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Rollenspiel-Konzept: Der Haus- und Hofmagier

"Schnell, ruft mir den Magister Eulerich!" Entsetzt rang Gräfin Fallcourt-Esteban ihre Hände und stob aus ihrem Ankleidezimmer in den kleinen Salon, in welchem die Hofdamen bereits damit beschäftigt waren, die verschiedenen Hüte aus ihren Schachteln hervorzunehmen und prüfend zu beäugen. Der große Mittsommerball der Kaiserin stand bevor und nach wie vor fand die Gräfin nichts zum Anziehen, das ihren Wünschen und dem Anlass angemessen gewesen wäre.
Als der Magister in seiner schlichten, dunkelblauen Robe nach dem Viertel eines Stundenglases endlich eintraf, war die Gräfin in hellster Aufregung. Magister Eulrich tat das, was er in solchen Situationen stets tat: lächeln und Ruhe bewahren. Seine Dienstherrin war eine leidenschaftliche Dame, die vermutlich auch noch in einem Kartoffelsack hervorragend ausgesehen hätte. Wäre da nicht die Verpflichtung, immer aussergewöhnlich zu wirken, um an einem verwöhnten Hof herauszustechen.

"Aber Euer Hochwohlgeboren, es gibt nichts, worüber Ihr Euch erregen müsstet, ich habe das Passende bereits parat. Ein neuer Zauber, der sich wie eine schimmernde Hülle um Eure Kleidung legt und Euch garantiert unter allen Anwesenden herausstechen lässt ...schaut nur ..." Der Magier vollführte einige kompliziert anmutende Handbewegungen und murmelte leise Worte, dann begannen die Federn des Hutes, welchen die Gräfin gerade in Händen hielt, bei jedem Wippen zu glitzern, als hätte eine Fee ein wenig ihres magischen Staubes darüber ausgestreut. Entzückt ließ die Gräfin ein Juchzen hören und setzte sich den Hut auf den Kopf, um sich vor einem Spiegel zufrieden zu drehen und zu wenden. "Ihr seid wie immer meine Rettung. Magister Eulerich!"

Geschichtliche Hintergründe:
Natürlich gibt es in der realen Welt keine Entsprechung für einen Hofmagier, da es keine Magie im Sinne einer Fantasywelt gab, aber dienstbare Geister, die sich passend in genau diese Richtung verkauften, gab es sehr wohl. Ob nun als Sternenseher, Traumdeuter, Hofarzt oder Wissenschaftler, welcher sich mit Alchemie, Medizin und Architektur beschäftigte, Personen mit besonderen Kenntnissen konnten eine Vertrauensstellung bei wichtigen Adeligen, sogar Königen erlangen und damit auch den entsprechenden Einfluss bei Hofe.

Das prominenteste Beispiel für eine Person in einer solchen Stellung dürfte wohl Rasputin darstellen, der seine Karriere als Wanderprediger begann und durch seinen Ruf als 'heiliger Mann' und Geisterheiler schließlich sogar an den Hof des russischen Zaren Nikolaus II. gelangte. Da ihm ein günstiger Einfluss auf den Genesungsprozess des Zarewitschs nachgesagt wurde, hatte er für eine längere Zeit Zugang zur Zarenfamilie, sodass ihm irgendwann sogar eine Affäre mit der Zarin Alexandra nachgesagt wurde. 
Später wurde er zum Sündenbock der Kriegskatastrophe Russlands gemacht und ermordet. Noch heute ranken sich Legenden um diesen Mann, dem man geradezu magische Kräfte nachsagte, da seinen Gebeten gerade im Umfeld des Zarenhofes meist eine überraschende Genesung folgte.

Gerade in der Renaissance galt es als schick, mindestens einen Hofalchemisten zu haben oder eine andere Persönlichkeit, die sich mit der Wissenschaft beschäftigte. So mancher Fürst glaubte den Angaben eines vermeintlichen Wunderalchemisten, er könne aus verschiedenartigsten Substanzen Gold herstellen und finanzierte diesem ein recht angenehmes Leben - meist aber nur so lange, bis klar wurde, dass auch aus Pferdemist kein Gold zu gewinnen war.
Adelige Damen schmückten sich mit Astrologen oder ließen sich die Zukunft vorhersagen, nahmen Tinkturen ein, um ihre Jugend zu erhalten oder den gewünschten Mann auf sich aufmerksam zu machen. Männer wie das Universalgenie Leonardo da Vinci verbrachten einen großen Teil ihres Lebens im Dienst verschiedener Adeliger, für die sie architektonische und militärische Entwürfe tätigten, Gemälde fertigten oder auch einfach ihre Forschungen auf den verschiedensten Wissenschaftsgebieten fortführten. Nostradamus machte sich durch seine Zukunftsdeutereien einen Ruf, der bis heute noch nachhallt, da man seine Voraussagen bis heute noch auf gegenwärtige Ereignisse anweden kann-

