Slogan Nerd-Gedanken
Der perfekte Moment

Der perfekte Moment: Grüne Träume


Es war nur ein leises Knacken. Vorschriftsmäßig ausgeführt, wich das Leben aus dem Leib der jungen Frau innerhalb von Sekunden und sie sackte nach vorn. Von der eifrigen Verteidigerin ihrer Padawan-Freundin war innerhalb weniger Stunden nur noch eine leere Hülle geworden, die ihren Nutzen in jenem Augenblick verloren hatte, als sie die gewünschte Information ausgesprochen hatte. Lienas van Arden war sich der Aufmerksamkeit des Darth überaus bewusst, als sie von der Toten zurück trat und es den Wachleuten auf Darth Crutios Anwesen überließ, die Spuren zu beseitigen und sich des Körpers anzunehmen.
Wieder einmal war es nötig gewesen, eiskalte Effizienz zu demonstrieren, wo gleich zwei Sith in ihrem Auftrag versagt hatten. Lord Leyl und Sith Xzari hatten die Tote auf Nar Shaddaa aufbringen sollen, um von ihr zu erfahren, wo sich das eigentliche Ziel befand, ihre Freundin, die abtrünnige Padawan. Warum Darth Crutio dieser Padawan habhaft werden wollte, wusste Lienas nicht, aber sie hatte auch nicht gefragt - noch war weder der richtige Zeitpunkt noch der passende Rahmen für eine solche Frage. 
Sollte Crutio glauben, er habe in ihr ein williges Werkzeug wiedergefunden, solange ihr das die Möglichkeiten gab, die sie für die Befreiung ihres Bruders brauchte. Und diese beiden Sith, die eigentlich darum wetteiferten, als Schüler des Darths angenommen zu werden, hatten sich nicht gerade mit Ruhm beladen. Vermutlich brauchten sie jemanden, der hinter ihnen herräumte.

Und wie klein Nar Shaddaa doch war! Ausgerechnet der eine, dessen Leben zu verschonen sie versprochen hatte, war durch ihren Betäubungsschuss zu Boden gekracht, damit die Sith sich der Freundin der Padawan widmen konnten. Wie unschön, wenn sich die Zielperson mit irgendeinem Zivilisten unterhielt und keinerlei Anstalten machte, alleine in dunkle Ecken zu spazieren. Eine kleine Schwierigkeit, mit der die Sith nicht gerechnet hatten und sie zum Improvisieren zwang, nachdem Lienas beiden klar gemacht hatte, dass der eigentliche Plan von ihnen würde stammen müssen und sie nur die unterstützende Kraft war.
Was hatten die beiden eigentlich geglaubt? Dass Lienas die Hauptarbeit verrichten würde, damit beide am Ende das Lob des Darths einsammeln konnten? Wenigstens einmal gab es eine Art ausgleichende Gerechtigkeit, Crutios Anweisungen an sie waren eindeutig gewesen.
Also hatte die Offizierin den umgekippten Zivilisten vom Ort des Geschehens weggeschleppt und so getan, als habe er einfach nur besonders viel getankt. Ihn in eine ruhige Ecke verfrachtet und abgewartet, bis er aufgewacht war - wen man auf Nar jemanden irgendwo liegen ließ, riskierte man, dass er ausgeraubt wurde, oder schlimmeres. Eine Leiche auf der Promenade zu hinterlassen hätte nur ungewollte Aufmerksamkeit erregt. 
Und als sie das nervtötend läutende Com des Mannes deaktiviert und seine Visitenkarten gefunden hatte, war sie froh um ihre Vorsicht. So knapp war sie daran vorbeigeschrammt, ihr Versprechen zu brechen. Eines von drei ...
Und es gab definitiv eine Familienähnlichkeit: Er brummte und schimpfte genauso wie sein jüngerer Bruder.

