"Du hast 10.000 Credits für ein Date bezahlt?" Selbst über die weite Entfernung und Dämpfung durch die Holo-Übertragung konnte Lienas das schallende Lachen ihres Brokers nur allzu deutlich wahrnehmen.
"Genauer gesagt waren es 10.020 Credits," entgegnete sie und verschränkte mit einem leisen Seufzen die Arme vor der Brust. Das fing ja gut an. Der Mittvierziger mit dem bürstenkopfförmigen Schnurrbart am anderen Ende der Leitung brach abermals in wieherndes Gelächter aus und brauchte eine ganze Weile, um sich wieder so weit zu beruhigen, dass er ihr antworten konnte.
"Was hat der Kerl an sich, dass Du für ein Date überhaupt Geld ausgibst - und dann noch so viel? Entweder er ist bestückt wie ein Rancor oder .." Eine knappe Geste des Lieutenants unterbrach den Wortfluss, und Tlarn Degas, seines Zeichens Investmentberater und hervorragender Broker an den Aktienmärkten des imperialen Teils der Galaxis, lehnte sich neugierig vor.
"Es war eine Wohltätigkeitsauktion, Tlarn, und der Erlös geht an Kriegswitwen und -waisen. Halt mal den Rand!" - "Wohltätigkeit .. und dafür ballerst Du gleich deinen nächsten Urlaub raus? Erzähl mir nicht, dass da nicht irgendwas mit diesem Kerl läuft." Lienas van Arden rollte mit den Augen. Genau so etwas hatte sie erwartet und der seltsame Humor der Galaxis hatte sie in diesem Punkt nicht enttäuscht.
"Tlarn, ich will einfach nur wissen, wieviel ich von meinen Depots auflösen muss, um auf die zehntausend zu kommen. Es ist nun mal passiert und ich muss für die Sache geradestehen."
"Kann man nur hoffen, dass Dein Wohltätigkeits-Date dann auch gerade steht, wenn er mit Dir ausgeht, sonst lohnt sich der ganze Aufriss kein Bisschen," erwiderte der Broker, noch immer grinsend, und rief die Details auf seinem Bildschirm auf, nach denen sie ihn gefragt hatte.
"Es geht doch gar nicht um ein Date an sich, sondern um möglichst viel Geld für diesen Wohltätigkeitsfonds," wandte sie ein und lehnte sich gegen die Tischplatte. "Sonst wird ganz schnell ein Beliebtheitswettbewerb aus einer eigentlich spaßigen Sache und die Leute, die für weniger Creds versteigert wurden, fühlen sich schlecht."
"Als ob das nicht passieren würde. Mal davon ab, eine knisternde Komponente ist bei sowas doch immer mit dabei, also erzähl' mir nichts vom Bantha." Für einen Moment schweiften die Gedanken des Lieutenants zu Private Malony, der sich auf der Junggesellenversteigerung immerhin Master Sergeant Blex ersteigert hatte. Was Malony wohl zu knisternden Komponenten zu sagen hatte? Wahrscheinlich jedoch würde er nicht einmal im Ansatz verstehen, was Tlarn meinte!
"Warum denn auch nicht? Ich bin lange nicht mehr schick essen gegangen und Captain Thrace ist ein Gentleman," sagte Lienas. "Wird sicher ein piekfeines Restaurant mit lauter gut gekleideten Leuten und Essen, das einen sehr viel längeren Namen auf der Speisekarte als im Umfang auf dem Teller."
"Ich hätte nicht gedacht, dass Du auf langweilig stehst," neckte Tlarn seine Kundin und vor allem langjährige gute Bekannte. "Wenn man es nicht macht, weiss man auch nicht, ob es langweilig ist oder nicht. Also?"
Tlarn spielte die Bildschirmanzeigen auf die Holoübertragung und deutete auf zwei Posten.
"Diese
hier bekomme ich ohne allzu große Verluste los, gerade Thermodyne
Industries wird derzeit recht gerne gekauft. Ich würde Dir aber raten,
diese Positionen noch eine Weile zu halten, da steckt noch Potential
drin."
"Wenn ich die Wahl habe,
Aktien zu verkaufen oder einen Kredit von meinem Vorgesetzten
anzunehmen, dann verkaufe ich Aktien." Tlarn war die Verblüffung nun
doch anzusehen. "Einen Kredit von Deinem Vorgesetzten? Wie darf ich das
verstehen?"
"Naja, mein Urlaubsbudget war bei siebentausend an seinem Ende angelangt. Hätte mir mein Captain nicht angeboten, mich zu unterstützen, hätte ich nie weiter geboten. Ich bin doch nicht bescheuert!"
Der Broker schüttelte grinsend den Kopf.
"Und jetzt nimmst Du sein Geld nicht an? Das ist auch bescheuert, wenn Du mich fragst. Vor allem, weil das hier astreine Verlustverkäufe sind." Die Offizierin winkte leicht ab und meinte nur trocken:
"Ich habe einfach nicht gerne Schulden, und schon gar nicht bei einem Vorgesetzten. Man muss sich nicht grundlos angreifbar machen, wenn man es nicht vermeiden kann."
"Na gut, das verstehe ich ..." Sie tauschten ein verständnisinniges Nicken. Tlarn war nicht immer ein respektabler Broker gewesen, und Lienas nicht immer ein Lieutenant der imperialen Infanterie. Manche Dinge musste man sich nicht gegenseitig erklären.