Der Haus- und Hofmagier in Fantasy-Adelssystemen
Bitte beachtet bei diesem Rollenspielkonzept, dass natürlich auch weibliche Magiewirker eine derartige Stellung ausüben können, je nachdem, wie weit die Stellung der Frau innerhalb der gewählten Spielwelt dies ermöglicht - nicht überall herrscht Gleichberechtigung unter den Geschlechtern. Da aber der Grundarchetypus für die Rollenüberlegung ein mittelalterlicher Hof-Forscher/-Gelehrter war, verwende ich im Artikel durchgehend die männliche Form.

In Welten, in denen Magie etwas gewöhnliches oder zumindest zugängliches ist, muss sich ein Haus- und Hofmagier durch ein besonderes Können für eine derartige Stellung qualifizieren - immerhin gibt es viele mögliche Aspiranten, die sich die gesicherte Existenz einer Aufgabe wie dieser wünschen könnten, sodass man aus der Masse der anderen hervorstechen muss.
 Sei dies durch eine besonders gute Beherrschung magischer Kenntnisse, oder charismatisches Auftreten, oder gute Verbindungen, rhetorische Kenntnisse, Esprit, Humor oder vielleicht auch einfach nur einen glücklichen Zufall - es sollte einen Grund geben, wieso der Hofmagier genau in der Stellung ist, in der er sich befindet. Vielleicht hat er auch einfach dem Adeligen, dem er nun dient, in einer schweren Krise einen guten Rat gegeben - das obliegt ganz dem Rollenspiel und den Rahmenbedingungen, die beide Seiten miteinander vereinbaren. 
Mann mit Visionen: Nostradamus (TV-Serie Reign)
Als einer der näheren Vertrauten eines wichtigen Adeligen oder einer bekannten Adelsdame sollte die Stellung des Hofmagiers auch innerhalb des restlichen Haushalts eine herausgehobene sein: immerhin hat er vielleicht bei wichtigen Entscheidungen das Ohr des Dienstherrn oder kann durch ein paar geschickt geflüsterte Bemerkungen zum rechten Zeitpunkt Einfluss nehmen. Verdirbt man es sich mit dem Hofmagier, kann das durchaus auch zum Nachteil eines Höflings sein, nicht zuletzt, da man nie vergessen sollte, dass Magier nicht nur gesellschaftliche, sondern auch handwerkliche Möglichkeiten haben, einen missliebigen Konkurrenten auszuschalten oder diesem zumindest das Leben deutlich schwerer zu machen.
Vielleicht ist aber der Hofmagier auch einfach ein komischer Kauz, der ganz in seinen Forschungen aufgeht und nur für die seltenen Momente überhaupt am Hof behalten wird, in denen er einen echten Geistesblitz hat und diesen leichthin zwischen so manch anderem Gerede fallen lässt, weil sich die Umsetzung der Geistesblitze für den Herrscher mehrfach als vorteilhaft ausgewirkt haben?

Ein Hofmagier macht jedoch erst wirklich Sinn, wenn eine Adelsfamilie schon eine gewisse Größe gewonnen hat - wie jedes gesellschaftliche Spielkonzept lebt eine solche Rolle dann auf, wenn sie innerhalb einer Gruppe existiert und sich Verbindungen wie auch Abneigungen entwickeln. Gerade dann bleibt für einen solchen Magier auch mehr Raum als nur Befehlsempfänger der Herrschaft zu sein, wenn man sich mit ihm gut stellen muss, um das Ohr der Dienstherren zu erlangen oder selbst indirekt Einfluss zu gewinnen. 

