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Historisch

5 historische Szenarien, die ideal für TV-Serien wären

Wer kennt sie nicht, die tollen, meist vom amerikanischen Pay-Sender produzierten HBO historische Serien wie 'Rome', 'Boardwalk Empire' oder 'Deadwood', bei denen der Blickfokus des Zuschauers auf besonders spannende Augenblicke der Menschheitsgeschichte (und was dabei sonst noch passiert sein könnte) gerichtet wird. 
Nachdem nun schon recht viele bekannte und historisch durch viele Dokumente belegte Szenarien abgearbeitet wurden - man nehme nur den Fall der römischen Republik, welche durch die Schriften verschiedenster Autoren geschildert wurde - wäre es doch nicht verkehrt, mal zu überlegen, was noch eine interessante Serie abgeben könnte. Meine fünf Favouriten habe ich euch hier zusammengestellt:

1. Die Rosenkriege (England 1455 bis 1485)
Hier führten die beiden Adelshäuser Lancaster und York, welche beide Linien des herrschenden Hauses Plantagenet waren, miteinander einen erbitterten Krieg um die Thronfolge, da beide Häuser ihren Anspruch auf den Thron von König Edward III. ableiteten. Diese Kriege forderten von beiden Häusern und dem englischen Adel allgemein einen hohen Blutzoll und führten auch dazu, dass die männlichen Linien beider Häuser ausstarben - schließlich bestieg der mit Haus Lancaster verwandte Henry Tudor nach der Entscheidungsschlacht von Bosworth (22. August 1485) als Henry VII. den Thron und vereinte durch seine Heirat mit Elizabeth of York die beiden Linien. Sein Sohn Henry VIII. folgte ihm nach - und er war der Hauptcharakter der Serie "Die Tudors".

Vermutlich dürfte eine Zeit, in der die meisten Menschen Henry, Richard, Edward, Margaret, Katharina und George hießen, für die Drehbuch-Schreiber ein mittlerer Alptraum sein, aber Rebecca Gablé ist es mit ihren Waringham-Romanen durchaus gelungen, eine sehr abwechslungsreiche Zeit passend in Worte zu fassen - und gerade angesichts der vielen Liebesgeschichten, Intrigen und Schlachten, in denen es ordentlich auf und ab für beide Seiten ging, dürfte genug Stoff für eine Serie liegen. 
Das hat auch George R.R. Martin erkannt, der den Konflikt Baratheon vs. Lannister sicherlich auch dort entlehnt haben dürft. Die Mini-Serie 'The White Queen', welche sich vor allem auf Elisabeth Woodville, die Gemahlin des York-Königs Edward und Mutter Elisabeth von Yorks konzentriert, basiert auf den Büchern von Philippa Gregoryund fokussiert sich sehr auf drei Frauenschicksale, was allerdings ein wenig den Blick auf das 'große Ganze' und die Entwicklungen verstellt - nicht ganz das, was ich mir wünschen würde.

Der Cast der Mini-Serie 'The White Queen' über das Leben der Elisabeth Woodville
2. Die Regierungszeit der Kaiserin Wu (China 690–705)
Skandal - eine Frau auf dem himmlischen Thron! Zudem noch eine ehemalige Konkubine, die durch den Mord an ihrer Tochter, welchen sie der Hauptfrau des herrschenden Kaisers Gaozong in die Schuhe geschoben haben soll und weitere Intrigen die Hauptfrau wurde, um sicj Gaozongs durch Vergiftung zu entledigen. 
Sie herrschte als Regentin für ihren dritten Sohn, später dann für seinen jüngeren Bruder und setzte sich gegen diverse Minister durch. Mitglied ihrer Verwaltung war auch der als meisterhafter Detektiv gerühmte Di Renjie, welcher in den "Richter Di"-Romanen von Robert van Gulik für dessen Helden Pate stand. 

Neben ordentlichen religiösen Verwicklungen wegen des Vordringens des Buddhismus, den Kaiserin Wu in der Anfangszeit ihrer Regierungszeit beförderte, und natürlich einer Unmenge an Palastintrigen und Rebellionen gibt es dazu noch die Anhänger der Tang-Dynastie, welche die Macht zurückerlangen wollten, was ihnen nach dem Tod der Kaiserin auch gelang. Zwar wurde das Leben der Kaiserin Wu bereits in einer Serie von Hunan Television verfilmt, aber ich vermute, diese Serie werden wir hier nie sehen - nicht zuletzt, da der westliche Serienanspruch ein anderer sein dürfte. Also wäre eine Neuinterpretation des Stoffs sicher eine tolle Sache.

