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Rezension: Warcraft: The Beginning - Hinter den Kulissen

Ein Sturm zieht auf über Azeroth, denn die Horde sucht nach der Verheerung ihrer Heimatwelt Draenor nach einem neuen Zuhause. Der mächtige und düstere Schamane Gul‘dan hat es geschafft, seinem Volk mittels der gefährlichen Fel-Magie ein Portal in die friedliche Welt zu öffnen, in jener Menschen, Elfen und Zwerge in Frieden miteinander leben. Umso blutiger ist das erste Aufeinandertreffen beider Seiten und schon bald wird klar, dass der vordergründige Krieg nicht das einzige lauernde Problem ist …

Im Sommer 2016 kam der erste Film aus dem Warcraft- Universum in die Kinos (zur Rezension: Warcraft: The Beginning) und begeisterte mit einer optischen Opulenz, Detailverliebtheit und einem Gefühl für die in zahlreichen Spielen und anderen Publikationen dargestellten Welt. Mit »Warcraft: The Beginning – Hinter den Kulissen« erhält der geneigte Leser ein schon optisch zweigeteiltes Hardcoverbuch mit Reliefdruck-Wendecover, bei dem sogleich eine Entscheidung ansteht: Lese ich zuerst den Teil des Buches, auf dem Durotans Gesicht prangt, um mehr über die Hintergründe der Orcs und der Horde zu erfahren, oder widme ich mich dem anderen Teil, bei dem Anduin Lothars Gesicht mehr Informationen über die Allianz und Azeroth verspricht?

Egal, wie die Entscheidung ausfällt, man kann aufgrund der unterschiedlichen grafischen Gestaltung nie übersehen, in welchem Teil des Buches man sich gerade befindet, da die Allianz-Seiten schwarze Hintergründe und silbern glänzende Schrift aufweisen, die der Horde helle Hintergründe und schwarze Schrift zeigen. Das macht den Allianz-Teil wegen der recht kleinen Schriftgröße deutlich schwieriger zu lesen, die Schrift verschwimmt gerade bei längeren Texten etwas vor der schwarzen Farbe. Hier wäre vielleicht etwas weniger Dunkles – und sei es nur dunkelgrau – hilfreicher gewesen, edel wirkt die silbrige Schrift aber allemal.

Der Hintergrundband gliedert sich in beiden Buchteilen ähnlich: zunächst werden die handelnden Personen beider Seiten mit Concept Arts, einigen Informationen zur Person und Bildern aus dem Film vorgestellt, dann folgen Schauplätze wie beispielsweise Sturmwind, Dalaran, der Planet Draenor, der schwarze Morast und das dunkle Portal selbst. Schließlich wird die jeweilige Kultur samt technischen Standards, Waffen, CGI und sogar die Erstellung einer eigenen Sprache für die Orcs beleuchtet. Ein Nachwort der Schauspieler Dominic Cooper (König Llane Wrynn) und Toby Kebbell (Durotan) rundet die jeweiligen Abschnitte ab.


Der einzige Teil, welcher auf der ‚anderen Seite‘ keine Entsprechung hat, ist die lange Einleitung im Allianz-Teil des Buches, welche die Entstehungsgeschichte der Warcraft-Welt von den ersten Computerspielen hin zum erfolgreichen MMORPG und dem Film beleuchtet. Gerade die vielen Vorüberlegungen, wie denn eine filmische Umsetzung der unter den Warcraft-Zockern  wohlbekannten Geschichte samt der technischen Notwendigkeiten, die Orcs angemessen darzustellen, umzusetzen sein müsste, stellt einen interessanten Einblick in die Branche dar und erklärt auch, warum es letztendlich so lange dauerte, bis es einen Warcraft-Film gab.

