tun wäre als nur zuzuhören und Hoffnung zu geben.
Schweigend hängte Aloncor seine feuchte Tunika und die Wechselhose über eine Stuhllehne in jenem Raum, in dem sein Feldbett stand, um sich dann in der klassischen Meditationshaltung auf dem Boden niederzulassen. Ein wenig Kraft schöpfen, bevor er wieder hinausgehen würde, der Jedi zum Anfassen sein, den die Leute betrachten konnten, der sich ihren Schwierigkeiten widmete - und um von jenen abzulenken, die im Stillen ihr Werk taten, um dem Kult zu Leibe zu rücken, der die Seelen und Gedanken der Menschen vergiftete...

Über Gloria H. Manderfeld

1 Eure Meinung zu den Nerd-Gedanken:

  1. Sehr schöne Geschichte. Macht direkt noch mehr Lust auf den neuen Film. Nur noch 24 Stunden :)))

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