Im Versteck hatten sich die Sith bereits der Gefangenen angenommen - Sith Xzari ohne Helm. Lord Leyl versuchte, die junge Frau mit ein bisschen Gewalt einzuschüchtern, aber als auch er seinen Helm abzog und sich als Sith offenbarte, war die Sache spätestens dann in den Lokus gegangen. Sie versuchten es mit Verständnis, offerierten eine günstigere Zukunft für die Padawan, um ihre Freundin umzustimmen. Insgeheim hätte Lienas am liebsten gebrüllt und beiden ordentlich in den Arsch getreten - mit Nettigkeit gewann man keine Informationen, zumindest nicht so früh. 
Zuerst musste es Furcht oder Schmerz oder beides gleichzeitig geben, um die Pause danach umso süßer zu machen. Aber nein, sie hatten sich von der jungen Frau mit einer mehr als schwammigen Aussage abspeisen lassen und hatten sie sogar mitgenommen. Dass das ein Donnerwetter des Darths zur Folge haben würde, war für Lienas so klar wie die Tatsache, dass Hutten übel stinken und es keinen gab, der es nicht tat. Ebenso nötig war wohl, Effizienz zu demonstrieren. Lord Vrynasha hatte vor den Augen des Darths und seiner Möchtegernschüler die Gefangene befragt, und Lienas den schmutzigen Teil übernommen. 
Es hatte weniger lange gedauert als vermutet, sie weichzukochen, und am Ende war Crutio doch zufrieden gewesen. Der ausgezahlte Bonus floss sofort in Lienas' Kriegskasse, auch wenn der Darth sicherlich vermutete, sie würde damit anderes tun. Doch Arric war der einzige Grund, der sie zu dieser höchst irregulären Arbeit gebracht hatte, und er würde es bleiben. Irgendwann würde sie alle Gefallen einfordern müssen, für ein einziges Ziel ...

Blubbernde Blasen stiegen am Rand ihrer Aufmerksamkeitsperipherie empor und verliehen der Umgebung etwas seltsam unstetes. Ständig war etwas in Bewegung, das Kolto um sie herum schien nie ganz still zu stehen. Ihre Welt war grün geworden, die Personen ausserhalb des Tanks nicht minder grün, Schemen, die eilig umher huschten, um ihrem Dienst nachzukommen. Ab und an blieb jemand stehen, warf einen prüfenden Blick zum Tank, und ging fast sofort weiter. Die im Tank schwimmende Person war weit weniger interessant als die Kontrollanzeigen, welche mit diesem verbunden waren. 
Jetzt bin ich also schon auf ein Dekorationsstück reduziert worden, dachte Lienas van Arden und empfand im gleichen Moment eine Art perverses Amüsement. Als ob ein imperialer Offizier so viel Ruhe erhielte, um tatsächlich einmal wirkliche Mußestunden zu erleben. Vielleicht sollte sie es so machen wie Captain Stryder-Garrde - sich endlich in ihr Schicksal fügen und sich mit Hingabe dem stetig anfallenden Flimsikram widmen. Dass er selbst im Knast der Republikaner an Flimsikram gedacht hatte, brachte sie selbst im Tank noch zum Grinsen. Manchmal glaubte sie ihn zu verstehen, an anderen Tagen jedoch ...

Ein weiterer Blasenschwall driftete an ihrem Gesicht vorbei und Lienas schloss die Augen. Wenigstens entspannte sich ihr Körper langsam im zähflüssigen, weichen Kolto. Die Tage nach dem schiefgelaufenen Anschlag auf die Wahlkampfveranstaltung des Chairmans auf T-Zero verschwammen in einem stetigen Nebel aus Fieber und Schmerzen. Wenigstens wussten sie nun, warum die Sache so in die Binsen gegangen war - der Securitymitarbeiter, der die getarnten Imperialen mit ihren unter Zivilkleidung verborgenen Waffen auf den Veranstaltungsplatz eingelassen hatte, war schon vorher aufgefallen und war beobachtet worden. Aber es änderte nichts daran, dass sie maximal aufgelaufen waren. 
In dem Moment, in dem Lienas von ihrer Scharfschützenposition aus den ersten Wachmann des Politikers ausgeschaltet und alle anderen die ihnen zugeteilten anderen Wachleute aus dem Spiel genommen hatten, war die Sache schon verloren. Mehrere gerüstete Kommandos und Jedi waren auf dem Platz erschienen und hatten sich erschreckend effizient daran gemacht, die getarnte Söldnertruppe von hinten aufzurollen. Während JP versuchte, des Politikers habhaft zu werden und auch zu bleiben, blieb nur ein halbwegs geordneter Rückzug, der angesichts der panischen Menge und der unerwartet starken Gegenwehr schlichtweg nicht mehr gelingen konnte.

