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Der perfekte Moment

Der perfekte Moment: Voll ange'chiss'en









Die Morgensonne schickte bereits ihr erstes Licht über den Stützpunkt von Fort Asha und tauchte die Gebäude in einen warmgoldenen Schimmer. Selbst die militärische Zweckmäßigkeit der Anlage wirkte in diesem Augenblick ein wenig schöner und augenfälliger als sonst. Und die Morgen hatten einen großen Vorteil: Um diese Zeit schliefen viele noch.
Die kürzlich vom Rekruten zum regulären Private beförderten Soldaten mussten sich noch an das harte Wach- und Schlafprogramm gewöhnen und nutzten jede freie Minute, um sich zu erholen. Die Veteranen der drei stationierten Einheiten hatten längst gelernt, zu jeder Zeit und an jedem Ort zu schlafen, und erholten sich durch den regelmäßigeren Dienstrhytmus von den Strapazen der letzten Monate.

Lieutenant Lienas van Arden gehörte weder zu den Langschläfern noch zu den Frühaufstehern, aber sie hatte die Stille auf dem Stützpunkt zu schätzen gelernt, wenn der Morgen gerade zu dämmern begann. Nach den etwas feuchten letzten Tagen genoss sie es, nur die Kühle des beginnenden Tages und den auf Jaguada immer herrschenden Wind als Begleiter zu haben. Für einen ruhigen Trainingslauf waren das nahezu ideale Bedingungen, und sie hatte alle Straßen des Stützpunktes für sich.
Allenfalls eine nächtliche Wachpatroullie kreuzte ab und an ihren Weg, aber die meisten der Soldaten vom Wachdienst hatten sich bereits an sie gewöhnt. Sie lief täglich, um den Kopf zu klären und fit zu bleiben, versuchte ihrem Drang nach Aktion durch Sport beizukommen. Und in den letzten Tagen war es auch einfach eine leichte Form, ihren wachsenden Frust zu bewältigen.

Ihr letzter Zusammenstoß mit Lieutenant Colonel Ral'esse hatte wieder einmal eines deutlich bewiesen: Im Sturmregiment regierten vor allem die Logistiker. Nicht nur, dass die Chiss-Offizierin Lienas vor den neugierigen Augen zweier Privates aus der 193., einer Zivilistin mit lila Haaren, Corporal Devron, Sergeant Morrison und Private Merraru für einen schlichten Fehler beim Ausfüllen irgendeines Antragsformulars öffentlich und lautstark gerügt hatte - nein, sie hatte sich auch vollkommen uneinsichtig gebärdet.
Dass die Lieutenant Colonel mit derartigem Verhalten nicht nur das Ansehen, sondern auch die Autorität einer Offizierskollegin beschädigte, schien ihr nicht einmal klar zu sein. Oder es war ihr einfach vollkommen egal. Das etwas später folgende Vier-Augen-Gespräch war dann auch entsprechend unangenehm gewesen. Lienas hatte es höflich versucht, danach nachdrücklich, und es dann aufgegeben - nicht ohne eine bewusste Provokation auszusprechen, um zu sehen, wie weit die Logistikerin gehen würde.

Was darauf gefolgt war, konnte man nur den Föhn des Jahres nennen: Die Chiss hatte die Lieutenant in dermaßen heftiger Lautstärke angebrüllt, dass man es sicher auch noch auf dem Flur vor dem Büro gehört hatte. Auch wenn sich Lienas im Klaren darüber war, dass sie einen Teil des Anschisses durch ihren Vorschlag herausgefordert hatte, die LtCol möge sie, wenn sie schon an ihrer Ansicht nicht interessiert sei, einfach die nächsten zehn Minuten föhnen, damit beide wieder zu ihrem Dienst zurückkehren könnten, war die Heftigkeit der Eskalation doch erschreckend für sie. 
Gerade bei einer Chiss. Mehrfach hatte Ral'esse ihr angetragen, sie möge doch zur Republik desertieren, weil man dort mehr Bedarf für Schwätzer wie sie habe - und einiges dieser Art mehr. Letztendlich hatte sie ihr sogar nahezu wortwörtlich gesagt, sie haben sich das Recht, ihre Untergebenen zu drangsalieren, durch das Erreichen ihres Ranges verdient.
Die Offizierin mit dem Milchcafteint hob einen Mundwinkel zu einem schiefen Schmunzeln, während sie am Archiv vorbei lief, auf die Villa von Darth Lantis zu. Vor dem Zugang mussten sich zwei Wachsoldaten durch dekoratives Herumstehen die Nacht vertreiben, und sie grüßte sie wie üblich mit einem Salut, bevor sie in Richtung der Gästequartiere abbog.

