Slogan Nerd-Gedanken
Der perfekte Moment

Der perfekte Moment: Das Publikum applaudiert nicht


Der Wind kitzelte die Nase der Offizierin. Auf Jaguada herrschte oft Wind, eine hervorragende Wetterlage, um einem Scharfschützen die Arbeit schwer zu machen - oder zumindest das Training mit einigen unvorhergesehenen Details zu versehen. Dieser Planet war in vielem ein ziemlicher Gegensatz zu Dromund Kaas, an dessen feuchtwarmes Klima die meisten der Sturmregimentler gewöhnt sein dürften. Hier war es auch warm, aber viel weniger feucht von oben, ein Umstand, den Lienas van Arden gar nicht als so schlecht empfand.
Der Dschungelregen auf Kaas konnte einem auch irgendwann ziemlich auf die Nerven gehen, vor allem, weil er ungern aufzuhören schien. Die Tage, an denen es im Standardjahr auf Kaas nicht regnete, konnte man vermutlich an einer Hand abzählen. Einer der Mundwinkel der Frau mit dem Milchcafteint zuckte leicht empor. Wann war sie das letzte Mal lange genug auf Kaas gewesen, um Unterschiede in der Wetterlage wirklich festzustellen? 

Selbst nach der letzten Abkommandierung in die Kaserne des 17. Sturmregiments hatte sie allem Beachtung geschenkt ausser dem Wetter. Es war auch einfach zu viel zu tun gewesen. Neue Gesichter, dazu die Namen auswendig zu lernen. Die Funktionen. Die vielen technischen Probleme in ihrem Quartier, dessen Vorbewohner offensichtlich eine Menge wirklich mieses Karma zurückgelassen hatte. Die ersten Ausbildungseinheiten mit PFC Jiros, die ersten Bekanntschaften.

Das Wetter irgendwann als die einzige Konstante in einer sich ansonsten schnell verändernden Welt anzusehen, kam ihr in diesem Moment vor wie stiller Hohn. Jahrelang war es von entscheidender Bedeutung gewesen, auf das Wetter zu achten und heute ließ sie sich gehen. Still richtete sie den Blick durch das auf ihrem treuen Gewehr montierte Zielfernrohr auf das Trainingsziel, welches sich in zwei Kilometern Entfernung bewegte. Der Schießwart von Fort Asha hatte ihr ein Geländeteil zugewiesen und ebenso eine Holodrohne ausgeliehen, damit sie trainieren konnte - wenngleich der stille Protest darüber, dass er einer Einheitsfremden ein solches Gerät aushändigen musste, und dazu einer Scharfschützin, seinem feisten Gesicht anzusehen gewesen war.
Aber auch ein Scharfschütze musste trainieren, um das Gefühl für den perfekten Moment nicht zu verlieren. Diesen Augenblick vollkommener körperlicher Stille, in der alle Eventualitäten in den Schuss eingeplant waren, damit dieser nicht fehlging. Wetter, Windrichtung, Bewegung des Ziels, Entfernung, Atmung des Schützen.


Die Monate, in denen sie eben jene Technik erlernt hatte, schienen ein halbes Leben lang zurück zu liegen, so weit entfernt, dass die Lienas von damals ein anderer Mensch gewesen war. Ein unschuldigerer Mensch in jedem Fall. Einer mit einem deutlicheren Gewissen, mit einem klaren Ziel im Leben. Heute konnte sie nur darüber schmunzeln, was sie sich vor einigen Jahren noch für Vorstellungen gemacht hatte. Denn jede einzelne Hoffnung war an der Realität zerschellt, hatte sich in harten Einsätzen bewahren müssen und war dann doch untergegangen. Damals hatte sie eine der besten Agentinnen des Imperialen Geheimdienstes sein wollen und heute? Heute ließ sie sich gehen, ganz passend zum laxeren Umgang auf dem Stützpunkt und den allgegenwärtigen Befindlichkeiten seiner Bewohner.
Sie korrigierte die Haltung mit einem Zeh, den sie in ihren dünnen Stiefeln gegen den Boden stemmte, Spannung im rechten Bein aufbaute, um sich unmerklich zu verlagern. Als der Atem wieder ungehindert durch die Nase in die Lungen floss, war sie zufrieden. Die Haltung war so, wie sie sein sollte, jetzt fehlte nur noch das Ziel.

Hatte sie noch ein Ziel? Es war ihr in den letzten zwei Jahren, nachdem sie den aktiven Dienst im IGD nach dessen Zusammenbruch verlassen und sich ins Militär hatte eingliedern lassen, verloren gegangen. Sicher, sie leistete nützliche und sehr imperiale Arbeit. Die Soldaten, welchen sie Überlebnstechniken und schmutzigen Kampf beibrachte, hatten eine höhere Chance, im Feld zu überleben. Das machte sie allerdings nicht immun gegen idiotische Vorgesetzte, denen es egal war, wieviel menschliches Material beim Erreichen ihrer Ziele über die Klinge sprang.

