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Rezension: Spy - Susan Cooper Undercover


CIA-Analystin Susan Cooper hat drei Probleme: zum einen entspricht sie optisch nicht dem durch die Medien propagierten Idealbild von jung, schlank und möglichst attraktiv. Zum anderen ist sie unglücklich in Agent Bradley Fine verliebt, der sie aber nur als die »Stimme in seinem Ohr« wahrnimmt, die ihn erfolgreich immer wieder durch brenzlige Situationen im Einsatz geleitet und ihm mehr als nur einmal durch ihr Können das Leben rettet. 
Und drittens hatte sie sich eigentlich durch den Job bei der CIA weitaus mehr erhofft als ein Schreibtischposten mit Headset in Langley – der Traum von spannenden Außeneinsätzen an malerischen Orten im Ausland scheint für sie dauerhaft ausgeträumt.

Als jedoch Bradley Fine bei dem Versuch ums Leben kommt, der Waffenhändlerstochter Rayna Boyanov habhaft zu werden, die man im Besitz eines atomaren Sprengsatzes vermutet, erfährt der CIA auch, dass alle derzeit operierenden Feldagenten enttarnt wurden. Sollten diese also gegen Boyanov eingesetzt werden, droht ihnen innerhalb kürzester Zeit, dass sie im Einsatz auffliegen und der CIA somit nutzlos Ressourcen verheizt. 
Da sie sich dringend wünscht, für Fines Tod Rache nehmen zu können, schlägt sich Susan Cooper als Ersatz-Agentin vor, das entsprechende Feldagententraining hatte sie schließlich vor zehn Jahren bereits mehr als erfolgreich absolviert.

Tatsächlich stimmt Chefin Elaine Crocker der ungewöhnlichen Idee zu. Ausgestattet mit einer mehr als peinlichen Tarnidentität reist Susan Cooper nach Paris, um dort auf die Spur eines internationalen Waffenhändlers zu gelangen. 
Doch als sich auch noch der Ex-Agent Rick Ford, welcher aus Protest gegen Crockers Entscheidung für Cooper gekündigt hatte, mit ins Spiel gelangt, bleibt von der Anweisung, nur zu beobachten und auf keinen Fall Kontakt aufzunehmen, nicht viel übrig – denn Ford wird von der Gegenseite erkannt, und nun liegt es in Susans Händen, dem ehemaligen Kollegen sein Leben zu retten …

Schon der Trailer hatte mir Lust gemacht, dem Film eine Chance zu geben – und ich wurde nicht enttäuscht. Schon mit dem mehr als deutlich am großen Vorbild James Bond orientierten Vorspann samt Titelmelodie im künstlerischen Bond-Stil nimmt die Erzählung gut Fahrt auf und wirft die Zuschauer mitten ins Geschehen. 
Dieses führt in die Zusammenarbeit und Beziehung zwischen Susan Cooper und dem hemmungslos selbstverliebten Bradley Fine wie auch in den eigentlichen Konflikt des gesamten Filmes ein: die verschollene Atombombe, welcher die CIA nachjagt und nur indirekt überhaupt wieder in deren Nähe gelangen kann. Dabei ist Fines Tod der erste große Schocker der Story, der aber zwingend notwendig ist, damit die von Fine zuvor stets an die Wand gedrängte Susan überhaupt ihre Chance bekommen kann.

Cooper ist dabei ein direkter Gegenentwurf zum James-Bond-artigen Bradley Fine: zunächst eher schüchtern und zurückhaltend, sehr mollig, den Kuchengenüssen des Lebens zugetan, unglücklich verliebt und natürlich weiblich. Dass sie den Agentenjob ebenso beherrscht wie Fine und die anderen Feldagenten, erweist sich erst nach und nach während der Erzählung. 
Man kann die Entwicklung von der mit ihrer wenig ansprechenden Tarnidentität und dem abgeranzten pariser Hotel überforderten Frau hin zur selbstbewussten Macherin, die an ihren Herausforderungen wächst und sich als gleichwertig, wenn nicht sogar besser als ihre männlichen Kollegen, erweist, Schritt für Schritt mitverfolgen. Dabei besitzt Susan Cooper, die von der sehr mitreißend spielenden Melissa McCarthy verkörpert wird, viel Witz, Charme und genug Sarkasmus, um sich vor allem gegen die überaus zickige Rayna Boyakov zu behaupten, welche ganz gerne über Leichen geht.


McCarthys Vielseitigkeit und komödiantisches Talent wird durch den überraschend witzigen Jason Statham als Katastrophenagent Rick Ford und den hervorragend jovial-öligen Jude Law in der Rolle des Bradley Fine ergänzt. Aber auch die Nebenrollen sind genial besetzt – vor allem Susans Kollegin Nancy (Miranda Hart) und der alles weibliche in Sichtweite brutal anbaggernde Agent in Rom (Peter Serafinowicz) runden die Truppe skurril und immer wieder überraschend ab, sodass man schon von der ersten Szene an gut mitgerissen wird und keinerlei Längen entstehen.

Dass in diesem Film aber noch einiges mehr steckt als nur eine reine James-Bond-Parodie, wird an den gut coreographierten Kampfszenen (mein Favourit ist der Kampf in der Küche zwischen Susan und der feindlichen Agentin Lia), den wirklich stylischen Bildern und den aberwitzigen Gadgets deutlich, bei denen viel Liebe zum Detail sichtbar wird. 
Die rasante Erzählweise, bei der sich Susan immer weiter in das Geflecht zwischen Auftrag und Verschleierung desselben verstrickt, um an Rayna Boyakov dranbleiben zu können, lässt immer wieder Neugierde auf die nächsten Ereignisse entstehen und am Ende sind 120 Minuten Film überaus schnell vorüber gehuscht. Wer von den Schmunzlern noch nicht genug hat, sollte sich unbedingt den Abspann ansehen, der einen Ausblick auf weitere gruselige Tarnidentitäten, neue Aufträge und die Spezialgadgets gibt, mit denen Susan Cooper ausgestattet wird.


Einzig die immer wiederkehrenden und auf Susans füllige Figur abzielenden, eher platten Scherze waren nicht wirklich mein Geschmack, gerade weil Melissa McCarthy bravourös beweist, wie attraktiv auf eine mollige Frau in der richtigen Kleidung und dem passenden Auftreten sein kann. Auch dass Susan Cooper nach zehn Jahren Schreibtischdienst nach wie vor bei trainierten, spezialisierten Agenten mithalten kann, scheint ein bisschen unrealistisch, gerade bei Verfolgungsjagden zu Fuß und Schießereien hätte ich weniger Ausdauer und Können vermutet.
Aber letztendlich ist es ja auch ein Film, der gerade mit diesen überraschenden Kenntnissen spielt und viel mehr unterhalten als ein realistisches Abbild der Gegenwart geben will. Wer James-Bond-Fan ist, wird an den vielen Anleihen sicherlich Spaß haben. Freunde gelungener Comedy sollten sich diesen Film wirklich ernsthaft auf die »to watch« Liste setzen.

Fazit: Spritzig, witzig und sehr unterhaltsames Comedy-Popcorn-Kino – verdiente acht von zehn Sternen.

Filmdetails: 
Titel: Spy - Susan Cooper Undercover
Originaltitel: Spy
Originalsprache: Englisch
Erscheinungsjahr: 2015
Länge: 120 Minuten
Altersfreigabe: FSK 12
Regie: Paul Feig
Darsteller: Melissa McCarthy, Jason Statham, Lude Law, Rose Byrne, Miranda Hart, Nargis Fakhri

Über Gloria H. Manderfeld

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