3. Der glückloseste Romanow - Regierungszeit von Nikolaus II. (Russland 1894 - 1917)
Die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und währenddessen dürfte uns einigermaßen aus dem Schulunterricht bekannt sein - und gerade in Russland war da einiges los, das mehr Würdigung verdient als nur eine Nebenhandlung für den Kriegsschauplatz Mitteleuropa zu sein. 
Neben einem Mönch (Rasputin) mit im Dunklen liegenden Motiven und der angeblichen Fähigkeit zur Wunderheilung, der das Vertrauen der Zarin Alexandra genoss, gibt es da noch einen kranken Thronfolger, politische und soziale Unruhen in einem zerfallenden Weltreich, in dem sich der Adel durch seine jahrhundertealte, konservative und weltabgewandte Lebensweise den Hass der Bevölkerung zugezogen hatte, den Zaren selbst, der relativ weltfremd und reformverweigernd regierte, da er das Gottesgnadentum für sich in Anspruch nahm, dazu das Ende seiner Regierung durch die Revolutionen und schließliche Ermordung - mehr als genug Stoff für abendfüllende Unterhaltung, die vielleicht auch hilft zu erklären, warum in Russland vieles sehr anders ist als in Mitteleuropa.
Zwar gibt es einige Filme, die sich mit dem Schicksal der angeblichen Überlebenden der Ermordung, der Tochter des Zaren Anastasia, beschäftigen, aber so richtig beleuchtet wurde diese Zeit noch nicht. Schade, da gerade hier viele historische Dokumente von verschiedenen Seiten existieren, aber sicherlich auch deswegen ein schwieriges Feld mit reichlich vorhandenem Zündstoff.

Die Familie des Zaren Nikolai II.
4. Der letzte Hausmeier der Merowinger - Karl Martell (Frankreich/Deutschland 691 -741)
Unter dem merowingischen Schattenkönig Theuderich IV. war Karl Martell ein fränkischer Hausmeier und übte, ganz im Gegensatz zum ursprünglichen reinen Verwaltungsamt eines Hausmeiers, großen politischen Einfluss aus, was schon einige Jahrzehnte zuvor auch von seinen Vorgängern aus seiner Dynastie auf- und ausgebaut worden war. Schließlich regierte er nach dem Tod des Königs alleine als Hausmeier ohne Herrscher.
Einst als Bastard geboren und von der Ehefrau seines Vaters in Haft gehalten, gelang es Karl Martell durch einen Feldzug gegen die Unterstützer seiner Stiefmutter und von seinem Vater früh verwitweten Plektrud, ihr schließlich auch den Königsschatz der Merowinger und damit auch symbolisch die Herrschaftsgewalt abzutrotzen. 

Karl musste das Frankenreich sowohl gegen Feinde aus dem Norden, Osten als auch aus dem Süden absichern - es gelang ihm, sowohl Alemannien als auch Thüringen und Mainfranken dem Reich einzuverleiben und dieses gegen die von Süden auf Beutezug in den Norden gezogenen Mauren zu verteidigen. Karls Sohn Pippin der Jüngere setzte sich schließlich die fränkische Krone auf und begründete die Linie der Karolinger auf dem französischen Thron.
Hass, Gewalt und eine Königslinie im Niedergang - eigentlich ideale Voraussetzungen, um recht viele Abende zu füllen, vor allem, weil auch hier noch mit den Missionierungsbestrebungen der Kirche ein weiterer Machtfaktor mit hineinkommt.

5. Der künstlerische Kaiser - Nero (Italien, 54-68)
Der letzte Kaiser aus der problembehafteten julisch-claudischen Dynastie kam vermutlich durch den Giftmord seiner Mutter Agrippina an Kaiser Claudius auf den Thron und herrschte die ersten fünf Jahre seiner Regierungszeit sehr erfolgreich und fähig. 
Doch als sich sein Mentor Seneca vom Hof zurückzog, dem Tode seines Vertrauten, des Prätorianerpräfekten Burrus, und der Scheidung von Octavia, veränderte sich das Verhalten des Kaisers nach und nach zum schlechteren; er wurde verschwendungssüchtig, das Verhältnis zum Senat verschlechterte sich und nach dem Brand von Rom galt er bei Zeitgenossen als der Anstifter. Er suchte sich einen Sündenbock und fand diesen in den Christen, welche er unbarmherzig verfolgen ließ. 

Neben einer skandalösen Heirat mit seiner Geliebten Poppaea Sabina nach seiner Scheidung von Octavia machte sich Nero bei seinen Feldherren durch sein zunehmend paranoides Verhalten Feinde, die Menge der Verschwörungen gegen ihn nahm zu und er reagierte mit brutaler Gewalt und blutigen Säuberungen darauf. Schließlich wurde Nero durch eine Verschwörung seiner Feldherren mit den Prätorianern gestürzt und tötete sich selbst. 
Luxus, Verschwendung, Ausschweifung, dazu Intrigen, schillernde historische Gestalten wie Agrippina - was will man eigentlich mehr, um aus einer Serie einen Erfolg zu machen? Gerade Neros Charakter bietet sich dafür an, da er während seiner Regierungszeit einen nachvollziehbaren Wandel durchmachte. Und wer die Folgen dessen beleuchten will, kann bei den Flaviern, die als Dynastie den Julier-Claudiern folgten, gleich weitermachen.

Na, ist da etwas spannendes für euch mit dabei? Welche historischen Blickpunkt würdet ihr gerne einmal in einer Serie beleuchtet sehen? Ich bin gespannt auf eure Meinungen :)

Über Gloria H. Manderfeld

1 Eure Meinung zu den Nerd-Gedanken:

  1. Interessante Beispiele, die du da anführst. Ich hätte aus dem einfachen Grunde, weil es uns hier in Europa wohl am fremdesten ist, das chinesische Beispiel gewählt. Aber ich kann mich auch immer sehr für englische Historie erwärmen. Da geht plottechnisch so einiges, weil die so ziemlich alles durch haben. ;)

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