Als Lienas versucht hatte, am Ausgang Minen zu legen, um den Rückzug zu decken, hatte sie einer der Kommandos erwischt, genau dorthin, wo ihr vor mehreren Monaten ein Trümmerteil einer explodierenden Brücke in den Körper eingedrungen war. Danach bestand der Rest des ungleichen Kampfes nur noch aus Übelkeit, gellendem Schmerz im Leib und der Notwendigkeit, irgendwie durchzuhalten - mehrere Flashbangs hatte dem ungerüsteten Trüppchen den Rest gegeben. 
Danach entsann sie sich nur noch weniger Details. Aufgewacht war sie gefesselt an ein republikanisches Krankenbett. Man hatte sie gut versorgt, aber nicht vollkommen, und es blieb die Tatsache, dass sich ihr Körper gegen alles zu wehren begann, was man versucht hatte zu flicken. Ihre linke Schulter brannte wie die Hölle, und das Fieber kehrte erbarmungslos zurück, trotz aller Medikamente. Auch Körper haben wohl eine Sollbruchstelle. 
Ein Verhör folgte, in dem das Agententraining einmal mehr seine Nützlichkeit erwiesen hatte - Lienas hatte in ihrer Rolle als Yasmin Littlebird die fanatische Republikgegnerin gemimt. Es war ihr nicht schwergefallen, ihre Verachtung für das aktuelle System zu formulieren, ebensowenig gemeinsam mit JP eine Situation zu improvisieren, bei der sie die Verhörenden hatten glauben lassen, sie könnten von ihm nützliche Informationen gewinnen. 

Dann wieder dumpfe Träume, als sie umgekippt war, fest im Griff des Fiebers gehalten. Und endlos wirkende Tage, bis der Großangriff auf das Hauptquartier der Anti-New-T-Zero-Gruppierung begann. Die 'Black Weapons' hatten sich ihrer Verbündeten entsonnen und sie mit schwerem Beschuss und den verbliebenen Mitgliedern der vermeintlichen Söldnergruppe herausgeholt. Selten hatte sie sich so darüber gefreut, dass sie Jaguada anflogen, selten hatte sie so aufgeatmet, als sie das Transportshuttle verlassen hatten. Und dort war sie erwartet worden, ein sorgenvolles Gesicht, dann längst fällige Erleichterung.
Fühlt es sich so an, nach Hause zu kommen? Ihre Müdigkeit war in jenem Moment ganz egal gewesen, auch das Erlebte. Es zählte nur noch die Stille eines wohlbekannten Raumes in der Nähe des einzigen Menschen, der auf diesem Stützpunkt keine Fragen an sie stellte und keine Stärke dort erwartete, wo sie keine mehr geben konnte. Und eine Decke, in die sie eingehüllt endlich Schlaf fand. Die Augen öffnend, ließ Lienas den Blick über die in der Krankenstation umher gehenden Mediziner schweifen. Alles ging seinen Gang, alles lief weiter, auf vorgeplanten Bahnen, ohne Unterbrechung. 

Für einen Moment schmerzte sie die Vorhersehbarkeit dieser wohlgeordneten, effizienten Welt mehr, als es ihr Körper je tun konnte. Denn unzweifelhaft war sie ein Teil davon geworden, und das hatte sie nachlässig werden lassen. Sie hatte den Daten der 'Black Weapons' ohne Widerspruch vertraut, hatte nicht selbst aufklären lassen - und es hatte sich bitter gerächt. Reyes war von einem der Jedi der Arm abgetrennt und von Rep-Medizinern wieder angesetzt worden, Chef'orm'bintra humpelte deutlich und hatte nach der Rückkehr weitere medizinische Versorgung gebraucht. 
Es waren Fehler gemacht worden und sie hatten dafür bluten müssen. Selbst das Missionsziel, den Politiker auszuschalten, hatten die Republikaner für sie erreicht und nicht sie selbst. Zunächst von einer Flashbang betroffen, hatte der gefesselte Politiker am eigenen Erbrochenen gewürgt und war schließlich von einer Kryogranate eines Kommandos getroffen worden. Ironischerweise waren alle Maßnahmen, die zu seiner Rettung hätten dienen sollen, für den Chairman tödlich gewesen. 
Ihr leises Seufzen ließ eine neue Schwade an Blasen im Tank empor steigen, dann schielte sie auf das Chrono an der Wand. Noch zwei Stunden, Zeit für mehr grüne Träume. Und dann für jemanden, der sie abholen würde ..

Über Gloria H. Manderfeld

2 Eure Meinung zu den Nerd-Gedanken:

  1. Schöne Umsetzung eines MMORPG-Erlebnisses (?)/Storymoments? Was genau du erlebt hast, kann ich nicht ganz festmachen, aber es ist cool und dein Blog ebenso. /o/

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    1. Dieser Beitrag fußt auf Rollenspiel-Erlebnissen - wie die meisten, die ich in der Storyline von 'Der perfekte Moment' beschrieben habe. Das heisst, alle handelnden Personen, die ich beschreibe, sind die Charaktere von Mitspielern oder wurden im Rahmen eines Plots von einem Spielleiter dargestellt :) Ich hab da nur die Ehre, es ein bisschen zu verschriftlichen und mit den Gedanken meines Charakters (Lienas) zu unterfüttern. Danke jedenfalls für die Blumen!

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