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Dust and Ashes

Dust and Ashes: Der Sturm nach dem Sturm


Zeitstempel:
Nach dem Gespräch mit dem Captain und dem Lieutenant
Ort: Messe

Der Tag danach. Das Gespräch über meine schriftliche Beschwerde an den Captain. Und, was ich vorher nicht wusste, eine ebenso schriftliche Beschwerde von Rentreen über mich wegen der Mission. Wegen unserem Streit. Ich stand wie vor den Kopf geschlagen vor dem Schreibtisch, als die Sache aufkam.
Naja, wen wundert es. Er hat mir dieselbe Medizin zu schlucken gegeben wie ich ihm, und wenn man sich schon in den Wind stellt, muss man auch damit zurecht kommen, dass es einem heftig entgegen bläst. Auch wenn die Wortwahl ziemlich heftig war, immerhin war Rentreen derjenige, der zuerst eskaliert ist im Einsatz, nicht ich - aber im Nachhinein ist das vermutlich nicht mehr wirklich wichtig.
Was bin ich müde. Dieses Schiffs, der Tatsache, hier eingesperrt zu sein, des Viermannzimmers, in dem ich nach wie vor nicht schlafen kann. In jeder Nacht kommen die Bilder wieder und wollen nicht weichen. Ich sehe ihre Gesichter, bevor ich einschlafe, und ich sehe sie im Traum. Dass es nun zwölf weitere sind, hilft der Sache nicht.
Welches Recht haben wir, diejenigen zu sein, die zurück kommen dürfen, während andere dafür sterben, dass wir unsere Arbeit machen können? Ich kannte keinen dieser Marines, und doch lassen sie mich nicht los. Innerhalb so kurzer Zwit zwölf Tote. Hätte man das verhindern können? Hätte es einen Weg gegeben, diese Toten zu vermeiden? Aber ich kann die Zeit nicht zurückdrehen. Nicht nachsehen, was gewesen wäre, hätte auch nur eine einzige Entscheidung anders gelautet.

Stattdessen ist es eine Zahl. Zwölf. In der Corellias Fist waren wir auch zwölf, und die elf anderen haben elf Tage gebraucht, um zu sterben. Ich bin Nummer Zwölf, die einzige, die übrig geblieben ist. Elf Tage für elf Mann, fast poetisch. Oder aus einer beschissenen Holsoap mit irgendeiner Moral, die niemand versteht. Vielleicht schaue ich deswegen gerne Lieutenant Lekku. Der kriegt den fiesen Verbrecher immer, und immer bleibt er auf der guten Seite, um das zu schaffen. Ermittlungstechnisch ist die Serie natürlich totaler Schwachsinn, aber darum geht's ja auch nicht.

Zwölf Tote innerhalb von nicht einmal zwei Stunden. Ihr CO wird in seinem Landgang eine Menge beschissener Post ausliefern müssen. So ein Gang ist schwer, wenn man die Leute kannte. Wenn man sie mochte. Oder sie mehr waren als das. Ich habe es fast nicht geschafft damals, diese Nachrichten zu überbringen. Wenigstens hatten die meisten nur Angehörige und nur einer Ehefrau und Kinder. Aber auch weinende Eltern sind Scheisse, die nicht verstehen können, warum sie ihr Kind überleben. Man kann es ihnen einfach nicht erklären.
Für sowas gibt es keine günstigen Worte und die wird es niemals geben. Ich werde nachher beim CO vorbeigehen. Meine Hilfe anbieten beim Ausliefern. Die Zeit werde ich in meinem Landurlaub auf jeden Fall finden. Besser, als irgendwo zu sitzen und ein Loch zu fühlen, das sich nicht füllen lassen will. Vermutlich wird er ablehnen, aber wenn ich nicht frage, dann weiss ich es nie, ob er nicht doch angenommen hätte. Tja, vor dem Schreibtisch des Captains sah das alles so anders aus.

Ohne den Nebel des Einsatzes, ohne das beständige Schmerzen im Inneren. Als Rentreen seine Argumente vorbrachte, musste ich ihm innerlich Recht geben. Ich habe überreagiert. Er hätte sich mir nicht erklären müssen als der Kommandierende, und ich hätte gehorchen müssen. Ich konnte nicht ist so eine verdammt schlechte Erklärung. Aber es kam in dem Moment alles hoch. Da waren diese drei Mann, die vermutlich Trooper gewesen sind laut Veris, und allein der Gedanke, wir hätten sie zurücklassen können, weil zuwenig Platz in diesem Shuttle ist ... ich konnte nicht. Konnte nicht daran denken. Und so wie er sich gibt, so gefühlsbefreit, so hinter jeder Mauer, die man nur um sich hochziehen kann, es schien möglich, dass er sich für die Einheit entscheidet und nicht für diese drei Mann, für die niemand eingetreten ist. Die kaputten Leute erkennen einander. Vielleicht geht mir seine Art deswegen so unter die Haut, keine Ahnung.

