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Buchmesse Leipzig 2018: (M)eine kleine Nachlese


Es hieß, es würde am Buchmesse-Wochenende kalt werden - mit den Schneemassen, den Eisplatten auf den Straßen, auf die es dann nochmal dick geschneit hatte, und dem Wind, der einem ein bitterkaltes Vorgefühl auf einen Urlaub in der Arktis verschaffte, hatte ich jedenfalls nicht gerechnet. Wenigstens befand ich mich dabei in bester Gesellschaft, denn den Leipziger Verkehrsbetrieben und der Deutschen Bahn erging es genauso.
Ich hatte jedoch das Glück, dass die Anreise deutlich glimpflicher verlief als die so vieler tausend anderer Besucher und Teilnehmer, welche irgendwo im Provinznirvana auf Bahnhöfen erfahren mussten, dass ihre Züge entweder ausfallen oder Leipzig gar nicht anfahren würden - Chaos pur an allen Fronten. 

Chaos auch bei Ausschreitungen am Samstag, bei denen die Antifa und Vertreter rechter Verlage aneinander gerieten, so heftig, dass mich Freunde besorgt per Whatsapp anschrieben und fragten, ob es mir gut ginge und ob ich in diesen Konflikt hineingeraten sei. Zu einem guten Teil eine Messe der Extreme und Ereignisse, welche auch den Umgang mit künftigen Messeveranstaltungen beeinflussen wird, schließlich gab es bei der letzten Frankfurter Buchmesse ähnliche Ereignisse.
Wann ist eine Meinung noch von der Meinungsfreiheit gedeckelt, ab wann wird eine politische Ansicht zu Hetze und Hass? Nicht nur erst seit der Bundestagswahl sind das Fragen, um deren Beantwortung man auch als Buchblogger nicht mehr herum kommt, die wichtiger sind als Rezensionen von Unterhaltungsliteratur.


Mein einziger Tag auf der Messe war indes der Sonntag - für viele Aussteller schon der Tag, an dem spätestens gegen 14 Uhr das Einpacken begonnen hat, für mich jedoch ein voller interessanter Termine und Eindrücke steckender Tag.
Ein bisschen unsicher darüber, ob ich alles schaffen würde, war ich mir schon - pünktlich drei Tage vor der Abreise zur Messe hatte sich eine fiese Angina in meinem Hals breitgemacht, sodass ich auch am Sonntag noch antibiotikagedoped und in ungefähr hunderttausend Taschentücher rotzend unterwegs war. 

Schon vor dem offiziellen Einlass sammelten sich die begeisterten Besucher vor den Toren der vorderen Hallen, ganz besonders beliebt natürlich Halle 1 mit der Comic-, Anime- und Mangamesse. 
Dort konnte ich nicht nur einen Blick auf den eifrig Skizzen anfertigenden Marvin Clifford (Shakes & Fidget / Schisslaweng) und seine als mobiles Zeichenbrett herhaltende Freundin Sarah werfen, sondern bekam gleich noch einen ersten Eindruck der vielen bunt und faszinierend kostümierten Cosplayer, welche für mich den ganzen Tag über das bunte und vielfältige Bild der Messe entscheidend prägen sollten. 

In Halle 5 begann der Tag für mich dann mit der Begrüßung aller blogger:sessions-Teilnehmer durch den Direktor der Leipziger Buchmesse, Oliver Zille, der mit der hohen Frauenquote unter Buchbloggern kokettierte - gerade im Bereich von Buchblogs indes keine besonders neue Erkenntnis. Amüsanterweise ist das in meiner "Buchblog"-Nische, dem Rollenspiel gepaart mit Nerd-Themen, ziemlich anders, dort sind weibliche Blogger nach wie vor eine Minderheit!
Dann hieß es für mich auch schon rauf auf die Bühne, da mein Vortrag "Alleinstellungsmerkmale für Buchblogger finden" einer der ersten dieses Tages war. Während mich mein Gast und Alleinstellungsmerkmal-Beispiel Philipp Lohmann von Nerds-gegen-Stephan.de als Rampensau charakterisierte, erinnere ich mich vor allem daran, dass meine Zuschauer interessiert gewirkt haben, über meine teilweise dann doch recht schrägen Witze lachen und sich anscheinend auch was aus dem Vortrag mitnehmen konnten. 

Gerade der Punkt, sich selbst und das eigene Blog kritisch zu betrachten, war mir sehr wichtig, da man sich nur dann entwickeln kann, wenn man weiß, was man kann, wie man die eigenen Interessen umsetzen muss und was das eigene Blog ausmacht, was die Leser daran wirklich interessiert.
Das Feedback, welches nach dem Vortrag, aber auch über Twitter kam, bestärkt mich in der Annahme, dass ich meinen Zuschauern einen Mehrwert bieten konnte - und weiter ging's für mich durch die verschiedenen Hallen, um alte Kontakte aufzufrischen und neue Kontakte zu machen, was sich auch in den kommenden Wochen hier im Blog ein bisschen bemerkbar machen wird, versprochen!


