Slogan Nerd-Gedanken
Aloncor Torn

The Good, the Bad and the Jedi: Ohne Worte

Zwei Dinge hatte der Jedi-Ritter Aloncor Torn gelernt, seit ihm die Fähigkeit abhanden gekommen war, zu sprechen: Handzeichen ließen sehr viel Spielraum für Interpretationen zu. Und seine Tippgeschwindigkeit auf dem Datapad reichte bei weitem nicht aus, um der Schnelligkeit seiner Gedanken während einer Konversation zu folgen. Es kam zu Pausen, Gesprächspartner waren gezwungen, sich Zeit zu lassen, während sie mit ihm sprachen. Nicht allen gefiel das.
Während des kurzen Fluges nach Manaan hatte das für eine recht amüsante Szene gesorgt, für die Aloncor wieder einmal den seltsamen Humor der Macht verantwortlich machte: Er war kurz nach seinem Verstummen einer diplomatischen Mission zugeteilt worden, um auf Manaan Kolto-Lieferungen für den Stützpunkt Ska Gora auszuhandeln. Das Budget war minimal, die Nachfrage überaus groß und wurde von allen Seiten der Galaxis an die Manaan-Händler gerichtet.

Ritter Demian Aurel, seines Zeichens Heiler, Ritter Xine Erauqs, Padawan Morwena Aquae und er hatten die kleine Gruppe gebildet, und da Aloncor der erfahrenste Diplomat von allen war, hatte der Älteste von ihnen - Ritter Aurel - ihm Vorstellung der Gruppe überlassen, ohne zu ahnen, dass Aloncor nicht dazu fähig war. Die entstehende peinliche Stille, als die Unterhändler von Manaan vor den Jedi gestanden hatten, hätte Aloncor fast auflachen lassen. Es war so ein absurder Moment, so sinnlos, wie so vieles in der letzten Zeit sinnlos war. Seit so viele Leben auf Tython erloschen waren und sie sich nur mit Mühe und Not von der Zufluchtsstätte der Jedi hatten retten können, schien die Galaxis immer weniger Sinn zu machen.

Der jugendliche Aloncor hatte Coruscant brennen sehen, das tausendfache Erlöschen von Leben gespürt und war daran fast zerbrochen, doch sein Meister hatte ihm geholfen, über dieses Erlebnis hinweg zu kommen. Das Leben musste weitergehen, und die Ausbildung eines Padawans zum Ritter war anspruchsvoll und beschäftigte den brummenden Kopf des Jugendlichen, dessen empathische Gabe sich erst damals wirklich zu zeigen begonnen hatte. Der Erwachsene Aloncor indes fühlte auch Wochen und Monate nach dem Verlust Tythons dieses Erlebnis wie eine Wunde, die so langsam heilte, dass man meinen konnte, sie würde ewig offen und schutzlos der Welt zugewandt bleiben, die sich stündlich verdüsterte.
Daran konnte auch der Sonnenschein auf Ska Gora nichts ändern. Ebenfalls nicht die Anteilnahme der anderen Jedi, allen voran Ritter Erauqs, der sich bemühte, das Verstummen des Diplomaten zu verstehen.

Doch wenn es nichts zu verstehen gab, wie sollte man all das in Worte fassen? Wann immer Aloncor versuchte, etwas zu sprechen, war nur der Atem zu hören, welcher seine Kehle empor stieg, zu hören. Inzwischen hatte sich der Diplomat längst an diesen Zustand gewöhnt und kommunizierte auf andere Art und Weise. Einen morgendlichen Caf oder ein Glas Wasser konnte man sich mit Handzeichen ergestikulieren.
Was das Mittagessen anging, hatte sich Aloncor Sonderwünsche abgewöhnt und beschied sich mit dem, was an eben jenem Tag ausgegeben wurde. Ansonsten blieb das Datapad, oder bei sehr komplizierten Sachverhalten, jene Art der geistigen Kommunikation, die er schon seit der Rückkehr nach Ska Gora mit Meisterin Derak geübt hatte. In einer Galaxis, die von unwichtigen Worten nur so brummte, schienen jene Aloncors nicht wirklich zu fehlen. Es ging auch so.

Von einigen Leuten hatte er seit einiger Zeit nichts mehr gehört - wie mochte es wohl inzwischen Ritter Jarok gehen, der bei der Verteidigung von Tython verletzt worden war? Wie er diesen kennen gelernt hatte, war er frühzeitig wieder aufgestanden, hatte den Kampf weitergeführt. Mit aller Kraft, die ihm blieb, denn das war seine Art. Er würde vermutlich immer kämpfen, wenn ihm diese Möglichkeit blieb.
Diese Zielstrebigkeit und Nachdrücklichkeit hatte Aloncor immer an Efroy Jarok bewundert. Es führte zwar oft dazu, dass der Ritter mit dem Kopf durch die Wand ging, aber diese zupackende Art riss andere mit. Sie hatte auch ihn selbst mitgerissen, der doch deutlich nachdenklicher und zögerlicher war, wenn es darum ging, Entscheidungen zu treffen. Diplomaten wogen sorgsam ab, Krieger nutzten das Momentum. Manchmal brauchte es beides.