"Lass mich raten, Du hast bei dieser Versteigerung sicher auch mitgemacht, oder?" Wie auch in früheren Zeiten kam dieses corellianische Schlitzohr direkt auf den Punkt. Lienas seufzte abermals leise vor sich hin. "Ja, habe ich. Ich habe das Ganze schließlich organisiert. Wie sollte man auch sonst andere zu sowas überreden, wenn man sich ansonsten vornehm zurückhält?" Manche hatte sie wirklich überreden müssen - Captain Thrace zum Beispiel. Ihn hatte sie überhaupt nur mit dem Versprechen, ihn vor einem allzu miesen Date zu bewahren, zur Teilnahme bewegen können. Und dieses Versprechen hatte sie gehalten, auch wenn es wirklich teuer geworden war. Gerade bei Sergeant Morrison war Lienas froh, dass diese es dann doch gewagt hatte mitzumachen, allen Unsicherheiten zum Trotz. Es hatte dem Selbstbewusstsein der Sergeant hoffentlich gut getan, gemerkt zu haben, dass gleich mehrere Männer mit ihr hatten ausgehen wollen.
"Und, was hast Du so gebracht?" Lienas blickte starr nach vorn und schloss die Augen, bereitete sich innerlich auf den nächsten Lachflash-Impact vor und nuschtelte die Zahl leise vor sich hin. "He, da war wohl ein statisches Rauschen in der Leitung, sag es nochmal ..."
"Zweiundvierzigtausendcreditsundjetztlassesgutsein..." Natürlich ließ er es nicht gut sein. Wieder saß der Broker einige Momente lang perplex vor dem Bildschirm, und wieder brach er in schallendes Lachen aus. "Das ist doch total irre! Wer zahlt denn so viel Geld für ein Date mit Dir? Was hast Du denn angeboten zu machen? Einen vierwöchigen Sexmarathon auf Nar oder was?"
"Ich habe nicht nur ein Date, ich habe drei Dates," stellte Lienas mit aller Sachlichkeit und Würde fest, zu der sie angesichts des Tränen lachenden Tlarn noch fähig war. "Ich wurde von einer Bietergemeinschaft ersteigert, die am Ende zusammengelegt hat, um einen möglichst hohen Spendenbetrag zu erzielen!"
"Das glaubst auch nur Du ..." Tlarn hieb sich mit einer Hand auf die Oberschenkel und hielt sich mit der anderen Hand an seiner Schreibtischkante fest. Für einen Moment lang war Lienas stark in Versuchung, ihm einen Herzanfall wegen seines Amüsements zu wünschen. Dann allerdings erinnerte sie sich rechtzeitig daran, dass nur er die verflochtenen Wege lückenlos überblickte, über die ihre Gefahrenzulagen der letzten zehn Jahre weitestgehend gewinnbringend investiert waren.
"Hör mal - die Hauptbieter sind mein Kommandant, ein Sith-Lord - eine Chiss aus einer der wichtigen Familien von Csilla - und mein Vorgesetzter, der verdammt nochmal verheiratet ist. Mit einer anderen Sith. Da geht es wirklich nur um Wohltätigkeit!"
"Ich hätte diesen Militärball eindeutig besuchen sollen," japste Tlarn mühevoll und zwang seinen Atem wieder in einigermaßen ruhigere Bahnen, bevor er sich mit einem Finger die Lachtränen aus den Augen wischte. "Das ist ja der reinste Sündenpfuhl bei euch Militärs, wenn man sich das so anhört. Na, da hast Du jedenfalls ordentlich was zu tun, Dir für diese drei ein paar gute Dates auszudenken."
"Ja ..." Es war nur ein Knurren, das die Offizierin ihm nun zugedachte. Die Dates waren wirklich ein Problem. Mit Private Merraru würde sie wohl ins Kaas City Military Hospital fliegen, um dort Leichen zu sezieren. Die Chiss schnitt gerne an Körpern herum und studierte Medizin, da bot sich etwas derartiges natürlich an. Vielleicht noch garniert mit einer Lektion, wie man gewisse Zustände hervorrief, die dann zu Leichen führen konnten. Mit Captain Stryder-Garrde - wieso auch immer er für sie Geld ausgegeben hatte! - würde sie versuchen, etwas zu unternehmen, das ihn entspannte und aus seinem allzu dienstlichen Umfeld herausriss. Nur der Lord machte echte Probleme. Womit amüsierten sich Sith in ihrer Freizeit? Im Folterkeller? Es gab Dinge, über die sie nicht nachdenken wollte.
"Ich habe die Verkäufe eben angewiesen, Du solltest also recht bald das Geld auf Deinem Konto haben. Und wenn Du mich das nächste Mal nicht zu so einem Ball einlädst, bin ich wirklich beleidigt, hörst Du?" - "Ich überlege wirklich, ob ich nochmal eine Junggesellenversteigerung durchführe. Tanzkarten, Damenwahl und ein paar lustige Spiele darüber, wer mit wem zu tanzen hat, klingen so unglaublich viel harmloser," gab Lienas zu bedenken und wurde wieder von Tlarns Lachen unterbrochen.
"Aber auch so viel langweiliger! Und Du hast es nicht mit langweilig ..." Grinsend zwinkerte er ihr durch das Flackern der Holoverbindung zu und fügte dann an: "Ich muss jetzt weitermachen - war gut, Dich mal wieder zu hören, teuerster Lieutenant des Sektors!" Sie nickten sich zu, und Lienas unterbrach die Verbindung, irgendwie froh darüber, ihm nichts von der Bieterschlacht um Staff Sergeant Limsharn und dessen Ersteigerin erzählt zu haben ...
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