Vielleicht ist der Hofmagier ein begabter Alchemist und vermag es, durch seine Heilzauber eine geheim gehaltene Erkrankung eines Mitgliedes der Adelsfamilie klein zu halten oder ganz zu verbannen - in diesem Falle wäre ein Hofmagier nicht nur ein sehr nützliches Mitglied des Hofes, sondern auch ein Geheimnisträger, da das Wissen um Krankheiten und Schwächen der Familienmitglieder anderen Adelsfamilien das ein oder andere wert sein könnten. 
Wer weiß, eines Tages könnte ein solcher Geheimnisträger durch sein Wissen auch dafür sorgen, dass ihm bestimmte weitere Vorteile erwachsen - je nachdem, wie schmutzig die Dinge sind, die er im Lauf seiner Tätigkeit erfahren hat. Denn düstere Magiefähigkeiten gibt es schließlich auch, und die meisten Adeligen haben einen oder mehrere Feinde, die sie möglicherweise durch Flüche oder anderes behindern wollen...
Alternativ könnte ein Hofmagier auch der stille Verbündete der anderen Hofmitglieder sein, der dabei hilft, die Auswirkungen von tyrannischem Verhalten der Herrschaft abzudämpfen und zur guten Seele eines Hofstaates wird, da er durch sein Können und seine Möglichkeiten ganz anders vorgehen kann als Nichtmagiebegabte und man ihm natürlich deutlich weniger auf die Schliche kommen kann, wenn er sich einigermaßen geschickt anstellt. Eine solche Rolle sollte also nicht allein auf den Aspekt einer Zierde für die jeweiligen Adeligen beschränkt werden - die Möglichkeiten sind umfangreich und könnten einen bestehenden Hofstaat enorm bereichern.

Bildung und Kenntnisse eines Haus- und Hofmagiers

Wenn sich ein Magier in einer höfischen Umgebung bewegt, muss er natürlich über bestimmte Kenntnisse verfügen, die es ihm erlauben, sich in diesem Umfeld aufzuhalten, ohne negativ aufzufallen oder seinen Dienstherren zu blamieren, da ihn dies recht schnell seine Stellung kosten könnte. Ein Hofmagier sollte also auch über grundlegende Fähigkeiten im gesellschaftlichen Umgang verfügen oder aber dermaßen gut in seiner Hauptdisziplin, der Magie, sein, dass schlechtes Benehmen nicht mehr ins Gewicht fällt, da sein Können schlicht wichtiger ist als sein Auftreten. 

Dennoch empfiehlt es sich, nicht zu viele Wissensgebiete aus der folgenden Auswahl auszusuchen, da der Hofmagier vor allem auf dem Gebiet der Magie ein Könner sein sollte und dies bereits einiges an Lebenszeit verschlingt, um die Fähigkeiten zu erlernen und weiter auszubauen. Magier, die zu eierlegenden Wollmilchsäuen mutieren, verderben recht schnell anderen in der Spielumgebung den Spaß - manchmal kann es auch sehr spannend sein, sehr bewusst Könnenslücken zu lassen, mit denen der Charakter dennoch immer wieder konfrontiert wird.

Magische Kenntnisse
Hier habt ihr die Auswahl - die meisten Fantasywelten verlangen bei der Charaktererstellung, dass man sich einen Kenntnisschwerpunkt aussucht, wenn man einen Magiercharakter spielen möchte, sodass dieses Fachgebiet von eurer Entscheidung abhängt. Ob der Magier nun eher ein zupackender Kampfmagier ist, der seinen Fürsten auch taktisch beraten kann, oder er mit nützlichen Alltagssprüchen brilliert, bedingt natürlich auch ein wenig, mit was sich dieser hauptsächlich während seines Alltags beschäftigt. Ein spezialisierter Heilmagier wäre beispielsweise wohl auch der wichtigste Hofarzt, der sich mit der Gesundheit seiner Dienstherren auseinandersetzen muss, ein Illusionsmagier könnte den Hof durch seine Kunstfertigkeit abends zerstreuen und für prächtige Feste verantwortlich sein - hier ist euch ganz überlassen, womit ihr den meisten Spaß habt.

Etikette
Ein Magier an einem größeren Hof, vielleicht von einer Grafen- oder Fürstenfamilie, sollte wissen, wie man sich auf dem gesellschaftlichen Parkett bewegt - denn je eher er als Teil des Ganzen wahrgenommen wird, desto mehr kann er Einfluss ausüben, günstige Freundschaften machen und Unterstützer für sein Tun oder die Vorhaben seiner Dienstherren gewinnen. Zumal erleichtert es dem Charakter allgemein das Leben, wenn er nicht permanent irgendwo aneckt oder in Konflikt mit Adeligen gerät - dies könnte sich schließlich auch auf die Beziehungen zwischen den Adeligen auswirken und negativ belasten.
Maester Aemon - Ratgeber der Nachtwache (TV-Serie 'Game of Thrones')
Alchemie
Wer kennt es nicht, das Liebestränklein, das Madame X versucht, ihrem Angebeteten in den Wein zu schmuggeln, um dessen Zuneigung zu erlangen. Oder das Gebräu, welches Graf Y bestellte, um einen seiner Rivalen bei einem wichtigen Bankett wie einen betrunkenen Stümper wirken zu lassen, damit dieser sich vor den Augen des Königs ordentlich blamierte?
Ein geschickter Tränkemischer wird an jedem Hof ein Auskommen finden - und sicherlich genug Auftraggeber haben, um mit einigen Münzen extra die persönlichen Liebhabereien zu finanzieren, welche durch sein Salär nicht abgedeckt sind. Die Anwendungsmöglichkeiten sind schier unendlich - eben genauso unendlich wie die Bedürfnisse der Menschen im Allgemeinen.

