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Persönliches

Schwingende Schwengel in der Südsee

Alle Jahre wieder bietet das deutsche Privatfernsehen ganz besondere Perlen an, deren Inhalt besonders deswegen so amüsant wird, weil sich diese entsprechenden Serien ganz furchtbar ernst nehmen. Während Formate wie 'Der Bachelor', der Big-Brother-Container oder der Dschungelknast schon zu den nahezu traditionellen Serien gehören, die ein begeistertes Stammpublikum auf sich vereinen können, tun sich Newcomer ein bisschen schwerer. 
Was tut man also als findiger TV-Produzent? Richtig, man nimmt das Prinzip einer gut laufenden Show (Bachelor) und ergänzt es durch etwas, das man sonst bei gewissen Formaten nur in winzigen, kurzen Clips sieht, die auf der RTL-Website abnorme Clickzahlen erhalten: Nacktheit. Wenn die allerletzten Hüllen zufällig oder gewollt fallen und ein Penisblitzer im Schaumbad oder wogendes Holz vor der Hütte beim Duschen das Interesse der User finden, dann muss doch ein Format, bei dem die Teilnehmer die ganze Zeit keine Klamotten tragen, umso erfolgreicher sein, oder?

Und so war die Kuppelshow "Adam sucht Eva" geboren, bei der ein Häufchen hüllenloser Heteros auf eine malerische Südseeinsel verfrachtet wird, um sich dort lieben zu lernen und idealerweise währenddessen eine Menge spannender Skandale zu produzieren. Auf die "Insel der Versuchung" mit den Gemeinschaftsräumen werden dabei in regelmäßigen Abständen neue 'Adams' und 'Evas' einquartiert, damit es dann vielleicht bei dem einen oder der anderen medienwirksam funkt, falls in der aktuellen Auswahl nichts Passendes dabei sein sollte. Entsprechend der gewünschten Diversität gibt es dann auch Leute mit den verschiedensten optischen Merkmalen wie Hautfarbe oder vererbter Ethnie, schließlich soll der Zuschauer auch merken, dass das eine moderne Show ohne irgendwelche Vorurteile ist. 
Und ansonsten: 
Nacktheit, an der man sich schon in der zweiten Folge irgendwie sattgesehen hat und Spielchen, die immerhin entscheiden sollen, welche 'Adams' mit welchen 'Evas' auf die nahegelegene 'Insel der Liebe' verschwinden dürfen, um sich fernab der Gruppe ein bisschen intimer kennenzulernen, Kamasutra-Büchlein inclusive. Mit Kamerabegleitung, versteht sich, die auch einen Vorgang wie das Kerzenauspusten vor dem Schlafengehen strahlend ausleuchten und die eventuell gewünschte Vertrautheit der Szenerie total ruinieren.

Aber auch so bekommt man den Wesenszweck dieser Show von einfühlsamen Stimmen aus dem Off geradezu eingeprügelt: wenn da ein 'Adam' eine 'Eva' körperlich anziehend findet und das der Kamera in einem ruhigen Moment verrät, werden interessante Vermutungen über den Größenzustand seines besten Stücks angestellt. Irgendwo muss das sexuell angehauchte Prickeln schließlich herkommen, damit der Zuschauer nicht vor Langeweile vom Sofa fällt!
Auch Roland Schills gebetsmühlenartige Wiederholung seiner Verehrung der exotischen Schönheit Chantel von Byrd taucht so oft in der entsprechenden Folge auf, dass bei der Ausblende auch der letzte Zuschauer verstanden haben dürfte, dass 'Richter Gnadenlos' seine Favouritin schon auf den ersten Blick gekürt hat. Gegen den angegrauten, erfahreneren Charmeur hatten dann auch prompt die blondgebleichten, halb so alten Schönlinge komplett das Nachsehen.
Während im Promicontainer die Kandidaten noch richtig gefordert werden, weil sie sich körperlich anstrengen müssen, entscheidet bei der Südseekuppelei ein schön gedeckter und dekorierter Candlelight-Dinner-Tisch darüber, welcher 'Adam' die besten Liebesqualitäten aufweist - das ist in etwa so spannend wie das Kettcar-Rennen der vierjährigen Jungs aus der Nachbarschaft, und selbst da wird man wenigstens mit echten Emotionen konfrontiert. 
Dass am Schluss der von den meisten Frauen favourisierte 'Adam' - dieses Mal der Ex-Dschungelkönig und damit Trash-erprobte Moderator Peer Kusmagk - seine Lieblings-'Evas' angezogen sehen darf, ist da der traurige Höhepunkt einer Show, die ja eigentlich mit nackten Promis geworben hat. 

