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Buch

Rezension: Tanz der Klingen

Bezahlte Chronisten haben für gewöhnlich kein besonders spannendes Leben, da sie zumeist das Leben derjenigen aufzeichnen, die sich für wichtig halten, es in der Regel aber nicht sind. Da er nicht wie andere Chronisten enden und zum Verfasser der Lebenserfolge von Kaufleuten und Priestern werden möchte, lässt sich der noch nicht sonderlich erfahrene Arki von einer Truppe syldoonischer Söldner als Chronist angeuern, da deren Captain Braylar Killcoin ihm versprochen hat, dass eine Menge gefährlicher Abenteuer auf sie warten. Arkis Aufgabe wird es sein, alle Details einer geheimen Mission wahrheitsgemäß festzuhalten, welche die Söldner im Auftrag des syldoonischen Kaiserhauses durchführen. 

Bei der Sache gibt es nur einen Haken: syldoonische Söldner leben gefährlich und Arkis Erfahrung mit gefährlichen Situationen sind bestenfalls gering. Gerade da er nicht unbedingt ein großer Freund von Waffen und Gewalt ist, tut er sich in der rauhen Söldnergruppe denkbar schwer. Als dann Feinde auf den Plan treten und auch Arki um sein Leben kämpfen muss, zeigt sich, dass in ihm mehr steckt als nur ein weltfremder Schreiberling…

Der Klappentext machte mich auf die sich entwickelnde Fantasy-Story recht neugierig, da es bei Geschichten mit beinharten Söldnern selten der Fall ist, dass auch ein Charakter seinen Eingang findet, der nicht irgendwie ein beinharter Kämpfer oder magischer Unterstützer ist. Ein Chronist, der ausser einer Feder nichts wirklich besonders schwingen kann, ist da dann schon eine ganz andere Hauptfigur und klang wie eine spannende Neuinterpretation. Arki wird dann auch prompt mitten ins gesamte Chaos hinein geworfen und fremdelt gegenüber den fluchenden Söldnern enorm, die sich auch gegenseitig verbal nicht viel schenken. 

Die edelste Figur in der Gruppe ist zweifelsohne Captain Killcoin, der dank seiner magischen Waffe mit einem Fluch zu leben hat, der ihn prompt einholt und den Leser auf die Art und Weise, wie das Wirken der Götter und der Magie in der Welt angesiedelt ist, sehr neugierig macht. Allerdings lässt Autor Jeff Salyards sehr viele offene Fragen zurück und kratzt während der gesamten Erzählung lediglich ein bisschen an der Oberfläche des Möglichen, um sich lieber auf eine recht langatmig ausfallende Reiseerzählung zu konzentrieren.

So nachvollziehbar der Versuch, die langsame Entwicklung Arkis vom unsicheren Anfänger hin zu einem verlässlichen Reisekameraden ausführlich zu beschreiben auch ist, es macht den Spannungsbogen gerade in der Mitte der Erzählung relativ flach und lässt am Ende des Buches ein Gefühl der Unzufriedenheit zurück. Sehr lange bleibt Arki über die Motive seiner Begleiter im Unklaren, was spätestens nach zwei Dritteln der Erzählung auch für den Leser frustrierend wird, weil die sich immer wiederholende Beschreibung von Arkis Unzulänglichkeiten irgendwann einfach ausgelutscht ist.

Da ausschließlich aus der Perspektive des Chronisten berichtet ist, sind sowohl seine Ungeduld als auch seine Fragen bezüglich der Söldner sehr verständlich, ebenso seine Überraschung bei der Aufklärung des größten Plot-Twists. Bis auf Arki, Captain Killcoin und die Steppenfrau Lloi bleiben die Leute aus der Söldnergruppe reichlich blass und lassen sich nur an ihren martialischen Namen einigermaßen unterscheiden. Hier wäre schon durch die Vorlieben und Gewohnheiten der Söldner sicherlich ein viel runderes und farbigeres Gesamtbild möglich gewesen, immerhin gehört ein genauerer Blick auf alle Mitglieder der Truppe auch zu Arkis Chronistenauftrag.

Es ist ein bisschen schade, wie lange man im Grunde in der Reiseerzählung hängenbleibt, da die wirklich interessanten und dramatischen Entwicklungen sich erst im letzten Drittel des Buches entfalten. Hier hätte ich gerne mehr über die Umgebung und den Zielort der Reise mitsamt des politischen Geflechts erfahren, auch die Informationen über die Welt, in der die Erzählung spielt, werden nur sparsam vergeben, obwohl Arki durch seine Bildung entsprechendes über seine Umgebung wissen könnte. Zudem ist man mit einem offenen Ende der Erzählung konfrontiert, da »Tanz der Klingen« der erste Band einer Trilogie ist, was nur in einem Nebensatz bei der Autorenvorstellung überhaupt erwähnt wird.

Die Kampfszenen sind packend und realistisch geschildert, gerade Arkis Überforderung während seiner ersten physischen Konflikte wird gut vermittelt, sodass ich einige Male angesichts der an ihn gestellten Anforderungen und seines unfreiwilligen erotischen »Miterlebnisses« echtes Mitleid mit ihm hatte. Die detailreichen Beschreibungen verschiedener Speisen und Getränke sowie der Schauplätze lassen hoffen, dass Jeff Salyards in kommenden Bänden mehr über seine Welt verraten wird und seiner farbigen Art, die verschiedenen Personen zu schildern, treu bleibt.

Denn eigentlich habe ich Captain Killcoin und seinen Haufen trotz der Längen ganz gerne begleitet und wüsste gerne, wie das Abenteuer für die Söldner ausgeht – dass mich der Plottwist überrascht hat, ist für mich ein weiterer Grund, dem Autor noch eine weitere Chance zu geben, da das nicht sonderlich oft passiert. In sofern kann ich nur recht zwiespältig auf dieses Buch zurückblicken und hoffe, dass sich der Autor noch steigern kann und wird.

Fazit: Solider Abenteuerstoff mit einigen Längen, Ecken und Kanten. Sechs von zehn möglichen Punkten.

Buchdetails:
Buchtitel: Tanz der Klingen
Originaltitel: Scourge of the Betrayer
Autor: Jeff Salyards
Übersetzer:Jürgen Langowski
Buch/Verlagsdaten: Heyne Verlag, 13. Juni 2016, Taschenbuch, 432 Seiten, ISBN-13: 978-3453315037

Das Rezensionsexemplar wurde vom RandomHouse-Bloggerportal zur Verfügung gestellt - vielen Dank!  

Über Gloria H. Manderfeld

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