Konversation
Am bequemsten dürfte das Leben für einen Magier sein, wenn er seine Ziele erreicht, ohne seine Kräfte benutzen zu müssen - da kann eine rhetorisch geschickte Zunge wahre Wunder wirken. Sei es, sich aus Situationen herauszureden, in denen politische Gegner des eigenen Dienstherren versuchen, den Magier in schlechtes Licht zu rücken, sei es, dass die Mitglieder des Hofes davon überzeugt werden müssen, miteinander friedlicher umzugehen. 
Vielleicht muss auch dem Fürsten eine besonders schlechte Idee ausgeredet werden, von der er ungemein überzeugt ist - in jedem Fall sollte es des Magiers Gebot sein, für sichere Verhältnisse in seiner Umgebung zu sorgen, damit seine Stellung noch lange andauert und ihm ein gutes Auskommen sichert.

Politik
So mancher Adelige braucht für seine politischen Entscheidungen einen guten Rat, da er zwar derartiges im Lauf der eigenen Ausbildung kennenlernte, aber ihm die letztliche Finesse für Intrigen und das weite Vorausdenken fehlt. Andere hören sich gerne eine zweite Meinung an, um sich ihrer Entscheidungen sicherer zu werden, vor allem, wenn der Blickwinkel des Beraters ein anderer ist als der des Adeligen. 
Weltgewandte, erfahrene Magier könnten hier auch bei diplomatischen Begegnungen an der Seite ihres Herrn sein, um auf Verhalten und Mimik des Hofstaates der Gegenseite im Blick zu achten und die Beobachtungen des Dienstherren in einem ruhigeren Rahmen zu ergänzen. Ein klassischer Ratgeber kann jedoch auch versuchen, den Machtbereich des Adeligen selbst indirekt zu kontrollieren, indem er diesen geschickt lenkt - dafür wäre auch einiges an Redekunst sicherlich von Vorteil.

Forschung und Experimente
Ein an wissenschaftlichen Themen interessierter Adeliger könnte sich einen Magier auch deswegen engagieren, um eigene Experimente zu betreiben und eine kompetente Unterstützung dabei zu haben. Fortgeschrittenes Wissen im entsprechenden Themengebiet wäre dann für ein Engagement des Magiers bei Hofe von Vorteil, ebenso das Wisssen um das ordentliche Ablaufen von Experimenten, die entsprechende Dokumentation und die Fähigkeit zur Reflexion der erhaltenen Ergebnisse.
Manch ein Adeliger wünscht sich jedoch, über Traumdeuterei und Horoskope mehr über die Schwächen seiner Gegner zu erfahren, welche zu erlangen dann im Aufgabenbereich des Hofmagiers liegen würde. Dabei sollte ein Wissen um derartiges natürlich vorhanden sein, da die erlangten Wissensperlen besser zutreffend sein sollten, um den Adeligen nicht auf den Gedanken zu bringen, sein Magier sei vielleicht doch überflüssig ...

Historie und Legenden
So manches Haus schmückt sich mit einer sehr langen Vorfahrenreihe und einer alten Geschichte - ein Hofmagier, der die Fragen des Adeligen und seiner Familie beantworten kann und durch sein Können im Bezug auf das Durchstöbern von Archiven und Bibliotheken neues Wissen zutage fördert, macht sich bei einer solchen Familie unentbehrlich. Auch junge Adelsfamilien könnten darauf aus sein, sich mit bedeutenden Vorfahren zu schmücken, welche erst einmal gefunden werden wollen - gar nicht so leicht, wenn in der gewählten Welt nur wenig schriftlich festgehalten wird und so manche Legende nur mündlich zu erfahren ist.
Andererseits könnte ein Adeliger sich auch Erkenntnisse auf dem Gebiet dunklerer Künste erhoffen, die der Magier zum einen für ihn aufstöbern, zum anderen für ihn ausüben oder ihn lehren soll - die Möglichkeiten sind nahezu unendlich, sofern der Adelige zu jenen gehört, die neugierig auf neues Wissen sind. 