Idiotische Vorgesetzte ... Ganz sicher war sich Lienas nicht, ob sie Captain Stryder-Garrde in diese Kategorie einordnen sollte. Er hatte durchaus gute Ideen, aber schien gleichzeitig einen dermaßen großen Stock im Arsch zu haben, dass er mit dem Hintern einriss, was er mit beiden Händen aufgebaut hatte. Der unsägliche Tittenheftbefehl, das Strafexerzieren aus einer Nichtigkeit heraus, sein Hurrapatriotismus sprachen Bände. Andererseits dachte er taktisch, und das hatte er den anderen aus der 'Idioten'-Kategorie voraus. Es würde wohl mehr Beobachtung vonnöten sein, bevor sie sich bezüglich Stryder-Garrde entscheiden würde.

Impressionen von Fort Asha (Ingame: Sobrik/Balmorra)
Das Holobild des Ziels zuckte wieder die felsige Landschaft entlang, und dieses Mal folgte Lienas den Bewegungen mit ihrem Blick. Noch einige Meter weiter links und es wäre in einer geeigneten Schussbahn. Warum Lord Tragos sie für seine Einheit angefordert hatte, war ihr nach wie vor schleierhaft, aber wer konnte schon die Motive eines Sith wirklich ergründen? Derartiges hatte sie sich seit langem abgewöhnt, sondern weitaus mehr darüber nachgedacht, wie man Machtnutzer töten konnte. Im Leben eines Agenten waren auch solche Aufträge Teil der Routine, wenngleich die wenigsten von einer solchen Mission zurückkehrten.
Bislang war ihr Dienst im Sturmregiment eine Farce. Ein Schauspiel, bei dem sie den kompetenten Offizier ohne Zweifel an ihrer Mission gab, ohne Applaus und ohne Zwischenrufe des wenig begeisterten Publikums.
Es würde dauern, sich mit der Einheit zu sozialisieren, das war ihr von Anfang an klar gewesen, wie alles dauerte, das ein brauchbares Ergebnis liefern sollte. Ein Scharfschütze musste Geduld haben, sehr viel Geduld, und ein gutes Gefühl für den richtigen Zeitpunkt.
Als sich ihr Zeigefinger um den Abzug krümmte und das Übungsprojektil auf den Weg schickte, wusste sie im Augenblick des Feuerns, dass es sein Ziel treffen würde. Mit den Jahren bekam man ein Gefühl für einen sicheren Treffer.

Während das Holoziel mit einem Piepser auf ihrem Handcomp den Treffer meldete, richtete sie sich bereits auf und sicherte ihr Gewehr. Wieder kam Wind auf, wirbelte der Offizierin jaguadanischen Staub entgegen. Das Training hatte den gewünschten Effekt gehabt, ihr Kopf war wieder leer, die Routine hatte etwas tröstliches gehabt. Und nun zurück zum Dienst, zurück auf eine Position, die sie sich nie gewünscht hatte. Aber welcher Schlachtplan überlebte schon den ersten Kontakt zum Feind? Genauso war es mit Hoffnungen, Träumen und Wünschen.



OOC:
In Zukunft werde ich in meinem Blog die Stories, welche sich um meine Rollenspiel-Charaktere bei SWTOR ranken, ebenfalls einstellen. Manche sind schon ein bisschen älter, manche neueren Datums - aber ich hoffe, sie machen euch als Lesern genauso viel Spaß wie mir als der Schreibenden und im Rückblick auf das RP der letzten Tage und Wochen.

Nachdem es im vc-rp.de-Forum einen Eklat um eine meiner Storys gab - da das gezeigte Bild von Sith nicht dem Geschmack einer recht laut agierenden Gruppe von Forenusern entsprach - nehme ich mir die Freiheit, die geschriebenen Geschichten künftig an einem Ort zu posten, an dem sich keine Befindlichkeiten darum ranken werden. Denn wen's nicht interessiert, muss schließlich auch nicht mein Blog besuchen :)

Über Gloria H. Manderfeld

2 Eure Meinung zu den Nerd-Gedanken:

  1. Ach ja, die Lore-Deppen bei VCRP. ^^

    Was bin ich froh, dass ich hier Stammleser bin. Mach dein Ding! :)

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    1. Njoah ... ^^ muss man durch. Und den Stress tu ich mir einfach nimmer an. Keinen Bock :D Das beschädigt mein Spielerlebnis! :D

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