Ich gebe es zu: von beiden World of Warcraft-Fraktionen hat mich die Horde immer ein bisschen mehr angesprochen. Die Underdogs mit ihren schamanistisch-wilden Wurzeln, die das von viel kargem Land bestimmte Kalimdor besiedelten. Dazu die ehrenvollen Orcs, die geheimnisvollen Trolle, die naturliebenden Tauren und die zwielichtig wirkenden Untoten - eine bunte Mischung, bei der für jeden irgendwas dabei war.
Im Rollenspiel liebte ich meine Orc-Jägerin, die im Brachland umher gestreift ist und die Weite des Landes genossen hat - dieses Gefühl hatte ich bei keinem meiner Allianzcharaktere bisher und mit diesem Gedanken an Ungezähmtheit, Freiheit und einen klaren Ehrencodex habe ich die Horde immer verbunden. Umso mehr negative WTF?!-Momente gab es nun bei der Prequest zu "Battle for Azeroth" für mich.
Im Rollenspiel liebte ich meine Orc-Jägerin, die im Brachland umher gestreift ist und die Weite des Landes genossen hat - dieses Gefühl hatte ich bei keinem meiner Allianzcharaktere bisher und mit diesem Gedanken an Ungezähmtheit, Freiheit und einen klaren Ehrencodex habe ich die Horde immer verbunden. Umso mehr negative WTF?!-Momente gab es nun bei der Prequest zu "Battle for Azeroth" für mich.
Klar gab es auch früher immer wieder unschöne Ereignisse auf Seiten der Horde. Der Apothekeraufstand, Sylvanas' Angriff auf Gilneas, Garroshs offene Kriegsgeilheit samt der Zerstörung von Theramore haben mir nicht wirklich geschmeckt, aber sie waren durch das Mindset des jeweiligen Charakters noch irgendwie nachvollziehbar und zeigten, dass die Bitterkeit des Krieges so manchen zu extremen Maßnahmen bringen kann.
Dass Sylvanas Windrunner als Warchief nun aber den Teldrassil erbarmungslos niederbrennen ließ, wirkt, als sei sie endgültig über den schmalen Grat zwischen 'grau-düsterem Charakter' und 'hirnloser Kriegstreiberei' hinausgeglitten. Der offene Hass im Klang ihrer Stimme, als sie im Angesicht des eroberten Weltenbaums "Verbrennt ihn!" kreischt, lässt die Erinnerung an ihre Zeit als von Arthas kontrollierte Banshee wieder wach werden - und ein Krieg gegen das Leben selbst, wie sie ihn nun zu führen scheint, kann auf lange Sicht nicht funktionieren.
Für Sylvanas bedeutet Leben inzwischen nur noch Schmerz, eine Verbindung zu verlorenen Hoffnungen. Vielleicht auch, weil es Grenn Graumähne gelang, während der Story des Addons "Legion" die magische Laterne zu zerstören, die Sylvanas dafür benutzte, um die Val'kyr zu kontrollieren - anscheinend eine der wenigen verbliebenen Möglichkeiten, überhaupt die Reihen der Verlassenen aufzustocken. Vom Gedanken getrieben, die Herrscherin eines aussterbenden Volks zu sein - trotz ihres untoten Zustandes zerfallen die Verlassenen langsam, aber unwiederbringlich irgendwann - steht sie vor ganz anderen Problemen als die Anführer der anderen Horde-Fraktionen.
Vielleicht ist ihre Wandlung zum Extremen gar nicht so unverständlich, da die meisten Personen extrem reagieren, wenn sie sich in die Ecke gedrängt fühlen und keinen Ausweg mehr sehen. Würde das Leben selbst getilgt werden und alle Lebenden zu Verlassenen, müssten sie den durch das Leben kommenden Schmerz nicht fühlen - krude Logik, aber das scheint für mich die momentan einzig sinnvolle Erklärung für die vor Hass rasende Sylvanas zu sein. Das deutet sich auch in ihren Bemerkungen über ihre Schwestern im Comic "Drei Schwestern" an, denen sie im stillen prophezeiht, dass sie bald dem Tod und ihr dienen werden.
Aber egal, ob es nun schlechtes Storywriting von Blizzard, eine zunehmende Extremisierung des Charakters durch viele Rückschläge oder ein noch im Schatten liegender Grund sein mag, die Tatsache bleibt bestehen, dass Sylvanas den Befehl gab, den Teldrassil abzufackeln.
Zeit, mal einen Blick auf mögliche Storywendungen während "Battle for Azeroth" zu werfen. Ich sage dazu, dass ich die Beta nicht gespielt habe und nicht weiß, wie es genau weitergehen wird. Hindert mich aber dennoch nicht daran, ein bisschen zu spekulieren.
