Schweiß rann über ihren Nacken zwischen die Schulterblätter und wurde vom dunklen Stoff des Kampftops aufgesogen. Noch immer belauerten sich die beiden Kämpfer mehr, als dass es zu einem offenen Schlagabtausch gekommen wäre, aber dafür kannten sich beide inzwischen auch zu gut. Zwei Veteranen, deren Wege höchst unterschiedlich verlaufen waren, die aber die Liebe zur Kampfkunst vereinte.
Corporal Corrin Vale vom 193. Panzergrenadierregiment und Lieutenant Lienas van Arden hätten ohne Schwierigkeiten das jeweilige Gegenteil des anderen darstellen können - er vierschrötiger Panzerabwehrsoldat mit einer nur bei der Infanterie verlaufenen Karriere, rauhbeinig, meist mürrisch, inzwischen in den Vierzigern und die Art Soldat, die wegen ihrer unbequemen Art selten befördert wurden. Der Lieutenant war stromlinienförmiger, geschmeidiger, jünger und vor allem heiterer - und dennoch hatte sie Spaß an der Gesellschaft des Corporals. Es war eine eng begrenzte Gesellschaft - einmal pro Woche für eineinhalb Stunden - während derer sie sich reichlich Mühe gaben, den anderen nach allen Regeln der Kunst zu verprügeln.
Vales Arm ruckte vor, er täuschte einen Angriff an, nur um einen zweiten mit der geballten anderen Faust folgen zu lassen. Fast wäre sie ihm auf den Leim gegangen. Klatschend traf seine Faust auf den zum Block erhobenen Unterarm, ein kurzer, dumpfer Schmerz zuckte durch ihren Arm. Vale schonte sie nicht, niemals, und sie hätte es auch nicht anders gewollt. Nur wenn man sich nicht zurückhielt, hatte der Kampf die richtige Qualität. Und heute hatte sie einiges, was sie im Kampf lassen musste, um ausserhalb der Trainingshalle einen ruhigen Kopf zu bewahren.
Als hätte Vale geahnt, dass sie innerlich abgelenkt war, versetzte er ihr einen gemeinen Tritt in Richtung des rechten Oberschenkels, den sie sofort einer Drehung zur Seite kontern musste, um ihm nicht noch mehr Angriffsfläche zu bieten. Wieder umkreisten sich die beiden Kämpfer, während sich das breite, scharf geschnittene Gesicht des Corporals zu einem genüsslichen Grinsen verzog.
"Nicht einschlafen, Lieutenant, ich bin noch nicht fertig mit Ihnen!" Sie schnaubte nur und zeigte ihm grinsend den ausgestreckten Mittelfinger, bevor sie mit schnellen Schritten auf ihn losging und nach einer gelungenen Finte ihre Faust gegen seine Seite rammte. Sein Zucken und schwereres Atmen war wie Musik in ihren Ohren.
Am liebsten hätte sie auch Captain Stryder-Garrde eine Folge von Hieben dieser Art reingedrückt. Oder auch nur eine Faust mitten ins Gesicht, dass die sorgsam zurückgegelten Haare ihres Vorgesetzten flatterten. Der befriedigende Klang, ein Knacksen, das von einer gebrochenen Nase kündete ...
Einfach nur, um sich Luft davon zu machen, dass er wegen seiner privaten Verstrickungen in Haus Garrde nach Alderaan abgehauen war und ihr den ganzen aufgelaufenen Mist auf dem Schreibtisch hinterlassen hatte. Zusätzlich zu der Tatsache, dass er das Kommando bis zu seiner Rückkehr auf Lienas übertragen hatte, den für eine solche Aufgabe wohl unwilligsten Offizier des gesamten Stützpunktes.
Nicht genug, dass die Ereignisse der letzten Wochen vom privaten Bereich des Captains auf das Regiment übergeschwappt waren. Dazu kam noch der Verrückte, der dem Captain seit einiger Zeit Drohnachrichten schickte und dem es offensichtlich gelungen war, Sergeant Morrison gefangen zu nehmen. Dass sie nichts über Morrisons Sonderauftrag gewusst hatte, war eine Sache, aber jetzt mit mangelhaften Informationen eine verfahrene Situation ausbügeln zu müssen, gefiel dem Lieutenant absolut nicht.
Pure Gewalt lag im nächsten Schlag des Corporals, und wieder holte der Schmerz sie in die Realität zurück - Vale versuchte sie in den Schwitzkasten zu nehmen, und sie entkam dem kräftigen Griff ihres Gegners nur mit viel Geschick. Keuchend verharrten die beiden in einigem Abstand voreinander, während Vale wieder grinste.
"Sie kämpfen heute wie ein Mädchen, Lieutenant," hielt ihr der Corporal grinsend vor.
"Ich bin ein Mädchen," entgegnete Lienas knurrend und ging zum Angriff über. Schnelle Schritte, ihre Vorteile Vale gegenüber waren ihr geringeres Kampfgewicht, die größere Geschwindigkeit, die sie auch beim Training mit Staff Sergeant Limsharn immer wieder nutzen musste. Limsharn war noch breiter gebaut als Vale, aber auch ein gutes Stück schneller. Als hätten sie sich abgesprochen, schnellten die beiden Kämpfer im selben Augenblick aufeinander zu, der folgende Schlagabtausch ließ harte, knappe Laute durch die Turnhalle schallen. Vales Augen blitzten, er war ganz beim Kampf, mit allen Sinnen Krieger, die Zähne leicht gefletscht im Angriff.
