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Rezension: Assassin's Creed - In den Animus


Ein uralter Kampf tobt im Verborgenen. Die Kombattanten: der Orden der Assassinen und die Templer, deren Herangehensweise an die Welt und die Menschheit komplett verschieden sind. Während die Templer versuchen, Ordnung zu schaffen und dabei zu allen Mitteln greifen, sehen sich die Assassinen als Verteidiger der Freiheit der Menschheit. Diese Zielsetzungen kollidieren auch bei der Verfilmung von »Assassin‘s Creed«, bei der die Templer versuchen, den »Apfel von Eden« zu erlangen, der den genetischen Code des freien Willens der Menschen enthalten soll.

Die Beschützer des Apfels sind natürlich die Assassinen, allen voran Aguilar de Nerha, welcher im Spanien zur Zeit des letzten großen Krieges gegen die Mauren als der Beschützer des Apfels verzeichnet ist. Das Problem: Es gibt nur noch einen einzigen Nachfahren de Nerhas, der in der Gegenwart den »Animus«, eine computergesteuerte, genetisch verstärkte Simulationseinheit der von Templern kontrollierten »Abstergo Foundation«, benutzen könnte – und dieser bekommt wegen eines Mordes die Todesspritze …



Während die Filmversion von »Assassin‘s Creed« an diversen Mängeln in der Erzählung krankt, liegt mit dem Sachbuch »Assassin‘s Creed: In den Animus« ein echter kleiner Schatz vor, der auch nach ein wenig Enttäuschung über den Film eine überaus lesenswerte Lektüre bleibt. Das beginnt bereits bei der hochwertigen, gebundenen Aufmachung der gut 160 Seiten, die viele großflächige Bildelemente enthalten und glücklicherweise nicht nur Screenshots aus dem Film präsentieren, sondern vor allem das ‚dahinter‘ beleuchten: Szenenbilder von den Dreharbeiten, Einblicke in die Storyboards, Concept Art zu Waffen, Szenen und Kostümen – wer immer sich einen genaueren Blick auf das Werden eines Flimes erhofft hat, wird hier nicht enttäuscht.

Ebenso interessant dürften  die detailgenauen Abbildungen der Assassinenwaffen und deren Herstellung sein, die für mich als LARP-Fan ein echtes Schmankerl waren – immerhin wird einem so recht gut gezeigt, wie in der Filmindustrie Ausstattung hergestellt wird, von der man sich beim eigenen Basteln noch einiges abschauen kann. Und man erhält die Zeit, die interessanten, kleinen Dinge aus dem Film mit deutlich mehr Zeit zu betrachten, die einem die rasante Handlung und die schnellen Szenenwechsel selten gelassen haben.

Abgerundet wird die angenehme, haptische Erscheinung des Buches durch mehrere kleine Extras – unter anderem eine täuschend echte Visitenkarte von Alan Rikkin, ein kleines Booket mit Abbildungen mittelalterlich illustrierter Buchseiten, ein Patientenbogen von Callum Lynch und ein Blatt Szenenskizze der Autodafé-Szene im mittelalterlichen Spanien.

Inhaltlich ist das Buch in insgesamt sechs Kapitel unterteilt. Kapitel Eins – Aufstieg des Assassinen – wirft einen Blick auf die Hintergrundgeschichte des Filmes und der erfolgreichen Videospielreihe,  daneben wird die Suche nach dem passenden Regisseur und der richtigen Besetzung für die verschiedenen Hauptrollen beschrieben. Im zweiten Kapitel – Abstergo -  geht es um die wichtigsten Figuren des Filmes, Callum Lynch und Sofia Rikkin, sowie das Gebäude der »Abstergo Foundation«, in dem die meisten Gegenwartsszenen gedreht wurden. Der beste Abschnitt dieses Kapitels ist jedoch der über die im Film versteckten Easter Eggs, die an verschiedene »Assassin‘s Creed« Spiele erinnern – gerade für Fans ein tolles Gimmick!


Kapitel drei – Der Animus – widmet sich ganz der geheimnisvollen Maschine, der es möglich ist, die genetischen Erinnerungen zu gefühlter Realität werden zu lassen und wie diese von der puren Idee über Concept Art bis hin zu einem greifbaren Element des Filmes entwickelt wurde. Auch über den geheimnisvollen Adler, der die Filmsequenzen zu Aguilar de Nerhas Wirken stets einleitet, gibt es einige Hintergrundgedanken gesammelt, die sich auch mit der Ikonographie des Adlers während der gesamten Spielereihe beschäftigen.

Im vierten Kapitel – Die Inquisition – taucht tiefer in den Kampf zwischen Assassinen und ihren direkten Kontrahenten, den spanischen Inquisitoren unter Torquémada, ein. Einzelheiten über den Drehort, die Choreographie der Kämpfe und die verschiedenen, in der Vergangenheit spielenden Szenen, in welchen sich Callum als sein Vorfahrfahr bewegt münden schließlich in einem eigenen Abschnitt über den spektakulären »Todessprung«, den bekanntesten Assassinenstunt.
Das fünfte Kapitel – Kostüme und Waffen – beleuchtet umfangreich die Aufmachung und Ausrüstung der wichtigsten handelnden Personen bis hin zu einem extra Abschnitt, der sich alleine mit Callums verborgener Klinge beschäftigt. Das sechste und letzte Kapitel schließlich – Das Artefakt – beleuchtet das begehrteste Objekt der Menschheitsgeschichte ein wenig genauer: Den Apfel von Eden. Sowohl die zugrundeliegenden Gedanken für die Bedeutung des Apfels wie auch Detailbilder und die Entwicklungsgeschichte des Artefakts erhalten in diesem Kapitel genug Raum.


Erst mit diesem wirklich prächtigen Hintergrundband erfährt man als Zuschauer des Filmes genügend Hintergrundinformationen, um auch dem Film mehr abgewinnen zu können – was einerseits für das Drehbuch des Filmes wirklich eine Armutserklärung darstellt, andererseits aber auch zeigt, wie viel Mühe und Liebe in die Erstellung von »In den Animus« geflossen sein muss. Gerade die philosophischen Überlegungen, die im Film eher vernachlässigt werden, dürfen sich im Hintergrundband nun voll entfalten.
Besonders gefallen hat mir, dass an verschiedenen Stellen mehrere Personen aus der Filmcrew die Möglichkeit hatten, ihre unterschiedlichen Überlegungen zu präsentieren – das wird beispielsweise beim Abschnitt über das Ikonentier, den Adler, deutlich. Aber auch die vielen kleinen Details, die von der Filmproduktion bis hin zur Erschaffung der Requisiten immer wieder eingestreut wurden, machen das Hintergrundbuch zu einem runden, spannenden Erlebnis.

Fazit: Für Fans sehr lohnenswerter, vielseitig aufgemachter Hintergrundband zum Film. Neun von zehn möglichen Punkten.

Buchdetails:
Titel: Assassin‘s Creed – In den Animus: Entstehung eines Films, der Jahrhunderte miteinander verbindet
Originaltitel: Assassin‘s Creed – Into the Animus
Autor: Ian Nathan
Übersetzer: Annegret Scholz
Buch-/Verlagsdaten: Zauberfeder Verlag, gebundene Ausgabe, 21. Dezember 2016, 160 Seiten, ISBN-13: 978-3938922736, 39,90€

Dieses Rezensionsexemplar wurde vom Zauberfeder Verlag zur Verfügung gestellt - vielen lieben Dank dafür!

Über Gloria H. Manderfeld

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