1. Ein Moment der Epiphanie
Extrem angelegte Charaktere können auch extreme Wandlungen durchmachen, da bekanntlich die Ausprägungen extremer Emotionen nah aneinander liegen. Es wäre also durchaus möglich, dass Sylvanas durch eine äußere Macht oder einen besonderen Moment einen Augenblick der Klarheit erlangt, in dem ihr bewusst wird, was sie derzeit anrichtet und wohin ihr Krieg die Horde, aber ganz besonders die Verlassenen führen wird. Aus einem solchen Moment heraus könnte sie ihre bisherigen Bemühungen umwerfen und etwas ganz anderes tun - beispielsweise Buße tun, sich mit den Feinden versöhnen, sich für das Geschehene entschuldigen.
Irgend etwas, das zeigt, dass in ihrem toten Herz doch noch irgendwo ein Funke positiver und menschlich nachvollziehbarer Gefühle steckt. Immerhin zeigt sie im Bezug auf ihr Volk starkes, beschützerisches Verantwortungsbewusstsein, das man auch als Liebe interpretieren könnte. Das ist auch das das einzige Szenario, bei dem ich für Sylvanas' Zukunft als Warchief eine echte Chance sehe - sie wäre nicht der erste Warchief, der eine Folge zu extremer Entscheidungen nicht übersteht.
2. Revolte innerhalb der Horde
Gerade für die naturnah und naturliebend lebenden Tauren sowie alle Druiden der Horde dürfte das, was Sylvanas mit dem Teldrassil angestellt hat, ein richtiger Schlag ins Gesicht sein. Dazu kommt, dass bei der Vernichtung des Weltenbaums viele Unschuldige gestorben sind (auf Allianzseite muss man über 900 Bürger aus dem lichterloh brennenden Darnassus retten, was natürlich unmöglich ist) und das den Ehrencodex der Orcs triggern dürfte. Beim neuesten Cinematic "Alter Krieger" sieht man deutlich, wie sehr Saurfang mit der ehrlosen Entscheidung ringt - würde es keinen heftigen Stress innerhalb der Horde geben, würde mich das sehr wundern.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sylvanas bald mit den Folgen ihres Befehls konfrontiert wird, logisch wäre es, würden zumindest die Tauren und Orcs den Aufstand proben. Vielleicht schließen sich dem sogar die Trolle an, aber angesichts der Machtaffinität des Volkes und einigen recht zwielichtigen Wurzeln ihrer Magie kann man nicht sicher sein, wie sich das entwickelt. Und wären die Blutelfen nicht über das entsetzt, was den Nachtelfen zugestoßen ist, müssten diese schon ziemlich abgeklärt und eiskalt sein...
3. Wir brauchen einen neuen Warchief!
Die Geschichte zeigt, dass es durchaus möglich ist, dass ein Warchief aussortiert wird, wenn er zu heftig überschnappt - siehe Garrosh. Das sollte Sylvanas, die bei seinem Tribunal anwesend war, eigentlich eine Warnung sein, aber ich befürchte, dass sie inzwischen jenseits solcher Überlegungen angekommen ist. Wenn selbst Nathanos Pestrufer, ihr treuester Gefolgsmann, beim Befehl, den Teldrassil abzufackeln, zurückschreckt, sagt das einiges über die Gewichtigkeit des Moments aus.
Möglich wäre es also durchaus, dass Sylvanas während "Battle for Azeroth" durch den Verlust von Undercity, der ja bereits angekündigt ist, richtig abdreht und so viele irrationale, von Hass getränkte Entscheidungen trifft, dass ihre ranghöchsten Untergebenen beschließen, sie auszusortieren.
Denn wenn ein Malfurion sie besiegen kann (während "Battle of Thorns" wäre es ihm fast gelungen, hätte ihn Saurfang nicht hinterrücks angegriffen), können das sicherlich auch andere. Oder es wird eine breit angelegte Rache- und Rettungsaktion der Allianz, da Tugendbold Anduin Wrynn ganz sicher versuchen wird, weiteren Schaden von der Allianz fernzuhalten.
4. Total verrückt, das Azurit
Mit der neuen Substanz Azerit, um die Horde und Allianz nun offen kämpfen, kommt eine neue Wildcard ins Spiel. Da das Zeug eigentlich das kristallisierte Blut der Titanin Azeroth ist, kann man damit storytechnisch im Grunde alles machen, was man will - und sowohl Sylvanas als auch Anduin Wrynn berühren die geheimnisvolle Substanz, welche den Geist klären und viele neue Ideen erwachsen lassen soll.
