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Crowdfunding

Roll Inclusive - warum dieser Kickstarter für uns Rollenspieler wichtig ist


Es ist nur einige Tage her, als auf Kickstarter das Projekt "Roll Inclusive: Diversity und Repräsentation im Rollenspiel" vom Feder & Schwert-Verlag gestartet wurde. Schon am ersten Tag schoss die Backer-Beteiligung durch die Decke, das von Aşkın-Hayat Doğan, Frank Reiss und Judith Vogt betreute Buchprojekt war binnen Stunden mit der Zielsumme von 4000€ gefundet. Verdientermaßen, ich habe mich selbst auch am Starttag beteiligt und hoffe, dass auch bei 10 000€ noch nicht Schluss ist.

Für alle, die meine Gedanken lieber hören als lesen - hier gibt's das Video zum Thema:



Das Echo zeigt, wie groß das Interesse an den im künftigen Buch vorgestellten Themen ist - ich gebe euch hier einige Beispiele der geplanten Essays:
  • Heike Kamaris: Menschen mit Behinderung im Rollenspiel
    Wie werden Menschen mit Behinderung in Rollenspielsettings, Produkten und am Spieltisch repräsentiert und dargestellt? Wie könnte eine angemessenere Repräsentation aussehen?
  • Lena Falkenhagen: Die politische Dimension des Rollenspiels
    Ist Rollenspiel ein politisches Hobby? Wie politisch soll / darf Rollenspiel sein?
  • Ben Maier: Illustration - Visuelle Kommunikation im Spannungsfeld zwischen Stereotypen und Vielfalt
    Illustrator Ben Maier führt uns hinter die Kulissen von Rollenspielprodukten.
  • Oliver Baeck: Liebesgrüße von der Lebkuchenperson. Geschlechtervielfalt im Rollenspiel
    Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in Rollenspielwelten und wie eine entspannte Darstellung im Rollenspiel möglich ist. 
Schon diese vier Themen geben euch einen Eindruck von der Vielfalt der behandelten Themen, insgesamt warten 17 Essays auf euch inclusive Toolkits und fertiger Nano-Games auf euch, mit denen euch die Einbindung von Repräsentation am Rollenspieltisch leichter fallen soll. Dazu kommen durch die erreichten Stretch Goals zum heutigen Stand vier fertige Nano-Games, zwei weitere Essays und ein Lesezeichen hinzu, wobei ich hoffe und erwarte, dass es dabei nicht bleiben wird. 

Warum ich diese Publikation für richtig und wichtig halte:
Vor einigen Jahren las ich einen Artikel auf www.leidmedien.de über den sprachlichen Umgang von Journalisten mit Behinderungen und musste feststellen, dass ich genau dieselben Fehler gemacht habe, die im Artikel angeprangert wurden: grundsätzlich neigen nichtbehinderte Menschen dazu, eine Behinderung mit Leidensdruck zu verknüpfen und das auch durch die sprachliche Darstellung zu zeigen. 
Beispielsweise kommen in vielen Artikeln über Menschen mit Behinderung Formulierungen wie 'X leidet an Autismus" oder 'Z ist an den Rollstuhl gefesselt' zustande, obwohl die Betroffenen das mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nicht so empfinden, weil es ihr Alltag ist und sie damit ihr Leben leben wie jeder andere auch. Statt dessen sind Formulierungen wie 'X ist Autist/Autistin' oder 'Z sitzt im Rollstuhl' angebracht, eine sachliche Feststellung ganz ohne Wertung oder emotionaler Vorfärbung. Sollte die Person, um die es geht, tatsächlich einen Leidensdruck haben, liegt es beim jeweiligen Journalisten, das im Text dann deutlich zu machen - aber eben nicht von vornherein. 

Weil es für nichtbehinderte Menschen in der Regel mit starkem Leidensdruck verbunden wäre, plötzlich den Alltag mit einer Behinderung gestalten und bewältigen zu müssen, heisst es schließlich nicht automatisch, dass es für behinderte Menschen, die vielleicht sogar von Geburt an mit ihrer Behinderung leben, also gar keine Alternative kennen, genauso ist und sein muss. 
Seit diesem Artikel damals denke ich immer darüber nach, wie ich meine Formulierungen anpassen kann, um den Personen gerecht zu werden, über die ich schreibe. 

Denn Sprache ist mächtig, auch und vor allem in einem Bereich wie dem Rollenspiel, in dem Sprachlichkeit die Grundfesten der wahrgenommenen Realität bestimmt. Wenn also schon kleine Formulierungen zu einem ganz anderen Eindruck führen können, wie sehr bestimmt dann die Darstellung von People of Color, Frauen, behinderten Personen, fremdartigen Kulturen und Personen mit psychischer Erkrankung durch den Spielleiter die wahrgenommene Spielrealität oder beeinflusst sie auf negative Weise?

Es kann nicht schaden, dass wir uns als Rollenspieler mit Themen auseinandersetzen, die längst in der Realität und der Gesellschaftsdiskussion angekommen sind und mit darüber entscheiden, wie wir uns als Menschen und Gemeinschaft entwickeln wollen und werden. Schließlich gehören wir nicht alle zu einer homogenen, gleichgeschalteten Masse, sondern sind Individuen durch unser Können, unsere Schwächen und alles, was uns als Menschen ausmacht. 
Dazu gehören auch Herkunft, kulturelle Prägung, Krankheiten, Behinderungen und Geschlecht sowie die vielfältigen Herausforderungen, die durch eben diese Elemente im Leben warten. Und genau das bilden wir schließlich auch im Rollenspiel durch unsere Charaktere ab, denen wir Hintergründe, Kenntnisse sowie Vor- und Nachteile verleihen, der erste Schritt der Überlegung ist also längst getan. Zeit, ein bisschen mutiger zu werden und den eigenen Horizont erneut zu erweitern.

Ich hoffe, dass dieses Buch die gerade in Onlineforen und -communties bereits rege geführte Diskussion um Diversität und Repräsentation auch zu den Spieltischen trägt und neu befeuert; auf manche Essays freue ich mich schon alleine deswegen, weil ich mir für meine Spielleiter-Tätigkeit neue Impulse erhoffe. Und vielleicht ist das Buch ein Startschuss für mehr Publikationen dieser Art, die Diskussionen ums Rollenspiel nur bereichern können - schön wäre es!

Na, neugierig geworden? Dann schaut doch einfach bei der Crowdfunding-Seite von "Roll Inclusive: Diversity und Repräsentation im Rollenspiel" vorbei und unterstützt das Projekt! Oder ihr schaut auf der Facebook-Seite zum Projekt vorbei und holt euch aktuelle News und Hintergrundinfos direkt an der Quelle ;)

Über Gloria H. Manderfeld

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