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Fantasy

Rezension: Warcraft - The Beginning

Draenor, die Heimat der Orks wurde zu unbewohnbarem, lebensfeindlichem Land. Doch der mächtige Schamane Gul‘dan hat für dieses Problem eine Lösung: ein durch seine vom Leben selbst gespeiste Fel-Magie befeuertes Portal, welches seinem kriegsgewöhnten Volk den Weg in eine bessere Welt eröffnet. Einer unter jenen Orks, die sich eine bessere Zukunft erhoffen, ist Durotan, der Häuptling des Frostwolf-Clans, dessen Weib Draka hochschwanger ist und sich gemeinsam mit ihm und vielen anderen für den Stoßtrupp meldet, der durch das Portal in die neue Welt Azeroth schreiten soll, da die aufgewandte, magische Energie nicht für die gesamte Horde reicht.
 

Während des Transports durch eine undefinierbare Zwischenwelt werden Drakas Wehen ausgelöst und sie bringt auf der neuen Welt schließlich ihren Sohn zu früh zur Welt, der von Gul‘dan mittels Fel-Magie belebt wird. Kurz darauf beginnen die Orks mit ihrer Eroberung jenes grünen, reichen Landes, das jedoch bereits bewohnt ist: verschiedene Völker wie die Zwerge von Eisenschmiede oder einige Menschenvölker, deren König in Sturmwind residiert, sind sich der Bedrohung durch die Fremden schnell bewusst, müssen aber feststellen, dass diese ihren Streitkräften überlegen sind.

Ein junger Magiewirker namens Khadgar hat zudem etwas Erschreckendes festgestellt: Eine der Leichen aus einer überfallenen und ausgelöschten Menschen-Garnison wurde mittels Fel-Magie getötet, von der in Azeroth allenfalls Legenden bekannt sind. Sofort ruft König Llane Wrynn den Wächter Azeroths zu Hilfe, den in Kharazan residierenden Medivh, einem mächtigen Magier, welcher seit vielen Jahren über die Geschicke der Königreiche wacht. 
Gemeinsam mit einer Gruppe an gerüsteten Streitern unter der Führung von Anduin Lothar, dem herausragendsten General des Königs, untersucht Medivh eine der Überfallstätten und entdeckt weitere Spuren der gefährlichen Fel-Magie. Doch dieser Ort erweist sich als von den Orks gelegter Hinterhalt …

Hexenmeister Gul'dan führt die Horde durch ein magisches Portal nach Azeroth
Ein Film, der versucht, die über mehrere Spiele, viele Bücher und ein MMORPG gewachsenen Hintergrund nachzuerzählen, stellt sich naturgemäß einer großen Herausforderung, die schief gehen muss, da schlichtweg zu wenig Zeit bleibt, um viele Details auszumalen. Auch Genre-Größen wie »Herr der Ringe« haben schließlich wahlweise Dinge aus der vorhandenen Geschichte ausgelassen oder von einem dünnen Bändchen auf eine Film-Trilogie aufgepumpt. In sofern waren meine Erwartungen an die Storyline von »Warcraft – The Beginning« relativ gering. 
So hat es mich auch nicht erstaunt, dass die ausgearbeiteten Hintergrundgeschichten der Helden wie Anduin Lothar, Garona oder des Wächters Medivh auf sehr Grundlegendes heruntergebrochen wurden, um von der Haupthandlung nicht zu sehr abzuschweifen. Denn der Konflikt zwischen den nach Azeroth eindringenden Orks und den verteidigenden Menschen, die von diesen Besuchern reichlich überrascht und dann erstmal gnadenlos überrannt werden, ist und bleibt der wichtigste Inhalt des Filmes.