Was, wenn sich diese Ideen als Einflüsterungen erweisen, die von einer unbekannten Macht wie beispielsweise den Alten Göttern stammen? Der Void will zwar, dass Sylvanas zerstört wird, könnte aber in so ziemlich allem die schattigen Tentakel drin haben. Vielleicht ist es auch schlicht durch das Azerit übertragener Irrsinn, der bei einem ohnehin beschädigten Geist noch verstärkt wird, immerhin leidet Azeroth durch die von Sargeras geschlagenen Wunden extreme Schmerzen und das Azerit stammt aus dem tiefsten Inneren des Planeten.
Sollte Sylvanas' Extremismus aus einem solchen Grund resultieren, wäre es sogar möglich, dass ihr ihre Taten irgendwann verziehen werden, sofern die Wahrheit ans Licht kommt. Immerhin wäre sie nicht mehr Herrin ihres Willens gewesen - ein weiteres Mal nach dem Missbrauch durch Arthas! Ob sie nach der Aktion mit dem Teldrassil noch Warchief bleiben kann, ist eine andere Sache - ein Wechsel zum weitaus ehrenhafteren Saurfang wäre im Moment die logische Wahl, während sich Sylvanas zurückzieht, eingeknastet oder ins Exil geschickt wird.
Was meint ihr - wie geht die Story weiter? Was wird mit Sylvanas geschehen? Und - wenn ihr Hordespieler seid, wie kommt ihr mit den Entwicklung zurecht, die Sylvanas gemacht hat? Ich bin gespannt auf eure Meinungen!
Hallo,
AntwortenLöschenIch kann die Wut über das was Blizzard da geschaffen hat nicht so verstehen. Für mich ist die Handlung welche Sylvanas dort durchführt etwas was wir rollenspieler als "Konsequent" bezeichnen würden:
"was angesichts der Tatsache, dass die Verlassenen Untote und damit quasi unsterblich sind, sollten sie nicht im Kampf zerstört werden, schon recht ironisch ist" und da liegt der Trugschluss, vieleicht liege ich falsch aber das was ich so darüber gelernt habe über meine WoW zeit ist: Verlassende zerfallen. Solange es also keine "neuen" Tote gibt werden es immer weniger, denn sie können sich auch nicht vermehren.
Auch sieht man in den Bildern des Videos etwas, was sehr wichtig ist um zu verstehen: Sie konnte nicht mal diese einen Elfe und ihr Kind schützen.
Hinzu kommt das durch die Geschichte von WoW hindurch Sylvanas schon immer Egoistisch (aus sicht der Verlassenen) gehandelt hat. Der Angriff z.b. auf Gilneas war kein Freundschaftsakt für die Horde. Es ging einzig darum "IHR" Volk damit zu stärken.
Du selbst hast auch noch etwas benutzt, die 2 Bilder im Artikel haben etwas entschiedenes an sich: Im 2. Bild steht Sylvanas alleine da. Dies haben die Story schreiber denke ich nicht ohne grund getan, womit ich am ende schon glaube das es in die richtung einer der Varianten geht in denne Sylvanas auf die eine oder andere Weise abgelöst wird.
Danke für den Hinweis mit den zerfallenden Verlassenen, das habe ich gleich mal korrigiert (was Sylvanas' Verzweiflung definitiv noch greifbarer macht).
LöschenJa sicher, sie handelt konsequent - aber vor diesem Hintergrund macht die Zerstörung des Teldrassil keinen Sinn. Verbrannte Leichen lassen sich nicht wiedererwecken, damit könnte Sylvanas also ihre sich lichtenden Reihen nicht stärken. Dass sie die ganzen Unschuldigen auf dem Weltenbaum abfackelt, ist ganz sicher nicht von Pragmatismus bestimmt (sonst hätte es gereicht, die Elfen zusammenzutreiben und zu töten, um sie dann zu erwecken), sondern von Hass - und ab da muss man sich fragen, wie weit sie noch die 'frühere' Sylvanas ist oder ob sie tatsächlich 'over the edge of sanity' gesprungen ist.
Ja das ist etwas was ich mir auch dachte als es dazu kam, doch irgendwo in der Hordenquest dazu gibt es noch mal einen Dialog (ich habe den teil selbst noch nicht gemacht sondern nur in einem Video gesehen). In diesem Dialog sag sie selbst das sie nicht "unzufrieden" mit der Handlung ist es aber eigentlich nicht geplant hatte.