Diese Desertionsempfehlungen waren es letztendlich gewesen - und auch das unstatthafte Verhalten der LtCol vor den Augen von Untergebenen - die sie zu einer Beschwerde bei ihrem Vorgesetzten gebracht hatten. Nicht, dass sie davon ausging, dass Captain Stockimarsch Stryder-Garrde irgend etwas tun wurde, dafür fraß er der LtCol mit all ihrem Formularwahnsinn viel zu sehr aus der Hand. Im schlechtesten Fall würde es von ihm auch noch einen auf den Deckel geben - aber sie würde nicht aufhören, sich gegen diesen Verwaltungsirrsinn zur Wehr zu setzen. 
Nicht, seitdem ihr LtCol Ral'esse einen Teil der Kosten für das huttische Abmunitionieren beim letzten Schießtraining aufgebrummt hatte. Logistiker verstanden nicht, dass es egal war, ob Energiezellen in drei, zwei oder einer Woche abliefen. Keine Einheit, die bei Verstand war, würde solche Munition mit in den Einsatz nehmen, es war viel zu risikobehaftet. Kein Soldat wollte im Kampf feststellen, dass sein Blastergewehr anstelle einer tödlichen Salve nur noch einen trockenen Furz von sich gab - oder Schlimmeres.

Seitdem hatte sie es vermieden, LtCol Ral'esse zu begegnen, so weit es ging. Sie würden nie miteinander auskommen, und da war es gesünder, den Kontakt zu vermeiden. Vergessen würde sie das Verhalten der Logistikerin jedenfalls nicht - und noch war sie der Versuchung standhaft gegenüber, alte Kontakte zu bemühen und in der Vergangenheit der missliebigen Chiss wühlen zu lassen. 
Auch die Stimmung innerhalb der Truppe gefiel ihr noch nicht. Zwar hatten die meisten brav die Veranstaltung von Corporal Devron besucht, bei der er die Inhalte des Medkits MK I erklärt hatte - und wie man damit umging. Es war sogar recht erheiternd gewesen sich auszudenken, welche der Einzelteile man am besten nutzen konnte, um jemanden umzubringen. Sie vermutete ja, dass der Corporal insgeheim durch die kreativen Ideen der Teilnehmer amüsiert gewesen war, doch war er stets professionell geblieben und hatte den Kurs souverän geleitet. Dass Specialist Thundersoul dem jungen Zabrak-Söldner Garrm nach dem Kurs irgendwelche Worte auf Basic beigebracht hatte, war eigentlich nett gemeint gewesen. Aber es hatte sich in dem Moment gerächt, als Garrm sein neu erworbenes Wissen sofort bei Sergeant Morrison anzubringen versucht und sie mit 'Schnalle' tituliert hatte.

Keine Frage, dass die Sergeant davon nicht begeistert gewesen war - und Lienas hatte von dem sich um das unpassende Wort entspannenden Diskussion noch einen Ausläufer abbekommen, indem sich Thundersoul in ihre Richtung verplappert hatte. Auf ein "Sir, Schnalle, Sir" hatte sie ihn schließlich disziplinieren müssen, innerlich den Kopf schüttelnd. Thundersoul war schon mehrfach negativ aufgefallen, und sie würde sich wohl um diese offene Baustelle selbst kümmern müssen, wenn sie harte Konsequenzen vermeiden wollte. Mit weit ausholenden Schritten passierte sie das Kasernengebäude und lief über den Vorplatz, auf dem vor dem letzten Schießtraining das Aufstellen so schiefgelaufen war. 
Was würde wohl das nächste sein? Würde sie irgendwann wirklich hart durchgreifen müssen? Im Augenblick war sie noch dabei, ihre Untergebenen, Kollegen und die Mitglieder der anderen Einheiten kennen zu lernen, um sich ein besseres Bild machen zu können. Doch sagte ihr eine leise Stimme, dass eine Konfrontation bevorstand, selbst wenn sie nicht ahnte, welche es sein würde. Es lag etwas in der Luft. Doch auch als sie die nächste Runde über das Gelände des Stützpunktes lief, wollte ihre Intuition nicht verraten, was es sein würde. Sie würde Geduld haben müssen...

Über Gloria H. Manderfeld

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