Verdammt, war das ein schweres Gespräch. Ich fühle auch keinen Triumph darüber, dass mir der Captain Recht gab bezüglich der Berichte und Rentreen anwies, künftig sowohl positives wie auch negatives zu erwähnen und die Leistungsbeurteilung ausführlicher zu gestalten. Das war ab der Sache mit den Verletzten einfach bedeutungslos. Im Nachhinein wirkt es so bemüht, so hoffnungslos emotional, was ich tat. Was ich glaubte zu wissen. Mein Instinkt war einfach grundfalsch, und ich muss mich fragen, was davon überhaupt noch geblieben ist seit diesen elf Tagen. Wenn ich mich irre, dann irre ich mich vermutlich auch künftig, und was bleibt dann noch? Ein Soldat, der schießen kann. Der Standard, das Mindestmögliche, um mal bei Rentreens Worten zu bleiben. Vielleicht habe ich in einer Spezialeinheit wirklich nichts mehr verloren, wenn das einzige, das mich speziell gemacht hat, nicht mehr funktioniert. Den Instinkt kann man nicht einfach austauschen wie ein kaputtes Teil eines Droiden.

Es ist mir lange nichts mehr so schwer gefallen wie die Entschuldigung an ihn. Erst, die Worte im Kopf zu formulieren. Dann, sie auszusprechen, ohne dabei zu wirken, als müsste ich kotzen. Aber ... es stand ihm zu. Es war fair, sich zu entschuldigen, wenn man unrecht hat. Ich hätte es besser wissen müssen. Es besser hinbekommen im Einsatz. Vielleicht helfen die paar Tage an Land, dass ich den Kopf frei bekomme, ich weiss es nicht.
Der Captain hatte mir, als er mir die Besuchserlaubnis gab, angeboten, mich zum Veterans Memorial zu begleiten, und das werde ich annehmen. Vielleicht ist es leichter, wenn ich das erste Mal nicht alleine hingehe. Bin mir sicher, es wird nicht bei einem Besuch dort bleiben, um die Sache auf die Reihe zu bekommen. Zu realisieren, was passiert ist. Der Kopf versteht es ja, aber alles andere in mir ist nicht soweit.

Dann, ein Abend ausgehen mit den Kameraden der neuen Einheit, wie es die Tradition will. Eine Runde Wellness, weil ich das immer mache, mit Ghado zusammen - er hat zwar behauptet, er kennt das nicht, aber so ganz glaube ich ihm das nicht. Naja, und die Whiskylounge, die er mir zeigen will, klang verlockend. Dann will ich Jor und Samon besuchen - und ihre Mutter, aber vor allem eben die Jungs. Ihnen einen Haufen Süßkram und neues Spielzeug mitbringen und die wütenden Blicke ignorieren, die mir ihre Mam zuwerfen wird.
Es kann ihren Vater nicht ersetzen, aber wenigstens ein bisschen was kann man tun. Vielleicht kommt ja auch Thrace in die Corellianerbar auf der 5. Ebene mit, die ich beim vorvorletzten Landgang noch mit den alten Kameraden aufgetan habe. Die Panoramaecke mit dem fast lebensechten Bild der Goldstrände ist jedenfalls echt gut, und sie machen hervorragende Drinks.

Und wenn er keine Lust hat, dann gehe ich alleine hin und lasse mich einen Abend lang von irgendwelchen durchgeknallten Piloten vollquatschen. Irgendwie werde ich diese sieben Tage schon füllen. Und die Nächte. Hotelzimmer ganz für mich alleine - kein Schnarchen, kein Glucksen, keine Geräusche ausser den meinen. Vielleicht gehen dann auch die Träume weg, wer weiss. Zumindest für ein paar Tage. Wäre ja mal eine nette Abwechslung. So, mal sehen, ob ich den CO der Marines irgendwo finde. Mehr als rausschmeissen kann er mich ja nicht.

Über Gloria H. Manderfeld

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