LöschenDie Szene welche ihr "over the edge" darstellt ist auch etwas was was ich im Rollenspiel schon oft hatte. Irgendwo ist für jeden Charakter mal der Punkt erreicht wo die Handlungen Irrational werden. An solchen stellen Würfel selbst ich oft die Handlungen meines Chars einfach aus, ich verliere sozusagen selbst die Kontrolle über ihn für eine gewisse Zeit.
Ich hoffe, das Sylvanas für ihre Tat zur Rechenschaft gezogen wird.
AntwortenLöschenIrgendwann wird der Tag kommen. Vielleicht nicht in diesem Addon, aber irgendwann. Denn, wie heisst es schön: Karma is a bitch!
Bin sehr gespannt wie es weiter geht. Das Saurfang innerhalb der Horde rebelliert und sich gegen Sylvanas stellt, bzw sich weiter gegen sie stellt (er hat ja ihren Befehl missachtet und Malfurion nicht getötet) scheint mir sehr realistisch. Andererseits könnte ich mir auch vorstellen, das Sylvanas ihn einen Kopf kürzer macht. Der traue ich so ziemlich alles zu.
Eigentlich bin ich ja auch Alli-Spieler. Allerdings mit Legion habe ich zum ersten mal ernsthaft einen Hordechar gespielt, meinen Demonhunter. Belfen DH sehen einfach besser aus als Nachtelfen DH.
Dennoch fand ich den ersten Teil des PreEvents nicht witzig, als ich die Nachtelfen in Astranar töten sollte. Auch wenn es nur Wachen waren.
Naja, und dann die Sache mit dem Weltenbaum. Sehr drastisch. Etwas zu drastisch für meinen Geschmack.
Ich nehme mal an, das die Allianz aus Rache versucht Lordaeron zurück zu erobern. Ich bin nicht auf dem Testserver gewesen, und kenne ich die Beta nicht. Daher kann ich nur spekulieren, und ich will auch noch nicht wissen wie es weiter geht. Das sehe ich dann ja. Aber wäre schon iwie witzig, die Allianz holt sich Lordaeron und Sylvanas die Reste von Teldrassil.
Soviel erstmal von mir. Muss die Tage mal den zweiten Teil des PreEvents auf Alliseite machen.
Der Allianz-Part ist ziemlich bitter... ich bin gespannt, was du dazu sagst, wenn du den durchgezockt hast, mir fiel gerade der letzte Teil sehr schwer. Man mag Krieger spielen, Krieg spielen, aber sinnloses Töten schmeckt mir nicht, das mit meinem Horde-Charakter unterstützt zu haben kommt mich bitter an. Klar, es ist Storywriting, das gehört zum Spiel mit dazu, aber innerlich gruselt es mich da.
LöschenHmmhmmhmm... im großen und ganzen versuchst du Sylvannas bzw. die Horde zu verteidigen.
AntwortenLöschenWer bleibt den überhaupt umd Sylvannas einhalt zu bieten?
Saurfang - wie bekannt - ist ja Gefangener in Sturmwind. Der Typ, dem am ehesten eine Absetzung gelingen würde.
Lor'themar - der Typ hasst alle Nacht-, Hoch- und Leerenelfen wie die Pest. Der freut sich über das was in Teldrassil passiert ist.
Baine - der Typ hat keine Eier. Sorry, aber der hat schon immer gekuscht. War bei Garrosh so - und wird bei Sylvannas das selbe sein.
Gallywix - der will nur Gold. Der verkauft sogar sein eigenes Volk. Dem ist das Leben so egal wie Sylvannas.
Die Nachtsüchtigen - für mich gibt es immer weniger Sinn, dass die sich der Horde angeschlossen haben. Da ist man grad mal paar Monate bei einer Fraktion und schon begeht die ein ehrloses Kriegsverbrechen. Storytechnisch auf keinster Weise nachzuvollziehen.
Fazit: Sylvannas sitzt felsenfest auf den Thron des Warchiefs.
Die Logik von Sylvannas ist nicht nachzuvollziehen. Ihr sagt alle, Sylvannas beginnt den Krieg um neue Untote zu erschaffen. Sylvannas kann keine Untoten mehr erschaffen. Meines Wissens hat sie (wenn überhaupt noch) 2 Valkyren übrig. Und nach der Aktion gegen Eyir glaub ich kaum, dass diese ihr noch wohlgesonnen sind. Das einzige was im moment Sinn ergäbe: Sylvannas weiß, dass ihr Volk ausstirbt - deswegen will sie alles Leben auslöschen - wenn sie nicht Leben darf, dann darf auch kein anderes Wesen leben.
So sieht es für mich im moment aus.