Sie krachten zu Boden, Lienas' Schultern touchierten die Trainingsmatte unter ihnen, Vales Gewicht knallte mit voller Wucht auf sie und der vertraute, alte Schmerz schoss in ihre Wirbelsäule, anzeigend, dass ihr Körper die Strapazen der letzten Jahre noch immer nicht vergab. Spätestens jetzt gab sie die Zurückhaltung auf, jetzt wollte sie gewinnen. Vale keuchte, als ihr Knie seine Seite traf, lockerte seinen Griff, und sie kam über ihn. Stilles, keuchendes Ringen darum, wer von beiden der Stärkere sein würden. Muskeln oder purer, wütender Wille?
Ein Schweißtropfen löste sich von ihrer Stirn und ging auf Vales Gesicht nieder, während sie sich in die Augen starrten. Keiner wollte aufgeben, und doch wussten beide, dass sie eine Art Patt erreicht hatten. Das Pulsieren in ihrem Rücken gemahnte sie zur Eile.
"Immernoch wie ein Mädchen?" Damit rammte sie ihm ihren Kopf entgegen, dass ihr der Schädel dröhnte, aber es hatte wenigstens den gewünschten Effekt. Für einen Moment wurde sein Griff lockerer, sie entriss ihm den Arm und nagelte seinen Hals mit dem Ellenbogen fest, noch immer vor Anstrengung keuchend. Dunkelrote und schwarze Sterne tanzten vor ihren Augen, und endlich nickte er mühsam, seine Niederlage akzeptierend. Als beide Seite an Seite auf der Matte lagen, den Blick zur Decke gerichtet, drehte Vale den Kopf zu Lienas und meinte, die Stirn bei seinen Worten gerunzelt:
"Immernoch wie ein Mädchen?" Damit rammte sie ihm ihren Kopf entgegen, dass ihr der Schädel dröhnte, aber es hatte wenigstens den gewünschten Effekt. Für einen Moment wurde sein Griff lockerer, sie entriss ihm den Arm und nagelte seinen Hals mit dem Ellenbogen fest, noch immer vor Anstrengung keuchend. Dunkelrote und schwarze Sterne tanzten vor ihren Augen, und endlich nickte er mühsam, seine Niederlage akzeptierend. Als beide Seite an Seite auf der Matte lagen, den Blick zur Decke gerichtet, drehte Vale den Kopf zu Lienas und meinte, die Stirn bei seinen Worten gerunzelt:
"Wenn Sie das nächste Mal so mies drauf sind, bestehe ich darauf, dass Sie erst eine Stunde Krafttraining machen, bevor wir uns prügeln ..."
"Tut mir leid, Vale." Sie hielt die Augen mühsam offen und ignorierte, wie sie es in den letzten Jahren gewöhnt war, das Pulsieren im unteren Teil ihrer Wirbelsäule. "Kommt nicht wieder vor." Mit einem Nicken akzeptierte der Veteran ihre Entschuldigung und entspannte seine Muskeln nach und nach im Liegen. Auch sein Gesicht war nun schweißnass und verriet, dass er sich ausreichend angestrengt hatte.
Darth Aroval. Ein weiterer Name, ein weiteres Teil für ihr Puzzle, eines, das so gar nicht passen wollte und konnte. Noch ein Sith mehr. Noch eine Problemquelle mehr. Noch mehr Variablen in einem Geflecht, das immer schmutziger wurde und immer mehr stank. Kein Anhaltspunkt bei Morrison, nur ein verdammtes Rätsel. Keine Nachrichten von Arric, unveränderter Vermisstenstatus seines Schiffes. Täglich neue Babybilder, die ihr Elira in überreichlicher Menge von ihrem zugegebenermaßen wirklich süßen Neffen schickte. Und drei verdammte Dates, die sie nun wenigstens fertig geplant hatte und die sie noch absolvieren musste.
Warum Dr. Crawford unbedingt nun auch mit ihr ausgehen wollte, war ihr schleierhaft. Auch wenn seine Worte eine vordergründig nachvollziehbare Erklärung geboten hatten, war sie doch ein wenig irritiert. Der neue Arzt des Sturmregimentes hatte sich schließlich durchaus nicht vor weiblicher Aufmerksamkeit retten können - was trieb einen Jäger dazu, einen anderen Jäger zur Beute machen zu wollen? Wirklich der Wunsch nach mehr als einem flüchtigen Vergnügen? Der angesetzte Abend würde diese Frage vielleicht beantworten können, vielleicht auch nicht. Das würde sie auf sich zukommen lassen müssen.
Das andere Date ...darauf freute sie sich inzwischen uneingeschränkt. Allein Captain Thrace dabei beobachten zu können, wie er in seiner gewohnt vorsichtigen, nachdrücklichen Art versucht hatte herauszufinden, was sie als möglichen Dateinhalt bevorzugen würde, war die Spendensumme schon wert gewesen. Vermutlich würde es der Lichtblick der kommenden, voraussichtlich überaus unerfreulichen Wochen werden. Sie schmunzelte grimmig, bevor sie sich langsam zur Seite rollte und aufrichtete, Vale eine Hand bietend, damit auch er auf die Beine kommen konnte.
"Danke für den Kampf, Corporal," sagte Lienas, als sie sich anblickten. Vale nickte nur, brummte etwas unverständliches und machte sich in Richtung der Duschen auf, wie jedes Mal. Inzwischen war er wieder fit genug, dass sein Rekonvaleszenz-Sondertraining nach einer längeren Verletzungspause bald enden würde. Sie würde ihn vermissen. Denn wenn es eines gab, was man mit ihm noch besser tun konnte als kämpfen, war es schweigen. Ja, sie würde Vale definitiv vermissen.
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