Ernsthaft, Bioware: Das neue "Light vs. Dark" - Event kann doch unmöglich euer Ernst sein. Und wenn es euer Ernst ist, dann muss ich mir langsam berechtigterweise die Frage stellen, ob wir in der Zukunft noch gut miteinander auskommen werden. Denn was ihr da derzeit abliefert, ist für die Veteranen unter euren Spielern nicht mal einen feuchten Furz wert.
Aber bevor ich jetzt aus der tiefen Schublade meiner unterdrückten Spielergefühle zu schöpfen beginne, möchte ich für diejenigen, an denen das Event bisher vorbeigegangen ist, erklären, was es damit auf sich hat. Abermals wird einem versprochen, dass die Entscheidungen der Spieler künftig eine Rolle spielen werden.
Man muss für dieses zeitlich auf einige Monate begrenzte Event neue Charaktere erstellen, deren Entscheidungen für die lichte oder dunkle Seite registriert und am Ende mit allen Entscheidungen anderer Spieler in einen Topf geworfen werden. Die Seite, für die sich mehr Leute entschieden haben, gewinnt - und die künftige Ausrichtung der Galaxis soll sich danach bemessen.
Wer bestimmte Ziele erreicht (ein Charakter erreicht Level 25, der Charakter erreicht Level 50 und spielt die Erweiterungen "Schatten von Revan" und die ersten 9 Kapitel von "Knights of the Fallen Empire" durch, gleiches mit einem Charakter auf der anderen Seite, man erreicht PvP-Rang 5, man erreicht mit Charakteren der 8 Klassen Level 50, man spielt vorher festgelegte Flashpoints durch, etc), steigert seinen Rang bei der "Light vs. Dark"-Eventerfolgsleiter und erringt verschiedene Stufenbelohnungen wie spezielle Lootkisten, Fahrzeuge, einen Gefährten und ähnliches.
So weit, so gut. Blöderweise zählen in diese Evententscheidungen und die gesamte Erfolgsjagd nur nach dem Startdatum neu erstellte Charaktere mit hinein - das heisst, wer all seine Charakterslots bereits belegt hat, schaut in die Röhre, da man keinen neuen Charakter erstellen kann. Wer bereits Legacy-Spieler ist (alle acht Klassenstorys bis zu deren Ende mit Lvl 50 durchgespielt), schaut in die Röhre, weil man im Grunde dasselbe sinnlose Gegrinde gleich nochmal durchziehen darf.
Wer keine Kartellmünzen oder nicht genug Credits hat, um sich im Handelsmarkt neue Slots zu kaufen, schaut auch in die Röhre. Gerade wenn die vorhandenen Charaktere Berufe bis zum Maximum gesteigert haben, weil man mit gecrafteten Gegenständen seine Credits macht, tut man sich beim Löschen doch sehr schwer. Denn das ist nach wie vor eine reichlich mühsame Sache.
Dunkel gegen Licht: Welchen Weg wird die Galaxis nehmen? |
Ich levle recht gerne Twinks - und sei es, um mal eine neue Skillung auszuprobieren, die man nicht durch Umlernen der Talente erreichen kann, sei es, um einen NPC-Charakter fürs RP zu erschaffen oder einfach mal in einer anderen Spielumgebung reinzuschauen. Was ich allerdings jetzt nach über vier Jahren SW:ToR nicht mehr sehen kann, sind die immer gleichen Klassenstorys, die man sich fürs schnelle Leveln reinziehen muss. Wenn man jede Story mindestens einmal durch hat, wird es irgendwann müßig. Ebenso die nach wie vor gleichen Quests auf den Planeten.
Glücklicherweise kann man inzwischen auf die Quests auf den einzelnen Planeten verzichten, aber die Klassenstory bleibt dennoch ein Muss, wenn man sich nicht durch alle H2-Quests des jeweiligen Planeten prügeln will. Zudem ist nicht jede Skillung wirklich für die zweite Methode geeignet - ein klar auf Heiler geskillter Charakter macht auch mit Gefährten einfach nicht genug Schaden, um sich nicht ewig mit den goldenen oder silbernen Mobs aufzuhalten (die deutlich mehr Lebenspunkte haben als ein normaler NPC-Gegner).
Aber das täuscht nicht über das Hauptproblem von SW:ToR hinweg: Es gibt schlichtweg kaum neuen Content für Langzeitspieler. Wenn man erstmal alle Operations, Flashpoints, Warzones und Weltraumgefechtssachen durch hat, bleibt einem nur das Einrichten der Strongholds und die Story. Liebe Verantwortliche bei Bioware: Einen Monat auf ein neues Kapitel zu warten, welches auch mit langsamem Spieltempo spätestens nach zwei Stunden durchgezockt ist, ersetzt nicht echten Content, den man gemeinsam mit anderen Spielern erleben kann.
Was habe ich davon, bei "Knights of the Fallen Empire" fast jedes Kapitel alleine durchspielen zu müssen, weil der Storyfortschritt nur in instanzierten Gebieten stattfindet und nur für den Charakter angerechnet wird, der Eigner der Instanz ist?