Dennoch ist es den Drehbuchautoren gelungen, eine schlüssige, wenngleich nicht übermäßig tiefgreifende Geschichte zu erzählen: Langsam entwickelt sich durch Khadgars Recherchen der eigentliche Grund für die Invasion der Orks und die verschiedenen Konflikte unter den Königreichen Azeroths werden angerissen. Man erhält auch als Laie ohne Hintergrundkenntnisse einen guten Einstieg in die Welt von »Warcraft« und deren künftige Konflikte.
Auch die verschiedenen Hauptcharaktere – Lothar, Garona, Durotan, Draka, Khadgar und Medhiv – werden grundlegend charakterisiert, wobei besonders auf Garonas Zwiespalt, zwischen zwei Völkern stehen zu müssen, der Fokus gelegt wird. Allenfalls ihre reichlich an den Haaren herbeigezogene und total im Widerspruch zur Lore stehende Lovestory hätte wirklich nicht sein müssen – aber anscheinend muss es bei jedem Actionfilm irgendein Pärchen geben, das sich zuerst findet und dann schmerzhaft trennt. Auf dieses kitschige Klischee hätten sie wirklich verzichten können, vor allem, da bis auf schmachtende Blicke nichts zu sehen ist und züchtig selbst vor einem ersten Kuss ausgeblendet wird.

Durotan und Ogrim Doomhammer träumen von einer grünen, neuen Heimat
Aus den Spielen wohlbekannte Schauplätze erfahren durch wirklich schönes Rendering Würdigung, allseits bekannte Fraktionen wie die Kirin Tor oder die Nachtelfen werden nebenher beleuchtet, ohne dass der Fokus auf die Haupterzählung verloren geht. Ein guter Wechsel zwischen Action und ruhigeren Momenten lässt keinerlei Langeweile aufkommen, die Kämpfe und magischen Effektie sind mindestens so spektakulär inszeniert wie in den Cut-Scenes von »World of Warcraft«. Fans der Warcraft-Welt können zudem viele kleine Details entdecken, die einem das gewohnte Spielgefühl zurückbringen.
Im Bach fischende Murlocs, das originalgetreu nachgebildete Gasthaus aus Goldhain, schicke Rüstungen und Waffen, in Käfigen am Portal gefangene Draenei - an vielem kann man sich nicht sattsehen. Dazu die vom MMORPG her gewohnte Stimmungsmalerei mit Umgebungsfarbgebung und sehr passender Musik. So wird die Spielwelt passend lebendig gemacht. Der passende Bogen zu kommenden Filmen wird durch das Schicksal von Durotans und Drakas Sohn geschlagen.

Nach diesem Film will ich unbedingt einen der Aggro-Reitgreifen von König Llane Wrynn als Kampfgefährten haben, die laut Aussage meines Freundes mindestens genauso fies unterwegs sind wie früher beim PvP-Zerg zwischen Süderstade und Tarrens Mühle, bei  dem der Allianz-Greifenmeister zwei Zusatzgreifen spawnte, wenn man als Hordler beim Kampf zu sehr in seine Nähe kam.
Auch Medivhs Haushofmeister Moroes, der im Karazhan-Raid als zweiter Boss reichlich Ärger unter motivierten Spieler verbreitete, erhielt im Film eine immer wiederkehrende Rolle als des Wächters treuer Diener, der sich sehr um das Wohl seines Herrn sorgte. Man erfährt sogar, warum das Gebiet um Karazhan dermaßen zerstört wurde - da kann ich es auch verschmerzen, dass Dalaran fälschlicherweise als fliegende Stadt dargestellt wird, auch wenn das zum Zeitpunkt des Filmes definitiv noch nicht der Fall gewesen sein kann.

Khadgar packt ein paar magische Tricks aus, um einen übermächtigen Gegner zu bezwingen
Mittels wiederkehrender Szenen zwischen den hühnenhaften, kriegsgewöhnten Orks erfährt man von deren grundlegender, auf Ehre und Kampf ausgerichteten Kultur und erfährt auch, dass sie keinesfalls nur von Hexenmeister Gul‘dan gesteuerte, hirnlose Kampfmaschinen sind. Halborkin Garonas Aussagen über die orkische Kultur lassen erahnen, dass diese reichhaltiger ist, als man auf den ersten Blick ahnt. Durotans und Drakas Verhältnis zueinander beschreibt ohne viele Worte, wie Familienleben und eine Partnerbeziehung unter Orks  aussehen kann.
Nur die Größenverhältnisse zwischen Ork-Männern und -Frauen lässt mich die Fortpflanzung ein bisschen kritisch betrachten, sehr viel Freude können die wesentlich kleineren Orkfrauen an diesem Vorgang nicht haben. Natürlich dürfen traurige und epische Augenblicke nicht fehlen: König Llane Wrynns letzter Kampf, das Heldentum von Anduin Lothars Sohn, Durotans Herausforderung Gul'dans, um sein Volk zu retten und Drakas Verteidigung ihres Sohnes geben der Handlung noch die nötige Würze, um die Schwere des Konfliktes angemessen darzustellen, ohne zu sehr auf die Tränendrüse zu drücken. Hier erscheinen die Handelnden aus den verschiedenen Völkern wirklich als nachvollziehbare Heldengestalten, deren Tun weitreichende Folgen mit sich trägt.

