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Rezension: Star Wars - Prinzessin Leia


Nachdem das Imperium auf Palpatines Befehl den Planeten Alderaan ausgelöscht hat, haben die Rebellen bei der Schlacht um Yavin einen ersten Erfolg erringen können und die mächtigste Waffe des Imperiums, den Todesstern, zerstört. Doch die Wunden reichen tief – nach der ergreifenden Auszeichnungszeremonie gehen für alle Mitglieder der Rebellen-Allianz das Leben und die Pflicht weiter. Nur von Prinzessin Leia wird erwartet, dass sie um ihre getöteten Eltern wie auch die verlorene Heimat trauert und sich zurückhält, was die tatkräftige junge Frau nicht auf sich sitzen lassen will. Wegen eines exorbitant hohen Kopfgeldes auf Leia will General Dodonna sie zudem auf Yavin behalten, um sie nicht in Gefahr zu bringen.
Als ihr die royalistische Pilotin Evaan vorwirft, sie lasse zu, dass das Erbe Alderaans in Vergessenheit gerate, findet Leia für sich eine neue Mission: alle in der Galaxis versprengten und verfolgten Alderaaner zu finden und für diese Heimatlosen eine neue Zuflucht zu erschaffen. Kurzerhand requiriert sie die widerstrebende Evaan als ihre Pilotin und macht sich entgegen General Dodonnas Wünschen auf die Suche. Ihr erstes Ziel heisst ausgerechnet Naboo, eine der jetztigen Hochburgen des Imperiums und Heimatwelt von Imperator Palpatine – und Leias leiblicher und unter tragischen Umständen zu Tode gekommener Mutter Padmé Amidala …

In all den Veröffentlichungen der letzten Jahre füllt 'Prinzessin Leia' eine Lücke, die umso deutlicher wird, wenn man sich der mitreißenden und sehr persönlichen Comicstory gewidmet hat, da sich diese der Frage widmet, wie Leia mit dem Verlust ihrer Heimat umgeht und was aus ihr erst die furchtlose Anführerin eines verlorenen Volkes gemacht hat. Gerade zu Beginn der Erzählung tritt Leia sehr würdevoll auf und versucht, den Erwartungen ihrer Umgebung gerecht zu werden – nur um festzustellen, dass diese Umgebung von ihr anscheinend eher eine repräsentative und passive Rolle zu erwarten scheint. 
Da ist die Einführung von Evaan als tatkräftigem und vor allem sehr klar positioniertem Gegenpart wichtig, da sich Leia durch den Widerspruch und die Diskussionen mit der Pilotin deutlich entwickeln kann und von ihr auch an die Wichtigkeit erinnert ist, die Werte zu bewahren, für die Alderaan steht.

Zu sehen, wie unterschiedlich sich die einzelnen alderaanischen Gruppen entwickelt haben und versuchen, mit den veränderten Gegebenheiten klarzukommen, hält auch der heutigen Gesellschaft einen kleinen Spiegel vor. Zwischen weltoffener Freundlichkeit und isolationistischem Misstrauen fremden Einflüssen gegenüber ist beim Verhalten der vertriebenen Alderaaner alles mit dabei, was besonders schwer wiegt, da Alderaans kultureller Hintergrund immer Großzügigkeit und das freigiebige Teilen ihrer Werte mit anderen beinhaltet hat. 
So hat es Leia durchaus schwer, ihr eigenes Volk von der Richtigkeit und Wichtigkeit ihrer Mission zu überzeugen – das Ganze garniert mit einem Schwung Intrigen und Verrat, sodass eine flüssige, spannende Story komponiert wird, die auch nachdenkliche Momente nicht entbehrt. Gerade die Erklärungen zur alderaanischen Kultur und  Leias Rede an die Alderaaner empfand ich als besonders gelungen und zeigen auf unaufdringliche Weise, welcher Verlust die Zerstörung Alderaans nicht nur für die Bewohner des Planeten, sondern die gesamte Galaxis ist.

Ebenso erfreulich und dynamisch ist der Stil des Comics – Terry und Rachel Dodsons Lineart ist ausgesprochen lebendig, und auch wenn es bisweilen etwas seltsam ist, welches Eigenleben Leias Zöpfe entwickeln, gelingt den Zeichnern gerade durch Faltenwurf und die Nutzung von Posen und Paneleinteilung, keinerlei optische Langeweile aufkommen zu lassen. 
Sicher erscheinen viele der Gesichter relativ abstrahiert, aber es gibt gerade bei den Nahaufnahmen von Leias Gesicht genügend Anklänge auf die Knochenstruktur und den Ausdruck von Carrie Fischer, sodass man Leia nicht nur an der Kleidung, sondern überraschend oft an ihrer Mimik erkennt. Für ein Comic, das zwar lebensnahe Darstellung, aber einen klaren Comicstil pflegt, der den Ultrarealismus vieler früherer Werke vermeidet, eine sehenswerte Entscheidung. 

So wirken gerade die Kampfszenen sehr lebendig, die Blickpunkte auf die einzelnen Ereignisse sind gut gewählt. Mein einziges Manko ist der bei Szenen mit Blick aus merklichem Abstand mangelnde Detailgrad, der  durch die Colorierung versucht wird zu ersetzen, was natürlich nicht gelingen kann. Aber das ist natürlich Meckern auf einem recht hohen Niveau und auch ein Teil meines persönlichen Geschmacks bei Comics. Es entsteht durch das Fehlen kein Mangel, welcher die Qualität des Gesamtwerks beeinträchtigen würde. 
Die unaufdringliche Colorierung von Jordie Bellaire rundet die Lineart jedenfalls passend ab, sodass in jeder Szene das Star-Wars-Gefühl wiederzufinden ist. Für mich eine der absoluten Überraschungen unter den neueren Veröffentlichungen aus dem SW-Franchise und für alle Leia-Fans ganz sicher ein must-have.

Fazit: Eine mitreißende Erzählung und sehenswerte Lineart samt Colorierung – wunderbar rundes Star-Wars-Comic, das Prinzessin Leias Hintergründe auf mitreißende Weise beleuchtet. Neun von zehn möglichen Punkten.

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Buchdetails:
Titel: Star Wars – Prinzessin Leia
Originaltitel: US-Star Wars: Princess Leia #1-5
Story: Mark Waid
Zeichnungen: Terry Dobson & Rachel Dobson
Colors: Jordie Bellaire
Übersetzung: Michael Nagula
Buch-/Verlagsdaten: Panini, Oktober 2015, Broschiert, 128 Seiten, ISBN-13: 978-3957982353, 14,99€

Vielen Dank an Stephanie R. und David W. für die Spende dieses Comics - ich hatte wirklich viel Spaß beim Lesen! ;)

Über Gloria H. Manderfeld

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