Ich spiele ein MMORPG, um gemeinsam mit anderen Spielern Dinge zu erleben. Wenn ich irgendwo alleine herumlaufen will, dann leiste ich mir ein schick inszeniertes Singleplayergame und richte mich alleine nach meinen Fortschritten und meinem Tempo. Selbst für ein solches Modell bietet SW:ToR inzwischen nicht mehr genug Content für mich, da ich ihn im Lauf der Jahre schlichtweg durchgespielt habe und auch die Erweiterungen nach einer gewissen Zeit nichts Neues mehr bieten.
Diese Dame kam mit "Shadows of Revan" mit dem Flashpoint "Blutjagd" hinzu: Shae Vizla |
Das "Light vs. Dark" Event soll zum Twinken verleiten, denn damit beschäftigt man die Spieler. Für Neuspieler sind die Belohungen sicher ein schöner Anreiz, sich ein paar mehr Charaktere anzuschaffen oder den "Legendary"-Status zu erarbeiten. Vielleicht sogar die höchste Erfolgsstufe zu erreichen.
Dennoch bleibt Bioware den langjährigen Spielern neues 'Futter' schuldig - und das besteht bei MMORPGs aus neuem Gruppencontent wie Raids oder Flashpoints. Aus neuen Gebieten, in denen man Quests lösen und Dinge erreichen kann. Neue Warzones für die PvP-Fans, neue Herausforderungen generell. Dort wird dringend Innovation gebraucht, nicht nur und ausschließlich bei der Story.
Und seien wir ehrlich, den nächsten übermächtigen Gegner aus dem Schrank zu ziehen, gegen den Imperium und Republik vereint kämpfen müssen, ist auch nicht besonders innovativ. Star Wars lebt vom ewigen Konflikt zwischen den Systemen und Philosophien - nicht von Zwangsbünden, aus denen man irgendwann nicht mehr heraus kommt.
Und seien wir ehrlich, den nächsten übermächtigen Gegner aus dem Schrank zu ziehen, gegen den Imperium und Republik vereint kämpfen müssen, ist auch nicht besonders innovativ. Star Wars lebt vom ewigen Konflikt zwischen den Systemen und Philosophien - nicht von Zwangsbünden, aus denen man irgendwann nicht mehr heraus kommt.
Gäbe es das Rollenspiel bei SW:ToR nicht, wäre ich vermutlich schon längst nicht mehr dabei und würde es so halten wie viele Leute aus meinem früheren Spiel-Bekanntenkreis, die nie so einen Einstieg ins RP gefunden haben: Sie schauen ab und an nochmal rein, wenn neue Dinge erschienen sind, spielen diese und kündigen ihr Abo bis zum nächsten neuen Content.
SW:ToR hat uns derzeit eine lange Durststrecke aufgenötigt, deren Ende nicht abzusehen ist. Auch das "Light vs. Dark" Event kann das nicht ändern, sondern nur versuchen, immer größer werdende Löcher mit immer maroder werdender Wolle zu stopfen. Bei einer so mächtigen Lizenz und dem Erfolg von atmosphärisch dichten Spielen wie "Mass Effect" und "Dragon Age" im Hintergrund könnte man doch wirklich mehr erwarten als dieses hilflose Herumstochern in einem Nebel, der gar nicht existiert. Andere MMORPGs haben es vorgemacht, wie man Spieler bei der Stange hält. Aus diesen Erkenntnissen müsste man nur einen eigenen Weg drechseln, anstelle die Fehler anderer zu wiederholen.
SW:ToR hat uns derzeit eine lange Durststrecke aufgenötigt, deren Ende nicht abzusehen ist. Auch das "Light vs. Dark" Event kann das nicht ändern, sondern nur versuchen, immer größer werdende Löcher mit immer maroder werdender Wolle zu stopfen. Bei einer so mächtigen Lizenz und dem Erfolg von atmosphärisch dichten Spielen wie "Mass Effect" und "Dragon Age" im Hintergrund könnte man doch wirklich mehr erwarten als dieses hilflose Herumstochern in einem Nebel, der gar nicht existiert. Andere MMORPGs haben es vorgemacht, wie man Spieler bei der Stange hält. Aus diesen Erkenntnissen müsste man nur einen eigenen Weg drechseln, anstelle die Fehler anderer zu wiederholen.
Ob das noch was wird? Fraglich. Im Augenblick schaue ich nicht gerade motiviert in die Zukunft - glücklicherweise gibt es noch die Rollenspieler, die aus dem lahmsten Spiel etwas Besonderes zu schaffen imstande sind. Und für das PvE gönne ich mir derzeit Abwechslung woanders.
Leider hast du in allen Punkten recht. Ich schaue selbst nur noch einmal im Monat ins Spiel wenn der neue Storyschnippsel erscheint und dannn ... Sendepause. Die Langzeitmotivation in SWTOR ist tot. Das einzige was mich beim Spiel hält ist das RP, aber das hat sich inzwischen auch schon von der Engine abgewandt und findet in anderen Medien (Skype, Foren) statt.