Generell wird im Buch weder mit Concept Art, Film-Fotos und kleinen Details aus der Produktion noch mit einem Blick auf die getroffenen Entscheidungen betreffs Design, CGI-Umsetzung und Kulissenerstellung nicht gegeizt. Bei vielen Einblicken merkt man, mit wie viel Liebe zum Detail das Produktionsteam und die Kreativen zu Werke gegangen sein müssen – alleine schon zu lesen, dass für die beeindruckende Kulisse der Bibliothek von Karazhan über dreitausend Bücher physisch gefertigt wurden, um diesen Raum lebensechter und lebendiger wirken zu lassen, zeigt die Dimension dessen auf, wieso Filmproduktionen so viel Geld verschlingen können.


Schade nur, dass gerade zu solchen Details wie der Bücherherstellung keine Detailfotos vorhanden waren, das zu sehen hätte mich als frickelbegeisterter Person sehr interessiert – aber verständlicherweise wurde mehr Wert auf die Darstellung der Welt und der handelnden Charaktere gelegt, da diese den Film vor allem prägen.
Sehr gelungen ist das dem Buch beiliegende Zusatzmaterial, welches aus drei extra Beilagen besteht – kleine, mehrseitige Heftchen im Din A5-Format, in dem die verschiedenen Völker Azeroths und der Horde als Concept Art zu sehen sind, daneben verschiedene Buchseiten im Stil handillustrierter magischer Fachbücher, welche Khadgar auf der Suche nach mehr Wissen über die Fel-Magie durchstöberte und zuletzt Bilder aus der Stammesgeschichte der Horde.

Der Linguist David Peterson schildert in einem eigenen Kapitel, auf welcher Grundlage er die Filmsprache der Orcs entwickelt hat, während Schauspieler Einblick darin gewähren, wie es ist, diese künstlich entstandene Sprache schlussendlich glaubhaft und verständlich artikulieren zu müssen. Dabei ergänzen die Anekdoten der Garona-Darstellerin Paula Patton über die schwierigen Momente mit ihren künstlichen Hauern das Bild – hier zeigt sich recht genau, dass Schauspiel aus deutlich mehr besteht als ‚nur‘ ein Gefühl für die jeweilige Rolle zu bekommen und auch die Leidenschaft für die Rolle trotz allen Schwierigkeiten notwendig ist, um überzeugende Figuren darzustellen.


Besonders begeistert hat mich bei diesem Hintergrundbuch, wie die einzelnen Elemente ineinander greifen – Detailinformationen, Bilder, grafische Gestaltung und Anekdoten vom Set oder Eindrücke der Schauspieler zu ihren Rollen gehen hier Hand in Hand und ergeben ein Ganzes, das nicht nur für Warcraft-Fans eine schöne Bereicherung des Bücherschranks darstellt, sondern auch für Fantasy-Fans an sich ein guter Kauf ist, da man viel über die Entstehung eines CGI-lastigen Filmes sieht und der Blick des Lesers auf Dinge gelenkt wird, die einem ansonsten in der rasanten Handlung entgehen, da man natürlich wesentlich mehr die Story verfolgt. Es gelingt dem Hintergrundbuch in herausragender Weise, den Eindruck des Filmes zu erweitern und zu vertiefen, sodass man nach der Lektüre mit einem Gefühl der Bereicherung herausgeht – und natürlich hofft, einen zweiten Warcraft-Film samt so umfangreicher Dokumentation in Buchform sehen zu können.

Fazit: Ein rundum gelungenes Hintergrundbuch zum Film, welches sich nicht nur für Warcraft-Fans lohnt. Neun von zehn möglichen Punkten.


Buchinformationen:
Buchtitel: Warcraft: The Beginning - Hinter den Kulissen
Originaltitel: Warcraft: Behind the Dark Portal
Autor: Daniel Wallace
Übersetzer: Diana Bürgel
Buch-/Verlagsdaten: Zauberfeder Verlag, 26. Mai 2016, Veredeltes Hardcover, Wendecover, 168 Seiten, ISBN-13: 978-3938922699, 39,90€

Dieses Rezensionsexemplar wurde vom Zauberfeder Verlag zur Verfügung gestellt - vielen lieben Dank dafür!

Über Gloria H. Manderfeld

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