Schwierigkeiten für das Konzept eines Hofmagiers

Viele Magier sind im tiefsten Herzen Forscher und wollen sich dabei ungerne Grenzen auferlegen lassen - ein Adeliger jedoch wird für das Auskommen eines Magiers nur dann sorgen, wenn er direkt von dem profitiert, was der Magier tut, vielleicht sogar die Kontrolle darüber ausüben, in welche Richtungen der Magier seine Forschungsfinger ausstreckt. Wie gut der jeweilige Magier mit den Grenzen und Ansprüchen des Dienstherrn umgehen kann, dürfte eine sehr individuelle Herausforderung sein. Auf jeden Fall wird eine grundlegende Duldsamkeit sicherlich vonnöten sein, da der Adelige die eigenen Intressen sicherlich oft viel höher bewerten wird als die des Magiers, immerhin muss er als Herrschender Verantwortung für viele übernehmen und ausüben.

Der Zwiespalt zwischen den Aufgaben, die ein Hofmagier bei Hofe erfüllen muss, und jenen Zielen, die er sich selbst für sein eigenes Vorankommen auf dem Gebiet seiner magischen Kräfte gesetzt haben mag, dürfte jedenfalls früher oder später zu merken sein - immerhin erwarten die meisten Adeligen von ihrem Gefolge stetige Verfügbarkeit und Motivation darin, die Ziele der Adelsfamilie zu unterstützen. 
Ein stets von einer hypochondrischen Fürstin in Atem gehaltener Heilmagier wird weniger Zeit dafür haben, eigene Projekte wie ein Armenspital oder anatomische Forschungen an Leichen durchzuführen, vielleicht wird ihm dergleichen sogar verboten und er muss derartigem im Verborgenen nachgehen. Konfliktpotential dürfte es in einer solchen Konstellation auf jeden Fall genug geben.

Bei einer Rolle innerhalb eines gesellschaftlichen Umfeldes und eines Gefolges muss man sich auch mit dem Gedanken anfreunden, dass der Charakter des Hofmagiers für die gewährte finanzielle Sicherheit und das Auskommen am Hof des Adeligen sicherlich in einer gewissen 'Bringschuld' steht, die seine Kenntnisse und sein Können umfasst. Aber wie bei allen Rollenspielbeziehungen liegt es an den Spielern, diese abwechslungsreich und interessant zu gestalten - ein Spieler eines Adeligen, der sein Gefolge nur dafür benutzt, um das Prestige des Charakters zu erhöhen, wird die Spieler seines Gefolges damit irgendwann verprellen. Hier empfiehlt es sich, gemeinsam auf Spielerebene über mögliche Spielinhalte und Interessen zu sprechen und sich etwas auszusuchen, das man gerne gemeinsam umsetzen möchte.
Auch wäre es nach längerer erfolgreicher Arbeit des Hofmagiers für den Adeligen sicherlich hilfreich, ihm diesen Einsatz durch ein Zeichen des Dankes und Anerkennung zu vergelten. Letztendlich ist der Hofmagiercharakter von den Entscheidungen des Adeligen abhängig und damit in seiner Spielfreiheit beschränkt, was bei zu eng gesetzten Grenzen nur zu Frust führt, der eigentlich nicht sein müsste.
Endbemerkung:
Dieses Rollenspielkonzept spiegelt eine Spielweise wieder, die ich mir anhand von historischen Figuren und deren Interpretation in Büchern und TV-Serien abgeleitet habe und als interessante Ergänzung zu einem höfischen Gefolge empfinde. Dieses Konzept habe ich im Rahmen des "Karnevals der Rollenspielblogs" im Januar 2017 zum Thema 'Verwunschen, verzaubert, verflucht' erstellt.
Kommentare und Anregungen, aber auch eigene Konzepte, die sich anhand dieser grundlegenden Überlegungen entwickeln, sind jederzeit gern gesehen - schreibt es mir doch einfach in die Kommentare!

Inspiration:
Bücher: Das Lied von Eis und Feuer, Das Schwarze Auge
TV-Serien: Reign, Da Vinci's Demons, Die Borgias, Outlander
Filme: Rasputin, Casanova

Über Gloria H. Manderfeld

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