AntwortenLöschenWenn ihnen im Herbst nicht der große Wurf gelingt werde ich mein Abo definitiv nicht verlängern. Schade, aber es war eine schöne Zeit. :)
Mein RP ist noch in der Engine, und damit auch wegen der Twinks, Strongholds, einfacheren Reisemöglichkeiten und Levelmöglichkeiten das einzige Argument für mich, das Abo zu behalten. Aber es blutet mir innerlich wirklich das Herz, wenn ich überlege, wie viel Content allein ein neues Addon bei WoW mitbringt, und wie wenig man für vergleichbares Geld bei SW:ToR erhält.
LöschenDie von dir genannten wow Spieler schreien auch über zu wenig Content. Ich bin scheinbar einer der wenigen oder zu leicht zufrieden stillenden SW Fans der dieses Spiel klasse findet.
LöschenNaja, ich vergleiche es mit meinem Spieltempo. Ich gehöre nicht zu den Leuten, die durch ein Gebiet durchrushen oder am besten zwei Stunden nach Release Maxlevel haben müssen. Aber auch wenn ich mich bemühe, mir den KOTFE Content in viele kleine, gemütliche Häppchen einzuteilen, ist das im Vergleich viel viel weniger Spielzeit als bei einem durchschnittlichen WoW-Addon. Und nein, ich schreie nicht so schnell nach 'mehr', ich schaue mir alles in Ruhe an. Aber wenn man über ein Dreivierteljahr nichtmal einen neuen Raid vorgesetzt bekommt, aber dafür im Monatstakt neue Pakete und Storyschnipsel, die auch beim besten Willen nach zwei Stunden schlichtweg durchgespielt sind, weil sie aus PvE-Schlauchleveln bestehen, dann läuft da irgendwas falsch.
LöschenBin ganz bei dir, aber einen Aspekt hast du fallen gelassen, bzw. nicht berücksichtigt: Investiert Bioware, bzw. EA überhaupt noch ins Spiel?
AntwortenLöschen1. Mit dem EA-Abschlussbericht 2015 gibt EA bekannt, man habe mit Swtor so viel Geld verdient, wie seit Release nicht mehr. Zwei Wochen später erfolgt seitens Bioware das Feedback, dass z.b. 2016 kein neuer PvE-Content (Raid) erscheinen wird.
2. Im Verlauf der letzten Jahre - seit der Umstellung auf F2P - hat sich gezeigt, dass vor allem mit Laufkundschaft verdiebt wird, nicht mit (ggf. potentieller) Stammkunden. Das ist auch deutlich praktischer denn neue Spieler sind durch die Stories beschäftigt. Danach wandern sie ab. Durchschnittlich werden aber jeder von ihnen rund 35€ in Swtor liegen gelassen haben.
Mein Fazit: die Kuh wird leer gemolken. Das Geld, fähige Entwickler, ein großer Publisher und bestehende Technik - alles ist da. 2014 wurd von einem angeblichen Internen geleakt, dass Swtor 2015 in den Maintenance Mode übergehen würde. Ab da wird gewartet und minimaler Aufwand für Neuerungen investiert.
Er hatte wohl Recht.
Bitter. Es hatte für mich immer Potential und wenn auch Hutt Cartel und Revan weit kleiner als erwartet ausfielen, war es tragbar. Großartiges Housing mit vielen Möglichkeiten und nur kleinen Mankos, das beste PvP das ich kenne, eine deutlich bessere Klassenbalance als in vielen deutlich größeren Spielen, atemberaubende spannende Stories mit - auch ohne RP - extremer Bindung an den eigenen Charakter... es hab vieles und mit entsprechenden Invest hätte es was werden können.
De facto aber, wurde nach F2P nur noch ein mal größere investiert, vermutlich um den Ruf zu retten und medienwirksam als erfolgreich zu gelten, nur um danach den Invest Jahr um Jahr zu schmälern.
Nachträglich betrachtet, tippe ich darauf, dass dieser Kurs bereits mit der F2P-Umstellung festgelegt wurde.
My two cents.
Liebe Grüße,
Rey
Hm, ich denke, da muss man abwarten, wie es nun mit KOTET weitergeht - denn das ist definitiv nicht mehr nur auf Laufkundschaft angelegt, man musste bei KOTFE ja Abonnent sein und bleiben, um jeden Monat ein neues Kapitel zu bekommen. KOTET wird nun alle Kapitel auf einen Schwung liefern, und mal sehen, was und ob etwas danach kommt, das nicht nur auf Singleplayer zugeschnitten ist und bleibt.
LöschenSie haben ja nun doch wieder mehr Gruppencontent versprochen, und das heisst für mich mindestens neue FPs und Raids, das sind einfach die klassischen Dinge für Gruppen. Dass man bei den Stories Nachteile durch Gruppen hat, war ja schon von Anfang an so, diese lustige 'sind drei Leute oder mehr im instanzierten Storyteil, gibt es Extragegner'-Mechanik gab es seit Release.