Sieht man das Ganze allerdings als eine Art trashiger Comedy, gewinnt diese Show eine Menge Amüsement. Insgeheim habe ich über die möglichen Neuzugänge Wetten abgeschlossen: ob blond, dunkle Haut, asiatische Vorfahren - es kam immer die Person hinzu, welche einen größtmöglichen optischen Kontrast zu den bereits vorhandenen bieten konnte. Da durfte dann auch mal ein fünfzigjähriger Mann sein - natürlich ebenso gut trainiert wie die Youngster, damit der schnittchenkauende Zuschauer nicht mit einem dem eigenen eventuell ähnlichen Schmerbauch konfrontiert wird. 
Ein solcher Mann hätte es bei den anspruchsvollen 'Evas', die durchaus auch freimütig bekannten, auf die Größe gewisser männlicher Atrribute zu achten, wohl auch sehr schwer gehabt. Ein Skandal! .. nein, eigentlich nicht wirklich, auch wenn dieser schwache Versuch, dem vor sich hin plätschernden Schwachsinn irgendwie Würze zu verleihen, entsprechend in Szene gesetzt wurde.
Bei den Mädels wurden zumindest auch noch die Brustgrößen variiert, ab und an gab es sogar Tattoos und Piercings zu entdecken, allzu viel eigene Persönlichkeit jedoch nicht. Dass es tatsächlich eine Frau über vierzig in die Auswahl geschafft hat, muss man da vermutlich bereits als Fortschritt werten, mehr Würze bringt es aber nicht in die ganze Szenerie. Wenn das größte Skandälchen ein wirklich blöder Spruch eines Strippers gegenüber einer Castingbandsängerin ist, dann wundern mich die doch  recht stabilen Einschaltquoten enorm - oder geht es den meisten dann doch nur um die Fleischbeschau? 

Rein voyeuristisch gesehen kommt man als Zuschauer auf jeden Fall auf seine Kosten: durchtrainierte, schlanke Körper aus vielen Blickwinkeln. Nebenbei wird immer darauf geachtet, dass bei den Damen keine offene Fleischbeschau unter der Gürtellinie stattfindet. Dazu die ungewollt komischen Kommentare der Sprecher, die versuchen, aus den halbgaren und wenig ansprechenden Anmachsprüchen noch irgendwie Spannung herauszudestillieren und die meist eher unmotiviert herumlungernden 'Adams' und 'Evas', denen man auch nach der fünften Folge noch nicht so recht abnehmen mag, dass sie wirklich auf der Suche nach einem neuen Partner sind. Bei Gagen um die 50.000 Euro für die Promis muss ja auch nicht viel passieren, das ist schließlich leicht verdientes Geld. Da hilft dann auch der Kusmagk-Kampfruf "Heute Abend wird sich verliebt!" nicht mehr wirklich.
Warum, liebe Macher, habt ihr euch nicht auch vom Dschungelcamp etwas abgeschaut? Ein zünftiges und zudem proteinreiches Insektenmahl für alle, die bei den Spielchen verlieren, während die Sieger bequem Richtung 'Insel der Liebe' schippern dürfen, würde in diesen schlaffen Singlehaufen sicher ein bisschen mehr Bewegung bringen. Zumindest für den Ex-Dschungelkönig wäre dann vieles vertraut gewesen. 
Eine Runde lustiges Sandschlammcatchen hätte ich mir auch sehr gut vorstellen können, um ein bisschen mehr archaisches Grundgefühl auf die Kuschelinsel zu bringen. Oder alle dürfen Big-Brother-Like ackern, um ein besonderes Event auf die Beine zu stellen, während nur das Siegerpärchen was davon hat. Neid und Missgunst beleben schließlich auch den kreischenden Mädelshaufen beim Bachelor ungemein! 

Auf jeden Fall hat mich diese Show der Erkenntnis nahe gebracht, dass irgendwo tief in meinem Inneren eine Ader für Trash-TV existiert - und dafür, mich über diese erschreckenderweise ernst gemeinten Formate lustig zu machen. Bei den schlaff schwingenden Schwengeln in der Südsee konnte ich zumindest über den Anspruch lachen, wirklich unberührten, unterschwellig erotischen Umgang völlig Fremder miteinander zu zeigen. 
Zumindest hat 'Adam sucht Eva' dem 'Bachelor' eines voraus: Gewinner Kusmagk und seine Wahl-Eva sind auch nach den Dreharbeiten ein Paar geblieben, beiderseitig vergoldet mit der Promigage. Dann hat der ganze Inselzirkus wohl zumindest zwei Menschen etwas gebracht ...

Über Gloria H. Manderfeld

2 Eure Meinung zu den Nerd-Gedanken:

  1. Oh man, ich bekomme hier in Frankreich (zum Glück?!) nichts mit. Es gab Adam und Eva als Promi-Ausgabe? Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.
    Deinen Text jedoch, finde ich sehr amüsant und lustig. Danke dafür!!!
    LG Conny

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    1. Immer wieder gerne :D irgendwie muss man diesem gesendeten Grauen was Positives abgewinnen, und wenn's nur ein bisschen Lästern ist ...

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