Bei so mancher Messe waren bisher Cosplayer ein Zankapfel: zu große Waffen, zu knappe Kostüme, zu auffälliges Verhalten - ich kann nur sagen, dass ich derlei auf der LBM nicht beobachten konnte. Stattdessen waren teilweise sehr aufwendig kostümierte Buchbegeisterte nicht nur in Halle 1 unterwegs, sondern an allen Ecken zu entdecken, egal ob Phantastik, Spannung oder die auf der LBM immer wichtiger werdende Literatur aus dem Ausland.
Wenn Verlage sich junge Leser wünschen, sich Jugendliche und junge Erwachsene als Nachwuchs für neue Publikationen und Publikationsformen wünschen, sollten sie offener dafür werden, dass Begeisterung heutzutage ein buntes Kostüm trägt, sich wie ein fiktives Idol kleidet und vor allem diese Begeisterung sichtbar nach außen trägt. 

Aber solange große Verlage sich bei Buchmessen vor allem auf einen guten Stand-Standort und optisch ansprechend gestaltete Messestände, Goodietaschen für Buchblogger sowie möglichst viele Rahmenveranstaltungen rund um die Werbung für neue Bücher konzentrieren, wird ein guter Teil möglicher Leserschaft schlicht übergangen oder vergessen - angesichts schwindender Leser- und Käuferzahlen vielleicht etwas, worüber man mal nachdenken sollte.
Ich durfte mich jedenfalls darüber freuen, dass gleich zwei Bücher, an denen ich mit eigenen Beiträgen beteiligt bin, den Weg auf die Messe gefunden haben - und hoffentlich natürlich auch neue Leser finden konnten, die sich für die Themen ebenso begeistern konnten.

Begeisterung für Bücher und Werbung für Autoren war dann auch Thema der Podiumsdiskussion, an der ich am Nachmittag teilnehmen durfte und die sich mit "Pros und Contras zu Blogtouren" beschäftigt hat. Eloquent moderiert von Wolfgang Tischer, der durch sein Literaturcafé schon seit vielen Jahren einer der wichtigsten Namen der deutschen Literaturbloggerszene ist, prallten hier die Ansichten von Kathrin Dodenhoeft als Vertreterin des unter Rollenspielern wohlbekannten Verlages Feder & Schwert, Philipp Lohmann als Vertreter der Buchblogger-Ecke und meine Gedanken als sowohl Indie-Autorin als auch Buchbloggerin aufeinander.
Von dieser Veranstaltung gibt es einen Live-Mitschnitt, dessen Qualität zwar nicht die beste ist, aber einen guten Eindruck der Diskussion vermittelt. Ich nehme aus der wie im Flug verstrichenen Stunde mit, dass sich Blogtouren durchaus lohnen können, wenn man sie individuell gestaltet, sich gut mit den teilnehmenden Bloggern abstimmt und vor allem das Ganze nicht zu groß gestaltet, also mehr auf Klasse denn auf Masse achtet, und sich überlegt, welcher Blogger was posten kann und sollte. 


Mit einem Get-Together, leckeren Butterbrezeln und einem weiteren Gang über die Messe, bei dem ich vorher ausgespähte Beute erlegt (ja, das Katzenkissen ist ein Messekauf! :D) und mitgeschleppt habe, endete mein Messesonntag dann mit dem Gefühl, eine spannende Erfahrung gemacht zu haben. Vorbei an Ständen kleinerer Verlage, die schon für die Abreise vorbereitet und mit reichlichem Kahlschlag prangten, während an anderen Ecken noch der Bär steppte, vorbei an teilweise sichtlich erschöpften Besuchern, die sich in der Treibhausatmosphäre der zwischen den Messehallen gelegenen Glashalle eine kleine Pause gönnten. 

Mein Fazit?
Hat sich trotz Kranksein, trotz langer Anreise, trotz Frieren und platt gelatschten Füßen absolut gelohnt und ich bedaure, dass ich nicht mehr machen konnte - mehr Leute treffen, an mehr Ständen vorbeischauen, mehr neue Kontakte knüpfen. Das steht dann im kommenden Jahr auf dem Plan, denke ich, und vielleicht gibt's dann auch einen neuen Vortrag.

Über Gloria H. Manderfeld

1 Eure Meinung zu den Nerd-Gedanken:

  1. Ein netter Einblick auf deinen (ruhigen) Messe-Sonntag :D
    Wenn man den Schnee mit Humor genommen hat, wars ertragbar. Gegen Eis auf den Schienen und extreme Schneeverwehungen kann selbst die DB nichts machen. (selbst ich hatte später extrem mit em Auto zu kämpfen - Abenteuerurlaub XD)
    Von den Demos hab ich nur durch Netz erfahren. Vor Ort fand ich die Abschirmung doch präsenter, als in Frankfurt. Dass da einer seine Klappe nicht halten kann, konnte man sich denken.

    Aber wieder zu den schönen Dingen: Die Nemu Neko Katzenkissen sind einfach toll :3 Hab sie bisher nur in Mini - in XXL soll sie auch noch einziehen!

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