Mein einziges echtes Manko bei diesem unterhaltsamen, abwechslungsreichen Film ist aber das CGI, mit dem wirklich massenhaft gearbeitet wird. Alleine schon die Orks sind trotz ihrer erfreulich lebensechten Mimik komplett gerendert, was den Kontrast zwischen ihnen und allen anderen Völkern sehr deutlich macht. Auch der bullige Körperbau, der den bisherigen WoW-Artworks nachempfunden ist, wirkt für das betrachtende Auge nicht unbedingt angenehm, vor allem, wenn man zumindest ansatzweise etwas von Anatomie und Proportionen versteht.
Gerade das grobe Missverhältnis zwischen Händen und restlichem Körper ist mir mehrfach aufgefallen, dazu wirkten die Bewegungsabläufe der Orks im direkten Vergleich zu kämpfenden Menschen immer ein bisschen gedämpfter und langsamer. Aber ohne CGI geht es angesichts der vorgegebenen Looks der einzelnen Völker wohl nicht, sodass man das einfach hinnehmen muss. An anderen Punkten (gerade beim Magiewirken durch Medivh und Khadgar) sind die computergenerierten Effekte dafür sehr stilecht eingebaut. In 3D hingegen muss man sich diesen Film nicht unbedingt geben, die Tiefenwirkung bei Zaubern, Schlachtszenen und bestimmten Perspektiven ist zwar nett, aber die zusätzlichen Euros nicht unbedingt wert, wenn man nicht totaler 3D-Fan ist.

Anduin Lothar im Greifenanflug auf die Endschlacht gegen die Horde
Ein erster Einstieg in die reichhaltige Warcraft-Welt ist mit diesem Film also geschafft, da kann man nur hoffen, dass der finanzielle Erfolg groß genug war, um auch weitere Filme zu produzieren. Ich fände beispielsweise die Geschichte um Arthas und die Geißel sehr interessant, da sie den zweiten großen Konflikt behandelt, der sich über sehr lange Zeit und viele Nebenstränge wie den Scharlachroten Kreuzzug, die Todesritter und Arthas‘ traurige Liebesgeschichte mit Jaina Proudmoore (und deren Verbindungen zu Thrall) beinhaltet.
Ich bin gespannt, was man da noch erwarten darf – mögliche Vorlagen gibt es wirklich genug. Und hoffentlich finden in einem zweiten oder dritten Film auch die anderen Völker Azeroths Platz, die dieses Mal nur am Rande vorkamen.

Fazit: Nicht nur für Fans ein sehenswertes, rasantes Abenteuer aus einer Welt mit vielen Möglichkeiten. Acht von zehn möglichen Punkten.

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Wer mehr über den Film erfahren möchte, dem empfehle ich meine Rezension zum Hintergrundbuch "Warcraft: The Beginning - Hinter den Kulissen", das mit Anekdoten, Wissenswertem und Informationen vollgepackt ist. Bonus: Die Schauspieler der Hauptfiguren kommen auch zu Wort!

Filmdetails: 
Titel: Warcraft - The Beginning
Originaltitel: Warcraft
Originalsprache: Englisch
Erscheinungsjahr: 2016
Länge: 123 Minuten
Altersfreigabe: FSK 12
Regie: Duncan Jones
Drehbuch: Charles Leavitt, Duncan Jones
Darsteller: Travis Fimmel, Paula Patton, Ben Foster, Dominic Cooper, Toby Kebbell, Ben Schnetzer, Robert Kazinsky, Daniel Wu, Glenn Close

Über Gloria H. Manderfeld

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