Aloncor Torn seufzte und bewegte sich n Richtung Sonne, die ein Stück weiter gewandert war. Sein kleiner Salamander Djeri hatte den Ritter längst zurückgelassen und war der Sonne einige Minuten vor ihm gefolgt. Das Reptil hatte einen untrüglichen Instinkt für den wärmsten Platz am Mittag und diente Aloncor als Richtungsweiser. Vielleicht auch als das einzige Lebewesen, das derzeit nicht versuchte, ihn zu therapieren.

Wie wohl Ritterin Deikan mit seiner Stummheit umgegangen wäre? Fehlende Worte konnte man nicht in ein Bett stecken und so lange dort behalten, bis sie sich wieder eingefunden hatten. Sie war verschwunden, und es war lange her, dass er irgend etwas über ihren Verbleib gehört hatte. Ob es ihm möglich sein mochte, ihr Vergehen in der Macht zu spüren, konnte er nicht mit Sicherheit zu sagen, aber da er nichts dergleichen gespürt hatte, hoffte der Diplomat einfach das Beste. Irgendwann würde er wieder mit ihr tanzen, auf irgendeiner Wiese, zu Musik aus einem Com-Gerät. Bis dahin musste er einfach das Beste hoffen. Wie er es für alle tun musste, die da draussen irgendwo waren.

Allen voran sein Freund Andenus Dexter. Was würde er sagen, wenn er Aloncor in der Sonne sitzend auf Ska Gora sehen könnte? Würde er ihm einen Vorwurf machen, dass er nicht mehr tat, nicht aktiver nach draussen ging, um seine Pflicht zu tun? Aber seit Tython ließ Aloncor die Frage nicht mehr los, ob er überhaupt etwas bewirken konnte da draussen. Er war weder Heiler noch Krieger, und in Zeiten des Krieges brauchte man jene vor allem. Die Diplomaten schienen angesichts eines übermächtigen Feindes, der ohne erkennbaren Grund Leben ausradierte, immer sinnloser zu werden.

Ein vager Eindruck von Besorgnis ließ ihn seit Tagen nicht los. Irgend etwas braute sich zusammen, und Aloncor konnte keinen Finger darauf legen, was genau es war. Ska Gora lag abseits genug und achtete auf alle Sicherheitsmaßnahmen, um von so vielen Radaren zu verschwinden wie möglich. Es hatte keine neuen Visionen gegeben, keine neuen Träume. Fast konnte man meinen, dass auch Aloncor vom Radar der Macht verschwunden war, was die freigiebige Ausgabe von wahllosen Fakten aus der Zukunft anging. Er war sich nicht sicher, ob das eine gute oder schlechte Entwicklung darstellte.

Ritter Erauqs hatte ihm geschrieben, dass ein Ort der hellen Seite auf Ska Gora gefunden worden war, der eine regenerierende Aura besitzen sollte. Jedes Wort in der Com-Nachricht des Ritters war ein Drängen, er möge dorthin gehen und endlich gesunden. An jedem anderen Tag hätte Aloncor darüber vermutlich gelächelt. Xine Erauqs besaß die Heftigkeit und Überschwang einer Jugend, die Aloncor auf ganz andere Weise erlebt hatte.
Gerne begleite ich Euch dabei oder Ihr geht in anderer Begleitung.
Wen er damit meinte, lag auf der Hand. Die andere Baustelle, bei der Aloncor derzeit mehr als hilflos war. Seit Meisterin Eryada signalisiert hatte, dass sie mit Padawan Aquae und ihm wegen der Zukunft der Padawan sprechen wollte. Was das bedeutete, war auch klar.

Padawan Aquae würde sicherlich einen neuen Meister erhalten und dann war seine Mentorenschaft vorüber. Ihr Meister konnte und durfte er nicht werden, auch wenn die Versuchung stark war, sich genau das zu wünschen. In ihrem Interesse durfte er nicht einmal an diesen Wunsch denken. Still blickte Aloncor Torn in den Himmel von Ska Gora, blinzelte der Sonne entgegen und fühlte die damit einher gehende Wärme auf seiner Haut. Als er sich schließlich erhob, straffte er seine Gestalt, klopfte die Robe aus und formte mit den Lippen einige tonlose Worte, die alsbald vom Wind hinweg geweht wurden.

Genug damit. Genug mit der Trauer.

Über Gloria H. Manderfeld

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